Bibelvers der Woche 13/2018

Fliehet, wendet euch und verkriecht euch tief, ihr Bürger zu Dedan! denn ich lasse einen Unfall über Esau kommen, die Zeit seiner Heimsuchung.
Jer 49,8 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Feindliche Brüder

Der Kontext ist derselbe wie in dem Jesaja-Vers in Woche 4 dieses Jahres. Die Zerstörung Jerusalems als Strafe für gottloses Verhalten ist wie angekündigt eingetroffen. Aber auch die Feinde Israels sind gottlos und sollen ihrer Strafe nicht entgehen. Im Jesaja-Vers aus Woche 4 ging es um Moab, ein alter Feind des Südreichs. Hier, bei Jeremia, geht es um einen anderen Erbfeind, Edom. 

Das Volk der Edomiter ist den Hebräern eng verwandt, auch sprachlich. Sie wohnen im Süden und Osten vom Salzmeer, im Gebirge. Ihr Gott Qaus ist dem Gott der Hebräer in vielen Aspekten ähnlich, so ähnlich, dass die hebräische Bibel die Religion der Edomiter vorsichtshalber nirgends explizit verurteilt, und an einer Stelle gar von Edom als einem Ort spricht, an dem der Herr sich zeigt. Das Buch Genesis führt die Edomiter auf Esau zurück, den Bruder Jakobs. In der Torah wird erzählt, dass die Edomitern den Kindern Israels auf ihrer Wüstenwanderung den Durchzug verweigerten. Die Nachkommen von Mischehen zwischen Juden und Edomitern waren daher bis in die vierte Generation von der Volksgemeinschaft ausgeschlossen. Das Brudervolk scheint aktiven Anteil an der Zerstörung des Südreichs und Jerusalem gehabt zu haben — seitens der Propheten gibt es dazu Verurteilungen.

Die Prophezeiung von Jeremia sind wie eine Kurzfassung der Prohezeiungen über Israel. Ein tröstlicher Aspekt ist hier angedeutet mit dem Satz (Jer 49,11) „Doch was übrigbleibt von deinen Waisen, denen will ich das Leben gönnen, und deine Witwen werden auf mich hoffen“. Tatsächlich verschwanden die Edomiter mit der Invasion der Babylonier nicht aus der Geschichte. Zur Zeit Jesu war Idumäa Teil des römischen Besatzungsgebiets, zu dem auch Judäa gehörte. 

Ich wünsche uns eine gute Woche — und ein frohes Osterfest
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 10/2018

Am zehnten Tage des fünften Monats, welches ist das neunzehnte Jahr Nebukadnezars, des Königs zu Babel, kam Nebusaradan, der Hauptmann der Trabanten, der stets um den König zu Babel war gen Jerusalem…
Jer 52, 12

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Over and out

Der gezogen Vers ist ein Fragment, der Satz schließt im nächsten Vers: …und verbrannte des HERRN Haus und des Königs Haus und alle Häuser zu Jerusalem; alle großen Häuser verbrannte er mit Feuer. 

Die Sätze stehen ganz am Ende des Buchs Jeremia. Der Abschnitt ist den Prophetien und der Lebensgeschichte Jeremias nachgeschoben und fast wortgleich mit dem Ende des Buchs der Könige. Er zeigt, wie der erste Teil der Prophetien Jeremias eintrifft. Im gezogenen Vers ist die Hand erhoben, für eine logische Sekunde ist alles in der Schwebe. Im nächsten Vers fällt der Stich. Jerusalem ist von den Truppen Nebukadnezars erobert, bereits am 9. Tag des vierten Monats war die Stadt gefallen. Die militärische Arbeit ist getan. Vier Wochen später nun kommt ein Administrator aus dem inneren Kreis um König Nebukadnezar und führt das Zerstörungswerk planmäßig aus. Im Detail wird dann beschrieben, wie die kostbare Tempelausstattung nach draußen getragen und ökonomisch verwertet wird, beinahe wie eine Rückabwicklung des Tempelbaus in 1. Könige 6 und 7.

Passionszeit. Der Tempel, das Interface zwischen Gott und seinem Volk, ist nicht mehr. Gott hat nicht nur seine Gnade vom Volk genommen, sondern auch den Kontakt abgebrochen. Fast wie bei Harry Mulisch „Die Entdeckung des Himmels“ — in diesem Roman bricht Gott die Beziehung mit der modernen Menschheit ab, indem er die Tafeln mit den zehn Geboten wieder zurücknimmt. Die Elite des Volks wird nach Babylon verschleppt. In der jüdischen Bibel ist dieser Moment herausgehoben traumatisch, er ist die Scheide, um die herum die Schriften sich in ein „Vorher“ und ein „Nachher“ gruppieren. Eine Analogie für den gezogenen Vers im Neuen Testament wäre die Stelle, in der Jesus, der Mittler zwischen Mensch und Gott, die Dornenkrone trägt, aber noch nicht am Kreuz hängt. 

Der Vers erinnert daran, dass Gott uns seine Gnade gibt und er sie wieder von uns nehmen kann. Wem nicht ein Bauwerk, sondern die eigene Person der Ort der Begegnung mit Gott ist, den erinnert er an die Endlichkeit des Lebens. Und ganz entfernt scheint eine neue Perspektive auf: mit der Erfüllung des ersten Teils der Prophetie Jeremias wird nun der zweite Teil relevant, in dem es Sätze gibt wie: „So spricht der Herr: Das Volk, das dem Schwert entronnen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste; Israel zieht hin zu seiner Ruhe. Der Herr ist mir erschienen von ferne: ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Ich will dich wiederum bauen, dass du gebaut sein sollst, du Jungfrau Israel, du sollst dich wieder schmücken und mit Pauken ausziehen im fröhlichen Tanz.“ (Jer 31, 2-4)

Ich wünsche Euch eine schöne Woche
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 24/2017

Warum stellst du dich wie ein Held, der verzagt ist, und wie ein Riese, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, HErr, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!
Jer 14,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

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