Der HERR aber, der selber vor euch her geht, der wird mit dir sein und wird die Hand nicht abtun noch dich verlassen. Fürchte dich nicht und erschrick nicht.
Deut 31,8
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Fürchte dich nicht!
Wenn man Verse zufällig zieht, kann man echte Überraschungen erleben, echte Begegnungen. Vom Vers dieser Woche bin ich wie betrunken.
Mose fühlt sein Ende nahen und übergibt die Führung an seinen Nachfolger, Josua. Er selbst darf das Heilige Land nicht betreten, so hat es Gott lang vorher bestimmt. Hundertzwanzig Jahre ist er alt, bald wird das Volk den Jordan überschreiten und er wird nicht dabei sein. Dein eigenen Tod vor Augen spricht Mose seinem Nachfolger Mut zu. Alleine schafft es Josua nicht, das wissen alle, aber der Herr selbst wird für ihn streiten!
Es geht um Landnahme und einen Eroberungskrieg, der manches Mal zum Vernichtungskrieg gerät. Ich will hier etwas politisch Unkorrektes tun, das zudem gegen meine eigenen Prinzipien verstößt. Ich will den Kontext ignorieren und nur den Satz selbst betrachten. Hier wird jemanden, der bis weit über seine Grenzen hinaus mit Aufgaben beladen ist, Mut und Gewissheit zugesprochen, Gewissheit, dass des Herrn Kraft ihn tragen wird.
In dieser Lage sind wir alle, wenn wir unser Leben verstehen. Es gibt kein leichtes Leben — wem seines so vorkommt, der sieht die Herausforderungen nicht. Am Ende muß die Gegenwehr erlahmen, am Ende überwältigen die wachsenden Widernisse die schwächer werdenden Kräfte, in den Strudel eines Zusammenbruchs hinein.
Und doch! Und doch wird des Herrn Kraft uns tragen. Das ist es, was die Bibel uns im Kern sagt. Auch im Zusammenbruch, in der Überforderung, der Schwäche und der endlichen Vernichtung, dem Tod:
Des Herrn Kraft wird dich tragen. Fürchte dich nicht!
Das ist eine ungeheure Vorstellung. Wer kann sie annehmen? Der es tut, wird gänzlich anders leben.
Der Herr sei mit uns!
Ulf von Kalckreuth