Da geschah des HErrn Wort zu mir und sprach:…
Hes 14,2
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Kein Wort
Eine auffallende und ungewöhnliche Formulierung. Ich habe nachgeguckt — im hebräischen Originaltext steht es in der Tat fast wörtlich so: „Da war ein Wort des Herrn zu mir und sprach…“. Nicht der Herr spricht, sondern sein Wort.
Aber was sagt das Wort? Dass es kein Wort geben soll für diejenige, die Götzen anhängen und mit Freuden dasjenige betrachten, womit sie sich besudeln.
Propheten sind Mittler Gottes zu den Menschen. Zu Ezechiels Zeiten war dies recht umstandslos: Menschen kamen zum Propheten, setzten sich vor ihm nieder und befragten ihn. Sie erwarteten eine von Gott inspirierte Antwort. Ezechiel erfährt nun, dass er gottlosen Menschen nicht antworten soll. Der Herr selbst werde die Antwort geben, indem er diese Menschen aus dem Volk tilgt — wortlos. Antwortet der Prophet den Fragenden, macht er sich mitschuldig und es geschieht ihm das Gleiche.
Wie zwischen Menschen: solange man miteinander spricht, ist es noch nicht zum Äußersten gekommen.
Was macht Gott aus? Dass er antwortet! Würde er nicht antworten, wäre eine Welt mit Gott im Grunde nicht anders als eine Welt ohne — sie wäre durchwaltet von Kräften, zu denen wir keinen Kontakt herstellen können, und ob wir diese Kräfte nun Gott nennen, Schicksal oder Chaos, es wäre nicht wirklich wichtig.
Wer sich Gott entzieht, dem entzieht sich Gott. So einfach ist das.
Am Sonntag wird meine Tochter konfirmiert. Sie hat sich als Spruch Ps 126,3 ausgesucht: „Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich“. Das könnte nicht besser zu ihr passen. In ihrem Leben sieht sie Gott ständig, es war eigentlich immer so.
Und so möge es bleiben, für die Länge ihrer Tage!
Ulf von Kalckreuth