Gelobt sei der HErr; denn er hat erhört die Stimme meines Flehens.
Ps 28,6
Hier ist ein Link für den Kontext, zur Übersetzung von 2017.
Bitten und Danken
Ein schöner Vers! Der Psalmist, David, hat zu Gott gebetet, offenbar in schwerer Auseinandersetzung oder in großer Gefahr — dies ist der erste Teil des Psalms. Der zweite Teil setzt mit dem gezogenen Vers ein: Davids Gebet wurde erhört, er ist gerettet, er findet seine Lebensfreude wieder, ist fröhlich und stimmt den Lobpreis an:
Gelobt sei der HErr; denn er hat erhört die Stimme meines Flehens.
Der HErr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn traut mein Herz und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied.
Ps 28, 6+7
Der Vers der Woche ist die „Wende“ im Psalm. Wer diesen Vers zieht, kann sich erst einmal fragen, ob er selbst nicht Grund hat, dem Herrn zu danken, oder er kann den Vers als entsprechenden Hinweis betrachten. Er könnte sich gar entschließen, sich und seine Sache als gerettet zu erleben, selbst wenn die Signale aus der Umwelt nicht eindeutig sind. Was dem Betenden Kraft verleiht und den Umschwung bewirkt, ist ja das Vertrauen in den Herrn: „auf ihn traut mein Herz und mir ist geholfen“.
Schließlich könnte er sich fragen, wie der Dank denn aussehen kann. In einer Reziprozitätsbeziehung ist „Danke!“ ja keine bloße Floskel. Der Dankende bekennt den Wert des Empfangenen und äußert gleichzeitig die Bereitschaft, bei entsprechender Gelegenheit seinerseits zu helfen. Bezogen auf Gott gab es eine festehende Form dafür: das Dankopfer. In diesem Psalm Davids aber tritt an die Stelle des Dankopfers in Vers 7 das Lied. In Psalm 69 singt David, ebenfalls nach schwerer Anfechtung:
Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und will ihn hoch ehren mit Dank.
Das wird dem HERRN besser gefallen als ein Stier, der Hörner und Klauen hat.
Ps 69 32f
Wer dem Herrn danken kann, gar mit einem Lied, nimmt die positiven, manchmal unerwarteten Wendungen in seinem Leben wahr und lässt sie in seine Weltsicht einfließen. Der Dankende betritt seelisch einen neuen Raum und verlässt den Krisenmodus. Wir verkümmern, wenn wir nur klagen und bitten, also im ersten Teil des Psalms stecken bleiben.
Ich wünsche uns eine Woche, in der wir Grund finden, Gott zu danken, und ein Lied dazu.
Ulf von Kalckreuth