Er sprach: Ja, ich bin gekommen, dem HErrn zu opfern; heiligt euch und kommt zu mir zum Opfer. Und er heiligte Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer.
1.Sa 16,5
Hier ist der Link für den Kontext des Verses, in der Lutherbibel 2017.
Ein König für das Volk Gottes
Die Hebräer brauchen einen König, um Macht konzentrieren und projizieren zu können und die Unsicherheit der Richterzeit hinter sich zu lassen. Aber ein „König für Israel“ ist in gewisser Weise ein Widerspruch in sich — Gott selbst ist ja König. Soll es dennoch einen menschlichen König geben, muss er in besonderer Weise von Gott beauftragt sein. Dies Motiv spielte sehr viel später noch einmal eine große Rolle bei den christlichen Kaisern.
Die erste Wahl des Herrn fällt auf Saul. Doch Saul — so erzählt es das Buch Samuel — wurde ungehorsam, und er verlor den Segen des Herrn. Ein anderer König wurde gesucht, wie beim ersten Mal wird Samuel beauftragt. Dieser erfährt nicht, wer der gesuchte König sei, Gott teilt ihm nur mit, er solle Isai zum Opfer laden. Dort solle der neue König gefunden werden.
Merkwürdig? Nein. Das Opfer steht bei den Hebräern überall in der Bibel für die von den Menschen gesuchte Gemeinschaft mit Gott. In der Opferhandlung und im darauf folgenden Mahl der Feiernden ist Gott selbst präsent, ganz wie in der christlichen Abendmahlsfeier. Dies Mahl ist das perfekte Setting für die Wahl des neuen Königs und seine Salbung.
Der Ort ist Bethlehem, schon damals — dort kam David zur Welt, bei seinem Vater Isai. Samuel geht nach Bethlehem und die Bewohner sind verunsichert. Was bedeutet das Kommen des Propheten, den offenbar jeder dort kennt? Frieden? Und hier steht unser Vers. Ja, sagt Samuel, Frieden. Er lädt Isai und seine Söhne zum Opfer und sagt ihnen, sie mögen sich heiligen, also reinigen und rituell vorbereiten. Und er selbst hilft ihnen dabei.
Zunächst bleibt die Suche erfolglos: Keiner der älteren Söhne ist es. Es geht weiter wie bei Aschenputtel: Samuel fragt, ob es nicht einen weiteren Sohn gebe. Der Vater antwortet, da sei noch der jüngste, dieser hüte aber gerade die Schafe. Samuel lässt David rufen, und Gott sagt dem Propheten, dass dieser der Erwählte sei. Samuel salbt ihn auf der Stelle.
Es ist richtig, auf wichtigen Wegscheiden die Gemeinschaft mit Gott zu suchen. Und dabei sollte es nicht allzu formlos zugehen — wir brauchen Formen, um Geist und Seele zu konditionieren, aufnahmefähig zu machen. Wenn sich das Heilige, die Gemeinschaft mit Gott, nicht unterscheidet vom täglichen Leben, dann bleiben wir dem Tagesgeschäft verhaftet. Das Heilige und der Sand machen die Welt aus, sagen die Juden. Beides ist wichtig, das Heilige wie der Sand, und ebenso wichtig ist es, sie zu unterscheiden.
Gemeinschaft mit Gott wünsche ich uns für diese Woche, und vielleicht lernen wir daraus etwas über unsere Bestimmung.
Ulf von Kalckreuth