Bibelvers der Woche 09/2024

Und Saul rief und alles Volk, das mit ihm war, und sie kamen zum Streit; und siehe, da ging eines jeglichen Schwert wider den andern und war ein sehr großes Getümmel.
1 Sam 14,20

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Pflugscharen zu Schwertern

Wenn man Josua liest, bekommt man den Eindruck, die Landnahme sei ein einziger Siegeszug gewesen und am Ende habe Israel das Gelobte Land vollständig eingenommen — bis auf kleine und unbedeutende Taschen, in denen Kanaaniter und Philister sich halten konnten.

Im Buch Samuel sehen wir, dass es eher umgekehrt war. Im judäischen Land, gab es Eigenständigkeit für die Israeliten nur in kleinen Taschen. Im Großen herrschten die Philister. Sie hatten mächtige Städte an der Mittelmeerküste gegründet, trieben Handel mit der bekannten Welt und — das ist sehr wichtig — beherrschten die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen. Dieses Metall und die Waffen, die man daraus erstellen konnte, waren die Atombombe des ausgehenden zweiten Jahrtausends. Die Zeit heißt Eisenzeit aus dem selben Grund, warum wir die Zeit nach 1945 als Atomzeitalter bezeichnen. 

Der Text um unseren Vers herum weicht Brüche auf und er ist nicht leicht zu lesen. Wir sehen die folgende Grundsituation. 

  1. Auf Seiten der Israeliten besteht eine große demographische Überlegenheit — sie können potentiell 600000 kriegstaugliche Männer ins Feld schicken.  
  2. Sauls Armee ist völlig unbedeutend und besteht aus 600 Mann. Saul ist zwar König, aber sein Königtum ist noch eher ein Versprechen. 
  3. Lokal dominieren überall die Bereitschaftskräfte der Philister. Im Text sind sie als „Wachen“ bezeichnet, Sie sind stationiert in festungsartigen, strategisch wichtigen Positionen. Ihre Anwesenheit und Bewaffnung verhinderte, dass sich militärisch relevante gegnerische Konzentrationen überhaupt formieren konnten. 

Hier schwebt ein großes und nicht realisiertes Potential. Wie kann — unter den Bedingungen von 2) und 3) — die mit 1) gegebene Überlegenheit zur Geltung kommen? In der Kolonialzeit standen viele Völker vor demselben Problem 

Zu Beginn der Handlung herrscht eine Art Frieden zwischen Philistern und Israeliten, auf der Basis gefestigter Hegemonie. Um ihre Überlegenheit abzusichern, hatten die Philister den Israeliten verboten, selbst Eisen herzustellen oder zu bearbeiten. Selbst Pflugscharen mussten bei den Philistern gekauft werden. Waffen aus Eisen waren verboten. Im ganzen kleinen Heer Sauls verfügte nur sein Sohn, Jonathan, über solche Waffen.

Das vierzehnte Kapitel im ersten Samuelbuch beschreibt etwas, das man heute als Kaskade bezeichnet. Mit einem eigentlich unmöglichen Ereignis hebt Jonathan die durch 3) gegebene Überlegenheit lokal auf. Nur von einem Schwertträger begleitet klettert Jonathan eine Felswand hoch, mit Händen und Füßen, unter Hohn und Spott der Bereitschaftskräfte der Philister. Sie erwarten ihn oben, um ihn dort niederzumachen,. Sie wollen einen Schaukampf zum Vergnügen. Aber es kommt anders. Jonathan und sein Schwertträger greifen die Garnison an und machen viele der Soldaten nieder. Die kleine Streitmacht von Saul wird dieses Vorgangs gewahr — sehr spät, aber noch rechtzeitig genug, um in das Getümmel einzugreifen und den Kampf in einen Sieg für die Israeliten zu verwandeln.

Diesen Augenblick greift unser der Vers der Woche ab. Fast aus dem Nichts heraus nimmt von hier aus die Geschichte einen neuen Lauf. Denn nun sind auf einmal viele Israeliten da, die sich Saul und seiner kleinen Kerntruppe anschließen, darunter auch solche, die es vorher mit den Philistern gehalten haben. Saul nutzt die Gelegenheit, fordert von seinen Männern das Letzte und bringt schnell ein großes Gebiet unter seine Kontrolle. Auf dieser Basis kann er nun für sein Volk einen richtigen Krieg gegen die Philister führen.

Eine Kaskade, fast wie der Urknall. Nach Auffassung von Kosmologen könnte der Ausgangspunkt dieses Urknalls eine Quantenfluktuation im Nichts gewesen sein. In einem Nichts freilich, das nicht wirklich „nichts“ war, sondern ein unermesslich großes Potential. 

Wie passt das in unsere Welt? Die ukrainischen Männer fallen mir ein, die sich vor zwei Jahren ohne jede erkennbare Erfolgsaussichten Putins hochgerüsteten Invasionstruppen entgegenstellten. Und es weiterhin tun. Und Nawalnyj! Vielleicht war dies Nawalnyjs Traum, der Grund, warum er sich freiwillig in die Gewalt seiner mörderischen Häscher begab. Kristallisationskern wollte er sein, wie Jonathan. Wir werden sehen, ob es gelingt. 

Ich schreibe dies im Zug von Frankfurt nach Hamburg. Und da fällt mir plötzlich etwas drittes ein: die Konferenz, zu der ich fahre, und die ich mit anderen gemeinsam organisiert habe. Eine Konferenz, die Menschen aus ganz verschiedenen Umfeldern dazu bringen soll, eine gemeinsame Sprache zu sprechen und ein wichtiges gemeinsames Ziel zu erreichen. 

Ob wir nun religiös sind oder nicht, eins wissen wir ja alle: Schöpfung aus dem Nichts ist möglich!

Der Herr segne und behüte uns
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 22/2022

Nicht, meine Kinder, das ist nicht ein gutes Gerücht, das ich höre. Ihr macht des HErrn Volk übertreten.
1.Sa 2,24

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Verantwortung übernehmen

Der Vers berichtet von der Vorgeschichte des Aufstiges von Samuel zum Richter Israels. Samuel war als kleines Kind schon dazu ausersehen, dem Herrn im Tempel zu dienen. Seine Mutter hatte ein Gelübde getan, ihren Sohn in den Tempeldienst zu stellen, wenn sie ein Kind bekommen könnte. Hoherpriester und Richter in Israel war Eli. Zu seinen Nachfolgern hatte er seine beiden Söhne auserkoren. Diese aber verhielten sich unwürdig: die jungen Männer mißbrauchten ihre Privilegien. Der gezogene Vers gibt die Worte wieder, mit denen Eli ihnen Vorhaltungen macht.

Es bleibt vergeblich. Der Herr flucht den Söhnen und dem ganzen Hause Elis, und Samuel wird Elis Nachfolger. Und eigentümlich: die Geschichte spiegelt sich inSamuels späteren Leben. Als er ein alter Mann ist, geschieht ihm dasselbe wie Eli. Seine beiden Söhne, an die er die Last der Verantwortung abgeben will, benehmen sich selbstherrlich und beugen das Recht; siehe 1.Sa, Kapitel 8 und den BdW 37/2021. Anders als Eli aber erfüllt Samuel seine Aufgabe. Er hört den Warnruf, schiebt seine Söhne beiseite und beginnt, einen König für Israel zu suchen.

Der Unterschied zwischen Samuel und Eli wird im gezogenen Vers sichtbar, wenn man gut hinsieht. Eli sieht durchaus, was vor sich geht. Die Verfehlungen seiner Söhne werden ihm zugetragen, und er erfasst ihre Bedeutung. Aber er lässt geschehen, was er sieht. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu verstehen, denn seine Worte klingen frappierend modern. Elis Beziehung zu seinen marodierenden Söhnen hat aber nicht viel zu tun mit der Stellung heutiger Eltern. Die Stellung des morgenländischen Vaters war absolut — Eli hatte alle Möglichkeiten, Recht und Gesetz gegen den Widerstand seiner Söhne durchzusetzen. Theoretisch hätte ihm sogar die Todesstrafe zu Gebot gestanden, siehe Deut 21,18-21. Er belässt es jedoch bei milden Warnungen in wertschätzender Sprache.

Ein Engel des Herrn sagt Eli das nahende Ende an. Eli bleibt passiv — er sieht zu und lässt sogar geschehen, dass Gott vor seinen Augen den jugendlichen Samuel beruft und auch ihm das Urteil gegen Eli und seine Söhne verkündet. Die Bundeslade wird geraubt, und die drei kommen fast gleichzeitig ums Leben. Als Samuel viel später mit ganz ähnlichen Entwicklungen in seinem eigenen Haus konfrontiert wird, weiss er Bescheid. 

Manchmal kommt es aufs Ergebnis an und nicht darauf, irgendwann und irgendwie das richtige gesagt zu haben. Das gilt allgemein, speziell auch in der Familie.

Eltern haben ihren Kindern gegenüber eine Verantwortung. Nicht nur für Nahrung und Kleidung müssen sie sorgen — sie sollen auch das Verhalten der Kinder formen und diese befähigen, als integre Menschen in der Welt zu bestehen. Dabei müssen Eltern im Rahmen dessen bleiben, was sozial befürwortet und akzeptiert ist. Dieser Rahmen ist in der Zeit starken Veränderungen unterworfen. Unwandelbar bestehen aber bleibt die Verantwortung. Ihr nachzukommen, brauchen wir die Hilfe des Herrn. Auch das steht in dieser alten Geschichte.

Gott schenke uns Weisheit im Umgang mit unseren Kindern, nicht nur in dieser Woche,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 12/2022

Da antwortete Doeg, der Edomiter, der neben den Knechten Sauls stand, und sprach: Ich sah den Sohn Isais, dass er gen Nobe kam zu Ahimelech, dem Sohn Ahitobs.
1. Sa 22,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Tödlicher Verrat

Die Geschichte ist tiefschwarz. König Saul fühlt sich verraten. Feindschaft steht jetzt zwischen ihm und David, aber dieser ist bis in seine Familie hinein geliebt und beliebt. Laut in die Runde stellt Saul die Vertrauensfrage. Doëg, einer seiner oberen Knechte, antwortet im gezogenen Vers mit wirklichem Verrat.

Doëg hatte gesehen, wie David bei den Priestern in Nob Unterschlupf gefunden hatte. Namentlich, wie er dort verköstigt wurde, mit den Schaubroten, die eigentlich Teil des Opferritus für Gott den Herrn waren, und wie er von Ahimelech das Schwert Goliaths bekam, den David einst als junger Mann besiegt hatte.

Der Verrat hat entsetzliche Folgen. Fünfundachtzig Priester müssen an Ort und Stelle sterben. Der Verräter Doëg selbst tötet sie mit dem Schwert, weil niemand sonst es wagt. Dann vernichtet er Nob, die Priesterstadt: Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge sterben, sogar die Tiere. Einzig Abjatar entkommt, der Sohn Ahimelechs, er wird einer der Getreuen Davids. 

Die Geschichte charakterisiert nicht nur Saul und Doëg, sondern auch David. Er ist an dem Massaker nicht unschuldig. Als die Priester ihn aufnahmen, wussten sie nicht, dass er kein Mann des Königs mehr war, sondern dass im Gegenteil dieser ihn verfolgte. Wissend nutzte der Verfolgte ihr Unwissen für sich, obwohl er bereits ahnte, dass alles ans Licht kommen würde . David bekennt diese Schuld (V 22).

Eine frohe Botschaft gibt es hier nicht. Aber die Geschichte enthält die Frage nach einer Trennlinie, die auch uns angeht: wann wird das Verfolgen eigener Interessen, unter großem Druck vielleicht, zu Verrat an Unschuldigen?

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 37/2021

Siehe, hier bin ich; antwortet wider mich vor dem HErrn und seinem Gesalbten, ob ich jemandes Ochsen oder Esel genommen habe? ob ich jemand habe Gewalt oder Unrecht getan? ob ich von jemandes Hand ein Geschenk genommen habe und mir die Augen blenden lassen? so will ich’s euch wiedergeben.
1.Sam 12,3

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Vom Segen, gehen zu können

Lesen Sie den Vers ruhig zweimal. Auch ohne die näheren Umstände zu kennen merkt man rasch, dass hier jemand spricht, der sich seiner Stellung vergewissert, der um seine Reputation kämpft, der noch etwas sagen will.

Es ist Samuel. Samuel war nicht nur Prophet, sondern auch Richter (1.Sam 7). In der Zeit vor dem israelitischen Königtum standen Richter über den Stämmen und lösten übergreifende Rechts- oder Machtfragen und organisierten Bündnisse, wenn es Kriege zu führen galt. Sie reisten von Richtplatz zu Richtplatz durch das Land. Die Stämme waren autonom, die Richter waren daher auf freiwillige Kooperation angewiesen. Es hing von den politischen Umständen und den persönlichen Fähigkeiten des Richters ab, ob dies gelang und wenn ja, wie gut. Das Buch Richter dokumentiert, wie chaotisch oder gar bürgerkriegsähnliche die inneren Beziehungen sein konnten. 

Und Samuel war der letzte Richter. Als er hochbetagt war, versuchte er, das Amt in die Hand seiner Söhne zu legen (1.Sam 8). Doch sie erwiesen sich als unwürdig, sie waren parteiisch, bestechlich und auf den eigenen Vorteil bedacht. Das Volk wies die Söhne Samuels zurück und sagte dem Vater, es sei nun genug, man wolle einen König, und Samuel solle einen beschaffen. Er war nun wieder Richter, mit der Aufgabe, das Amt abzuschaffen! 

Samuel empfand diesen Wunsch als widerwärtig. Nicht nur aus tiefer Kränkung: darüber hinaus stand für Samuel fest, dass nur der Herr selbst König von Israel sein könne. Einen menschlichen König zu verlangen, war Mißtrauen gegen Gott!

Dieser Gott aber verlangt nun, dass Samuel den Willen des Volks tue. Er weist auch an, wer König sein solle: Saul. Samuel folgt. Dann hält er eine Abschiedsrede vor dem Volk. Er weist auf die Implikationen des Königtums hin: die Gefährdung der Beziehung zu Gott und die mögliche Versklavung durch den König. Und bittet das Volk inständig, Gott und seinem Wort die Treue zu bewahren. 

Vorher aber muss er sich die Reputation zurückholen, die seine Söhne ihm genommen haben. Samuel will in diesem Moment maximale Glaubwürdigkeit. „Siehe, hier bin ich“, setzt er ein. Er fragt das Volk, ob durch ihn, Samuel, jemand zu Schaden gekommen sei oder ob jemand Grund habe, etwas von ihm zurückzufordern. Er solle es jetzt tun. Und alle sind sich einig, dass Samuels Integrität ausser Zweifel steht. 

Mit seiner Rede gibt er sein Richteramt ein zweites Mal auf. Alles in Komposition und Duktus signalisiert, dass dieser Abschied endgültig sei. König Saul ist installiert und erringt einen glänzenden Erfolg nach dem anderen, der Wille des Volks und der Wille Gottes sind erfüllt.

Das Erstaunliche ist nun, dass er das Amt bald ein drittes Mal haben wird, wenigstens inoffiziell. Auch Saul erweist sich schliesslich als unwürdig und wieder ist Samuel gefragt: er soll das Königtum Davids vorbereiten.

Das ist eigenartig. Man kann sich denken, dass hier zwei Überlieferungsstränge zusammenstoßen: die Geschichte einer erfolgreichen Staatsgründung durch Saul und die eines glänzenden Königtums Davids, und die Figur Samuels muss die beiden Stränge verbinden und darüber hinaus David legitimieren.

So mag es sein. Ich versuche jedoch stets, die Texte so zu lesen, wie sie geschrieben stehen. Und da sehe ich einen alten, einen sehr alten Mann, der endlich gehen will; in Ehren, als einer, der niemandem etwas schuldig geblieben ist. Zu dem aber die Verantwortung ständig zurückkehrt wie ein schrecklicher Bumerang, fast wie ein Fluch. Bis zu seinem Tod — und darüber hinaus. Noch aus dem Totenreich heraus soll er antworten. In einer Szene wie aus Macbeth lässt Saul in höchster Not den Propheten und Richter durch die Hexe von Endor zitieren, in der Hoffnung auf einen rettenden Hinweis. Den aber gibt es nicht. Der Saul berufen hat, lässt ihn am Ende ganz und gar fallen. Die Tür zum Totenreich schließt sich hinter Samuel, und bald muss Saul ihm folgen. 

Glücklich, wer zur rechten Zeit gehen kann! 

Der Herr schenke uns seinen Frieden in dieser Woche, 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 33/2020

Des andern Tages geriet der böse Geist von Gott über Saul, und er raste daheim in seinem Hause; David aber spielte auf den Saiten mit seiner Hand, wie er täglich pflegte. Und Saul hatte einen Spieß in der Hand…
1 Sa 18,10 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Spieß und Harfe

Ein perfektes Standbild: Der eine hält ein Saiteninstrument in der Hand, der andere eine schwere Kriegswaffe. Der eine ruht in sich, der andere ist außer sich. Die Spannung entlädt sich im nächsten Augenblick:

und zückte den Spieß und dachte: Ich will David an die Wand spießen. David aber wich ihm zweimal aus.

Der Antagonismus von Saul und David bestimmt die beiden Bücher Samuel, siehe den Vers in Woche 35/2019. Hier liegt er vor uns in seinem Kern. Die beiden Männer sind allein miteinander. Saul hat die Gnade des Herrn verloren, der „böse Geist Gottes“ liegt über ihm. Er pendelt zwischen Traurigkeit und extremer Reizbarkeit, wir würden es heute manische Depression nennen. David ist derjenige, auf dem die Gnade des Herrn nun ruht. Wovon Saul nichts weiss: Samuel hat David schon als künftigen König gesalbt. 

Saul hatte den jungen Mann als Harfenspieler an seinen Hof geholt, er sollte ihm helfen, die Traurigkeit zu überwinden — und das gelang zunächst gut. Nach Davids Kampf mit Goliath hatte er ihm militärische Aufgaben und Verantwortlichkeiten übertragen. David Ruhm wuchs sehr schnell mit seinen Erfolgen, und Saul erlebte ihn nun nicht mehr als emotionale Stütze, sondern als Bedrohung. 

David ist Sauls Gegenstück. Wo dieser von Zweifeln zernagt wird, sich vom Volk dazu treiben lässt, Gottes Anordnungen zu mißachten und Samuel gegenüber Ausflüchte sucht, wo dieser sich selbst als Spielball krasser Gemütsschwankungen erlebt, da ist David einfach nur er selbst. Seine Hände gleiten über die Saiten, wie jeden Tag seit der Zeit als Hirte. David ist eine Art Naturkraft. Samuel hat ihn so charakterisiert: 

Da sprach Samuel zu ihm: Der HERR hat das Königtum Israels heute von dir gerissen und einem andern gegeben, der besser ist als du. Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, dass ihn etwas gereuen könnte. (1 Sam 15, 28+29)

David hat unglaubliche Dynamik und Gottes Segen. Saul die Macht und größtmöglichen Status, aber seine Mitte und seine Kraft hat er verloren. Er wirft, aber sein Spieß fehlt. David weicht zweimal aus, mit einer geschickten Wendung seines Körpers, ohne den Angriff auf der Stelle zu beantworten. Jahre später wird Saul mit seinem Spieß sich selbst töten.

Ich kann Saul verstehen. Mir scheint, als sei David auch das Gegenteil von mir selbst: mit seiner Einfachheit und Geradlinigkeit bleibt er noch in extremen Umständen Herr seiner Mitte, wie ein Radfahrer oder ein Reiter — in der Bewegung unsterblich auf Zeit. Er fürchtet Gott und sonst nichts auf der Welt, und die Herzen der Menschen fliegen ihm zu. Die Frauen Judas singen ihm Lieder: seiner Jugend, seiner Kraft, seiner Schönheit und seiner Musik.

Ja, einmal David sein…

Ich wünsche uns eine gesegnete Woche,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 35/2019

Und die Knechte Sauls redeten solche Worte vor den Ohren Davids. David aber sprach: Dünkt euch das ein Geringes, des Königs Eidam zu sein? Ich aber bin ein armer, geringer Mann.
1.Sa 18,23

Hier ist der Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Gesicht“ fallen lassen

Die Geschichte hinter diesem Vers kommt im Religionsunterricht nicht vor. Ein Kampf zweier Männer strebt seinem ersten Höhepunkt zu. König Saul hatte den vitalen, intelligenten und zupackenden David an seinen Hof geholt. David ist charismatisch und erfolgreich. Jeder liebt ihn: das Volk und sogar die eigenen Kinder Sauls.. Der König hingegen leidet unter Depressionen, der Geist Gottes sei von ihm gewichen, heißt es bei Samuel. „Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend“ singt das Volk, und tanzt dazu, und Saul kennt und hasst den Vergleich. Wo er David früher gefördert hat, will er ihn nun vernichten.

Saul baut eine Situation auf, die den jungen Emporkömmling überfordern soll. Er stellt eine Hochzeit mit seiner ersten Tochter Merab in Aussicht. David soll dafür „nur“ des Herrn Kriege gerecht führen, sagt Saul. Die Lockspeise ist vergiftet. Saul will seinen Unterführer in den Philisterkriegen zu Tode kommen lassen. David ist nichts und hat nichts, muss aber Ebenbürtigkeit beweisen und einen angemessenen Brautpreis bezahlen. Da der Preis nicht klar bestimmt ist, könnte Saul immer mehr fordern, solange, bis es schief geht. David macht sich klein und verzichtet, mit fast denselben Worten wie im gezogenen Vers: „Wer bin ich? Und was ist meine Sippe, das Geschlecht meines Vaters, in Israel, dass ich des Königs Schwiegersohn werden soll?“

Merab geht an einen anderen. Aber Saul hat eine jüngere Tochter, Michal. Diese liebt David, und Saul wiederholt sein Angebot. David wiederholt seine Antwort — das ist der gezogene Vers. Wieder nimmt er sich zurück. In der zweiten Runde sprechen David und Saul nicht mehr direkt miteinander, sondern nur noch über Knechte. Saul muss jetzt eine klare Ansage machen, eine dritte Runde wird es nicht geben. Er nennt einen sehr hohen, aber festen Preis: Der Bräutigam soll hundert Vorhäute getöteter Philister präsentieren. Mit seinen Männern überfällt David die Philister und bringt dem König doppelt so viel wie gefordert: zweihundert Vorhäute. Saul gibt ihm seine Tochter Michal zur Frau. Diese Runde geht an David: er hat nun den familiären Background, den er braucht. Aber das blutige Ringen geht noch lange weiter.

Davids Taktik erinnert an eine Szene auf dem Basar: er begrenzt sein Interesse, um Saul zur Abgabe eines festen Angebots zu bringen. Aber es ist mehr. David hat die Fähigkeit, in kritischen Situationen auf Status zu verzichten. Wenn man genau hinsieht, hat ihm dies zuvor bereits den Sieg über Goliath ermöglicht. Diesem gefürchteten Kämpfer war David als Gegner im Zweikampf formal gleichgestellt. Hätte er versucht, diese Rolle auszufüllen, wäre er verloren gewesen. Aber er verzichtet auf Rüstung und Schwert und sieht mit seiner braunen Haut und dem Hirtenstock so lächerlich aus, dass Goliath seine Deckung aufgibt und ihn nahe an sich herankommen lässt. David nutzt die Chance sofort. Auch in unserer Geschichte rettet sich David und siegt, indem er sich nicht wie ein Brautwerber verhält, nicht versucht, dem Brautvater gegenüber groß und prächtig aufzutreten. Er nimmt es in Kauf, sein Gesicht zu verlieren. 

Viel später geschieht noch einmal Vergleichbares (2. Sam 6,17-23). Als David alle Kämpfe und das Königtum gewonnen hat und die Bundeslade nach Jerusalem holt, springt und tanzt er mit nacktem Oberkörper und leinenem Priesterschurz vor der Lade; ganz und gar nicht wie ein König. Diesmal macht er sich vor Gott dem Herrn klein. Seine Frau Michal, die ihn geliebt hat und vor ihrem Vater rettete, versteht es nicht und verachtet ihn.

Es ist keine gute Idee, sich Rollenforderungen regelmäßig zu verweigern. Jeder, der etwas bewirken will — ein König allemal — muss Statusfragen ernst nehmen. Aber wenn diese den taktischen Spielraum so einschränken, dass das Ganze in Gefahr gerät, kann David sich davon lösen. Es fällt ihm sogar leicht, denn er bezieht seine Selbstachtung aus dem Ja Gottes, nicht aus dem „Gesicht“ in den Augen der anderen. Dies Motiv kehrt in den Psalmen immer wieder. Vielleicht ist dies die geistliche Botschaft hinter dieser nicht sehr schönen Geschichte: Wenn es ums Ganze geht, müssen wir uns klein machen können. Der Glaube kann uns die Kraft dazu geben.

Ich wünsche uns eine Woche, in der wir immer klar sehen, worum es wirklich geht. 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 29/2019

Da sie aber dieselbe dahin getragen hatten, ward durch die Hand des HErrn in der Stadt ein sehr großer Schrecken, und er schlug die Leute in der Stadt, beide, klein und groß, also daß an ihnen Beulen ausbrachen.
1 Sa 5,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Unverfügbarkeit

Diese Geschichte trägt archaisch-magische Züge. Im Kampf gegen die Philister, die mächtigen Erzfeinde an der Küste, erinnern sich die Israeliten an die Bundeslade. Sie soll ihnen zusätzliche Kraft verleihen und die Israeliten bringen sie aus dem Heiligtum in Silo an die Front. Die Schlacht nimmt für die Israeliten einen verheerenden Ausgang mit hohen Verlusten und die Philister erobern die Bundeslade. Aber wo auch immer sie die Lade dann hinführen, folgen Schrecken, Krankheit und Tod, namentlich in Aschdod und der Stadt Gat, auf die unser Vers sich bezieht. Schließlich geben die Philister auf. Auf einem führerlosen Wagen, gezogen von zwei säugenden Kühen ohne Kälber, deren Euter prallvoll ist und die daher unentwegt brüllen, bewegt sich die Lade „von selbst“ zurück auf israelitische Gefilde. 

Die Lade gewinnt hier ein unheimliches Eigenleben. Man kann sagen, dass es mit den Philistern die Feinde Israels trifft — so weit, „so gut“. Aber im hebräischen Lager ändert sie ihr Verhalten nicht. Als sie nach Bet Schemesch zurückkehrt, und die Menschen dort „ihre Augen aufhoben, sahen sie die Lade und freuten sich, sie zu sehen“. Aber dann sterben 70 Menschen gerade deshalb, weil sie die Lade gesehen haben, und die Bewohner geben sie in Panik an die Ortschaft Kirjat-Jearim weiter. Später, bei der Überführung nach Jerusalem durch David, wird sein Knecht Usa getötet bei dem Versuch, einen Sturz der Lade vom Wagen aufzufangen: der Verstoß gegen das Verbot, die Lade zu berühren, wird sofort geahndet. David ist entsetzt und lässt die Lade im Hause eines Nicht-Israeliten aus Gat abstellen. Diesem aber gereicht die Lade sichtbar zum Segen. David fasst Mut und lässt sie schließlich doch nach Jerusalem bringen. 

Die Lade steht für den Bund der Israeliten mit ihrem Gott und gleichzeitig für seine Gegenwart. Sie enthält die Tafeln mit den zehn Geboten, dem Kern der Weisungen Gottes an sein Volk, darüber hinaus zeitweise auch den Aaronsstab und einen goldenen Krug mit Manna. Während der Wüstenwanderung war Gottes Gegenwart für die Israeliten in besonderer Weise in der Nähe der Lade wahrnehmbar. Der Gott der Israeliten war nicht an ein bestimmtes Territorium gebunden, er war mit den Menschen, wo immer auch diese hinzogen. Nicht unähnlich den Sippengöttern im Vorderen Orient, die von nomadisch lebenden Großfamilien herumgeführt wurden (BdW 2018/26 berichtet, wie Rahel seinem Vater Laban den Sippengott stiehlt.) Spätestens mit der Offenbarung am Sinai aber erklärt sich der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zum Gott eines ganzen Volks. In der Zeit der Wüstenwanderung ist dies kein Widerspruch: Gott begleitet und schützt sein Volk, wo auch immer es sich hinbewegt, und die mobile Lade markiert gleichzeitig seine Präsenz und seine Ortslosigkeit. Ein König war nicht nötig. Gott war König.          

Was wir nun sehen, mehrere Jahrhunderte später, ist nun aber beinahe ein Zerrbild der Wüstenwanderung: die Lade vollzieht ständige Ortswechsel, im Land der Philister und dem der Hebräer, begleitet von Schrecken und tödlichen Vorfällen. „A lose cannon“ könnte man auf Englisch sagen, eine aus ihrer Lafette gerissene Kanone, die im Schiffsrumpf Verwüstungen anrichtet, getrieben vom Wellengang des Schiffs. Was kann es damit auf sich haben?

Vielleicht ist es hilfreich, die Geschichte in den geschichtlichen Kontext zu stellen. Die Landnahme ist erfolgt, und die Stämme Israels befinden sich in dauernden militärischen Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarn. Die Richterzeit neigt sich dem Ende zu. Bald wird Samuel, der Richter und Prophet, im Auftrag Gottes den ersten König Israels benennen. In dieser Zwischenzeit der beginnenden Staatlichkeit steht die Lade für etwas altes und wichtiges, das es nun nicht mehr geben soll. Das Volk will ein Territorium, feste Grenzen, gesicherte Städte und einen König mit stehendem Heer, der all dies garantieren soll. Das passt nicht zu dem Urbild des Zugs Gottes mit seinem Volk durch eine ortslose Wüste, in der die Menschen mit Wachteln und Manna vom Himmel und Wasser aus dem Felsen überleben.

Hinter der Bundeslade steht Gottes Ortlosigkeit, seine Unverfügbarkeit. Sie verträgt sich nicht mit einem Staatskult, für den im Gegenteil Erwartbarkeit und Regelbindung konstitutiv und unverzichtbar ist. 

In 1 Sam 8 wird die Ambivalenz dieser Bewegung hin zur Staatlichkeit überdeutlich. Aber es soll geschehen, und es geschieht. Am Ende führt Salomo aus, was David selbst nicht mehr gelingt: er baut in Jerusalem den Tempel, ein großes Zentralheiligtum. In seinem Inneren, im Allerheiligsten, wird die Bundeslade fest einmauert, maximal unzugänglich: nur einmal im Jahr wird dieser Raum von einem Priester betreten. Der Widerspruch ist erst einmal beseitigt. Oder wenigstens für lange Zeit scheinbar sicher weggesperrt. Denn schließlich wird der Tempel zerstört, ein erstes Mal durch die Babylonier, ein zweites Mal durch die Römer. Bei der ersten Zerstörung geht die Lade verloren, bei der zweiten auch die noch vorhandenen staatlichen Strukturen und der feste Ort für das jüdische Volk. 

In gewisser Weise ist dies ja eine Rückkehr zu den Anfängen: Juden wie Christen siedeln überall, ihr Gott ist mit ihnen wo auch immer sie sind und dies in erster Linie durch sein Wort. Der Thoraschrein in den jüdischen Synagogen überall auf der Welt erinnert an die Bundeslade mit den Tafeln, und der Tabernakel tut dasselbe bei den Katholiken.  

Der Vers mag uns an Gottes Unverfügbarkeit erinnern, und an die Kraft und Unzerstörbarkeit, die darin liegt. Und daran vielleicht, dass diese Unverfügbarkeit auch ungemütlich werden kann. 

Ich wünsche Euch eine gute Woche auf dem sonderbaren Weg mit Gott,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 25/2019

Er sprach: Ja, ich bin gekommen, dem HErrn zu opfern; heiligt euch und kommt zu mir zum Opfer. Und er heiligte Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer.
1.Sa 16,5

Hier ist der Link für den Kontext des Verses, in der Lutherbibel 2017.

Ein König für das Volk Gottes

Die Hebräer brauchen einen König, um Macht konzentrieren und projizieren zu können und die Unsicherheit der Richterzeit hinter sich zu lassen. Aber ein „König für Israel“ ist in gewisser Weise ein Widerspruch in sich — Gott selbst ist ja König. Soll es dennoch einen menschlichen König geben, muss er in besonderer Weise von Gott beauftragt sein. Dies Motiv spielte sehr viel später noch einmal eine große Rolle bei den christlichen Kaisern.

Die erste Wahl des Herrn fällt auf Saul. Doch Saul — so erzählt es das Buch Samuel — wurde ungehorsam, und er verlor den Segen des Herrn. Ein anderer König wurde gesucht, wie beim ersten Mal wird Samuel beauftragt. Dieser erfährt nicht, wer der gesuchte König sei, Gott teilt ihm nur mit, er solle Isai zum Opfer laden. Dort solle der neue König gefunden werden.

Merkwürdig? Nein. Das Opfer steht bei den Hebräern überall in der Bibel für die von den Menschen gesuchte Gemeinschaft mit Gott. In der Opferhandlung und im darauf folgenden Mahl der Feiernden ist Gott selbst präsent, ganz wie in der christlichen Abendmahlsfeier. Dies Mahl ist das perfekte Setting für die Wahl des neuen Königs und seine Salbung.

Der Ort ist Bethlehem, schon damals — dort kam David zur Welt, bei seinem Vater Isai. Samuel geht nach Bethlehem und die Bewohner sind verunsichert. Was bedeutet das Kommen des Propheten, den offenbar jeder dort kennt? Frieden? Und hier steht unser Vers. Ja, sagt Samuel, Frieden. Er lädt Isai und seine Söhne zum Opfer und sagt ihnen, sie mögen sich heiligen, also reinigen und rituell vorbereiten. Und er selbst hilft ihnen dabei.

Zunächst bleibt die Suche erfolglos: Keiner der älteren Söhne ist es. Es geht weiter wie bei Aschenputtel: Samuel fragt, ob es nicht einen weiteren Sohn gebe. Der Vater antwortet, da sei noch der jüngste, dieser hüte aber gerade die Schafe. Samuel lässt David rufen, und Gott sagt dem Propheten, dass dieser der Erwählte sei. Samuel salbt ihn auf der Stelle. 

Es ist richtig, auf wichtigen Wegscheiden die Gemeinschaft mit Gott zu suchen. Und dabei sollte es nicht allzu formlos zugehen — wir brauchen Formen, um Geist und Seele zu konditionieren, aufnahmefähig zu machen. Wenn sich das Heilige, die Gemeinschaft mit Gott, nicht unterscheidet vom täglichen Leben, dann bleiben wir dem Tagesgeschäft verhaftet. Das Heilige und der Sand machen die Welt aus, sagen die Juden. Beides ist wichtig, das Heilige wie der Sand, und ebenso wichtig ist es, sie zu unterscheiden. 

Gemeinschaft mit Gott wünsche ich uns für diese Woche, und vielleicht lernen wir daraus etwas über unsere Bestimmung. 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 14/2018

Da sich nun der Philister aufmachte und daherging und nahte sich zu David, eilte David und lief auf das Heer zu, dem Philister entgegen.
1 Sa 17,48

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Patt — und ein Ausbruch

Das judäische Heer König Sauls und das Heer der Philister stehen sich gerüstet auf zwei Bergen gegenüber, dazwischen ein Tal. Man kann den Schauplatz noch heute besichtigen, ich bin dort gewesen, ein Freund hat mich an die Stelle geführt. Die Schlacht ist jederzeit möglich, ein Angriff aber — der Israeliten wie der Philister — wäre mit großen Verlusten verbunden. Der jeweilige Angreifer müsste hinab ins Tal und wäre dort Ziel für die Pfeile und Speere des Verteidigers; dann müsste er bergauf kämpfen. Die Philister fordern die Israeliten zu einem Stellvertreterkampf heraus: einer der ihren, Goliath, soll gegen einen ausgewählten Israeliten kämpfen und so den Krieg entscheiden. Recht eigentlich eine schöne Lösung. Ein solcher Stellvertreterkampf wird auch in der Ilias versucht, zwischen Paris und Menelaos. Aber die Parteien halten sich nicht an die vereinbarten Regeln. Vielleicht gäbe es ja Troja noch, wenn es gelungen wäre…

Keiner der Israeliten wagt es, gegen den gewaltigen Krieger anzutreten, viele Tage lang. Verzweiflung macht sich breit. David, ein Junge noch und ohne Ausbildung an den Waffen, erträgt es nicht länger und meldet sich. Saul akzeptiert das Angebot. David kann die Rüstung Sauls nicht tragen und geht ohne Rüstung in dem Kampf, bewaffnet nur mit einer Steinschleuder. So — jung, schnell und wendig, unerfahren, aber auch unterschätzt, mit großem Vertrauen in Gottes Hilfe und seine eigene Kraft, unglaublich präsent, schön — tritt er dem Goliath entgegen. Der Kampf beginnt.

Frohe Ostern,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 46/2017

…und verstellte seine Gebärde vor ihnen und tobte unter ihren Händen und stieß sich an die Tür am Tor, und sein Geifer floß ihm in den Bart.
1. Sa 21,17

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984

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