Und Ahab sagte Isebel alles an, was Elia getan hatte und wie er hatte alle Propheten Baals mit dem Schwert erwürgt.
1 Kö 19,1
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Glaube und Unglauben
Das sag ich meiner Mama / meinem großen Bruder / der Frau Neuenberger. Im Kindergarten ist das die ultimative Antwort, wenn man selbst ohnmächtig ist. Die Supermacht soll es richten.
Ahab „sagt es“ seiner Frau Isebel. Ahab ist der König von Israel. Er hatte gerade mitansehen müssen, wie Elia, der Prophet Gottes, in einem Opferwettstreit mit den Propheten Baals und Ascheras obsiegte und 450 Propheten Baals und 400 Propheten der Aschera eigenhändig tötete. Mit einem weithin sichtbaren Wunder brachte Elia das Volk dazu , sich der Männer Baals und Ascheras zu bemächtigen, und der Prophet selbst vollstreckte das Urteil mit dem Schwert.
Da war Elia unerschrocken, unbesiegbar, von Gott mit unbegrenzter Macht versehen. Wenn er in diesem Moment dazu aufgerufen hätte, Ahab zu töten, wäre dies geschehen. Aber Elia hilft Ahab beim aufkommenden Regensturm und beide ziehen gemeinsam nach Jesreel.
Dort angekommen, sagte Ahab Isebel alles an, was Elia getan hatte. Isebel war des Königs Frau, eine Phönizierin, die den Baalskult nach Israel gebracht hatte. Sie hatte viele Propheten des Herrn töten lassen. Und nun bekommt sie vom König das Heft in die Hand gelegt. Sie tut nicht viel. Sie wendet sich an Elia und sagt ihm, dass es ihm sehr übel ergehen werde, wenn er morgen noch da sei.
Und Elia, der eben noch auf dem Karmel den König und achthundertfünfzig Propheten fremder Götter besiegt hatte, fällt in sich zusammen. Er rennt um sein Leben, flieht aus Jesreel, verfällt in eine tiefe Depression und flieht immer weiter, bis zum Berg Horeb im Sinai. Dort hat er eine Begegnung mit Gott.
Wenn man es liest, versteht man kaum, was hier geschieht. Wie kann das sein? Elia mit Isebel in Jesreel scheint ein anderer Mensch als Elia mit Ahab auf dem Karmel.
Es liegt nicht am Gegenüber. Ahab war kein schwacher König — wenig später gewinnt er mit hohem persönlichen Einsatz einen großen und eigentlich aussichtslosen Krieg gegen die Aramäer. Man kann es psychologisch deuten. Dann trägt Elia Merkmale einer bipolaren Störung: Phasen von Hochgefühl und Tatendrang wechseln sich ab mit tiefer Depression. Ähnliches lässt sich auch bei anderen großen Propheten beobachten, Jeremia und Hesekiel. Vielleicht spielt auch die Topographie eine Rolle. Der Karmel ist ein Berg und Jesreel liegt in der Ebene. Der Herr galt in dieser frühen Zeit als Berggott und seine Macht in der Ebene war nicht selbstverständlich, vgl. 1 Kö 20,23-28.
Für mich ist dieser Kontrast Gelegenheit, die Macht von Unglauben zu betrachten. Wenn Glaube Vertrauen ist und Berge versetzen kann, dann ist Unglauben fehlendes Vertrauen, in sich selbst, in andere und in Gott. Das macht handlungsunfähig, es bedeutet Hilf- und Wehrlosigkeit.
Mit unserem Glauben schaffen wir die Welt, unsere und die der anderen. Das ist ein Topos der Bibel — im „Bibelvers der Woche“ hat er seinen eigenen Hashtag, #Glauben und Vertrauen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Stellen Sie sich vor, Sie hätten es mit einer schweren Herzerkrankung oder einem Krebs zu tun. Welche Aussichten haben Sie, wenn Sie schon zu wissen glauben, dass alles sinnlos und verloren ist? Welche Chance hat im Krieg ein Kämpfer, der sich schon besiegt glaubt? Glaube kann Berge versetzen. Unglaube lässt sie über uns zusammenstürzen.
Inmitten eines Bergs, dem Horeb, findet Elia seinen Glauben wieder, als er Gott einfach zuhört. Er trifft Gott in einem Windhauch.
Ich wünsche uns eine Woche in Gottes Segen,
Ulf von Kalckreuth