Und sollst Dankopfer opfern und daselbst essen und fröhlich sein vor dem HErrn, deinem Gott.
Dtn 27,7
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Party für das Gesetz
Noch einmal Deuteronomium, zum dritten Male hintereinander. Meine Tochter sagt, das sei ein Zeichen, ich solle das Buch nun ganz lesen. Das habe ich nicht geschafft in dieser Woche, aber vielleicht können wir ja das Buch als Ganzes ins Auge fassen. Es kreist um das (mosaische) Gesetz. Das Buch ist eine Art Zusammenfassung des zweiten, dritten und vierten Buchs Mose, einheitlich gefasst als drei Reden Mose, die er am Ufer des Jordan hält, kurz bevor das Volk den Sprung ins unbekannte verheissene Land wagt, kurz auch vor seinem eigenen Tod.
Wie soll mit dem Gesetz umgegangen werden, nachdem es nun vorliegt? Die Abschnitte geben drei konkrete Anweisungen. Erstens: Nach der Landnahme sollen zwei Stelen aufgestellt werden, mit Kalk getüncht, auf denen das Gesetz zu lesen ist, Wort für Wort. Zweitens: Sechs Stämme stellen sich auf dem Berg Ebal (bei Sichem, heute Nablus) und sprechen Verfluchungen. Auf dem benachbarten Garizim stehen sechs andere Stämme und sprechen Segensworte. Ganz wie in Dtn 28: Fluch für das Volk, wenn es die Gebote mißachtet, Segen, wenn es sie einhält. Das Gesetz wird hier konkreter Ausdruck des Bundes zwischen Gott und den Menschen. Das ist die Botschaft des Deuteronomiums. Haltet den Bund fest, so hält Gott an euch fest — und das gelingt, indem ihr das Gesetz haltet, das Gott euch gibt zu diesem Zweck.
Das ist die Theologie des Deuteronomiums. Dafür wird das Buch geschmäht von liberalen christlichen Theologen, aber ohne diese Theologie — und die vielen Antworten, die es darauf gibt — sind Christentum und Judentum schlicht unverständlich.
Die dritte Anweisung gibt unser Vers: Gottes Volk soll auf dem Ebal einen Altar bauen und Dankopfer bringen und essen und fröhlich sein. Das ist eine sehr merkwürdige Vorstellung für uns. Party für das Gesetz!? Wer empfindet Freude an der Straßenverkehrsordnung, an der Steuergesetzgebung oder am bürgerlichen Recht?
So ist es aber gemeint. Gottes Gesetz wird Grund zur Freude und zur Feier. Es ist ein Anker, eine Landkarte für den Bund. Im Judentum gibt es ein Fest, Simchat Torah, das Fest der Torahfreude, wo große Freude nicht nur erlaubt ist, sondern den eigentlichen Kern ausmacht. Simchat Torah schließt die Reihe der hohen Feiertage im Herbst ab.
Zurück zu den Stelen. Was soll darauf geschrieben werden, welches Gesetz ist gemeint? Das Deuterononomium als Ganzes ist gewiss zu voluminös. Die zwei Stelen erinnern sehr an die beiden Steinplatten, auf die Gott selbst die zehn Gebote schrieb, den Kern des mosaischen Gesetzes. Diese Tafeln wurden aufbewahrt in der Bundeslade, die später im Allerheiligsten des Tempels stand, als Ausdruck und physische Manifestation des Bundes zwischen Gott und der Menschen.
Stelen des 21. Jahrhunderts sind die Webseiten im Internet — dort wird geistige Realität geschaffen und auch vernichtet. Vielleicht ist es daher angebracht, wenn der Betreiber eines Blogs zur Bibel den zehn Geboten eine kleine Stele errichtet, oder besser: zwei. Am Ende eines langen Jahres hatte ich die zehn Gebote schon einmal ins Netz gestellt. siehe den BdW 53/2020. Hier sind sie wieder, diesmal gemeinsam mit dem hebräischen Original, in der Fassung Dtn 5,6-21.
Ein Schlüssel für den Bund mit Gott. Grund zur Freude!
Der Segen des Herrn sei mit uns,
Ulf von Kalckreuth
Deutsch, Lutherbibel 1984, Dtn 5,6-21 | Hebräisch |
6Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft. | ו אָנֹכִי יְהוָה אֱלֹהֶיךָ, אֲשֶׁר הוֹצֵאתִיךָ מֵאֶרֶץ מִצְרַיִם מִבֵּית עֲבָדִים: |
7Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. | לֹא-יִהְיֶה לְךָ אֱלֹהִים אֲחֵרִים, עַל-פָּנָי. |
8Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist. | ז לֹא-תַעֲשֶׂה לְךָ פֶסֶל, כָּל-תְּמוּנָה, אֲשֶׁר בַּשָּׁמַיִם מִמַּעַל, וַאֲשֶׁר בָּאָרֶץ מִתָּחַת–וַאֲשֶׁר בַּמַּיִם, מִתַּחַת לָאָרֶץ. |
9Du sollst sie nicht anbeten noch ihnen dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, | ח לֹא-תִשְׁתַּחֲוֶה לָהֶם, וְלֹא תָעָבְדֵם: כִּי אָנֹכִי יְהוָה אֱלֹהֶיךָ, אֵל קַנָּא–פֹּקֵד עֲוֺן אָבוֹת עַל-בָּנִים וְעַל-שִׁלֵּשִׁים וְעַל-רִבֵּעִים, לְשֹׂנְאָי. |
10aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. | ט וְעֹשֶׂה חֶסֶד, לַאֲלָפִים–לְאֹהֲבַי, וּלְשֹׁמְרֵי מצותו מִצְוֺתָי. |
11Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. | י לֹא תִשָּׂא אֶת-שֵׁם-יְהוָה אֱלֹהֶיךָ, לַשָּׁוְא: כִּי לֹא יְנַקֶּה יְהוָה, אֵת אֲשֶׁר-יִשָּׂא אֶת-שְׁמוֹ לַשָּׁוְא. |
12Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligest, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat. | יא שָׁמוֹר אֶת-יוֹם הַשַּׁבָּת, לְקַדְּשׁוֹ, כַּאֲשֶׁר צִוְּךָ, יְהוָה אֱלֹהֶיךָ. |
13Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. | יב שֵׁשֶׁת יָמִים תַּעֲבֹד, וְעָשִׂיתָ כָּל-מְלַאכְתֶּךָ. |
14Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du. | יג וְיוֹם, הַשְּׁבִיעִי–שַׁבָּת, לַיהוָה אֱלֹהֶיךָ: לֹא תַעֲשֶׂה כָל-מְלָאכָה אַתָּה וּבִנְךָ-וּבִתֶּךָ וְעַבְדְּךָ-וַאֲמָתֶךָ וְשׁוֹרְךָ וַחֲמֹרְךָ וְכָל-בְּהֶמְתֶּךָ, וְגֵרְךָ אֲשֶׁר בִּשְׁעָרֶיךָ–לְמַעַן יָנוּחַ עַבְדְּךָ וַאֲמָתְךָ, כָּמוֹךָ. |
15Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst. | יד וְזָכַרְתָּ, כִּי עֶבֶד הָיִיתָ בְּאֶרֶץ מִצְרַיִם, וַיֹּצִאֲךָ יְהוָה אֱלֹהֶיךָ מִשָּׁם, בְּיָד חֲזָקָה וּבִזְרֹעַ נְטוּיָה; עַל-כֵּן, צִוְּךָ יְהוָה אֱלֹהֶיךָ, לַעֲשׂוֹת, אֶת-יוֹם הַשַּׁבָּת. |
16Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat, auf dass du lange lebest und dir’s wohlgehe in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird. | טו כַּבֵּד אֶת-אָבִיךָ וְאֶת-אִמֶּךָ, כַּאֲשֶׁר צִוְּךָ יְהוָה אֱלֹהֶיךָ–לְמַעַן יַאֲרִיכֻן יָמֶיךָ, וּלְמַעַן יִיטַב לָךְ, עַל הָאֲדָמָה, אֲשֶׁר-יְהוָה אֱלֹהֶיךָ נֹתֵן לָךְ. |
17Du sollst nicht töten. | טז לֹא תִרְצָח, |
18Du sollst nicht ehebrechen. | וְלֹא תִנְאָף; |
19Du sollst nicht stehlen. | וְלֹא תִגְנֹב, |
20Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. | וְלֹא-תַעֲנֶה בְרֵעֲךָ עֵד שָׁוְא. |
21Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist. | וְלֹא תַחְמֹד, אֵשֶׁת רֵעֶךָ; וְלֹא תִתְאַוֶּה בֵּית רֵעֶךָ, שָׂדֵהוּ וְעַבְדּוֹ וַאֲמָתוֹ שׁוֹרוֹ וַחֲמֹרוֹ, וְכֹל, אֲשֶׁר לְרֵעֶךָ. |