Bibelvers der Woche 37/2027

Und Mose redete mit ihnen samt Eleasar, dem Priester, in dem Gefilde der Moabiter, an dem Jordan gegenüber Jericho,…
Num 26,3

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984

601.730 + 23.000

Wer war der erste Volkszähler? Moses, denn er zählte gleich zweimal das Volk: zum ersten Mal nach dem Auszug aus Ägypten, und dann 38 Jahre später nochmals, in Vorbereitung auf den Einfall in das Gelobte Land Kanaan. Von der ersten Volkszählung hat das Buch ‚Numeri‘ seinen Namen, und um die zweite Volkszählung geht es in unserem Vers. 

Die neueren Lutherbibeln übersetzen „Und Moses und Eleasar zählten sie…“ aber ich habe nachgeschaut; im hebräischen Original steht „redete mit ihnen„. Die alte Übersetzung ist genauer und informativer. Mose hat das Volk nicht selbst gezählt, sondern er sprach mit den Stammesfürsten, die sich wiederum an die Clanhäupter wandten, die Familien unter sich hatten, usw. 

Gab es denn ein Problem? Ja! Man muss sich die Gespräche mit den Stammesfürsten eher als Verhandlungen denken. Denn wer bei der Musterung viele Männer meldete, mußte in den bevorstehenden Kriegen entsprechend viele Kämpfer stellen. Da war es besser, wenn die Familie, der Clan, der Stamm nicht gar so groß war… Mose mußte mit einer erheblichen Untererfassung rechnen. Aber unterstützt vom Herrn sorgte er für Anreize. Bei der bevorstehenden Landverteilung sollten die Stämme entsprechend ihrer Größe berücksichtigt werden. Engagement will eben belohnt sein.

Volkszählung vor der Überquerung des Jordan
Volkszählung vor der Überquerung des Jordan

Am Ende stehen zwei Zahlen: 601.730 männliche Israeliten im Alter von 20 Jahren und darüber, außerdem 23.000 Leviten, die kein Land erhielten und sich am Kriegsdienst nicht beteiligten. „Wer das Volk zählt, bereitet den Krieg vor.“ Das war ein Schlachtruf im Kampf um die Volkszählung 1987, in dem ich selbst aktiv war — als Zähler. Hier, am Anfang der Geschichte Israels, ist der Satz buchstäblich wahr.

Beim Nachdenken fallen mir zwei Bilder aus unseren Tagen ein: 

  • Angesichts der äußeren Bedrohung sollen in Deutschland die jungen Männer befragt werden, ob sie gegebenenfalls bereit sind, freiwillig das Land mit der Waffe zu verteidigen. Auf das Ergebnis bin ich gespannt, und das ist keine Ironie. Engagement will belohnt sein — wenn nicht materiell, so doch wenigstens ideell. Wird jemand mit ‚ja‘ antworten, wenn er dafür von seinen Freunden, Bekannten und Verwandten für dumm gehalten wird? Und wenn alle ’nein‘ sagen, was will unsere Regierung tun? Der Chef des DIW denkt laut über das reiche, rüstige und schnell wachsende Potential nach, das unser Land in Gestalt seiner Rentnerinnen und Rentner hat… 

  • Josua lebt, und heute heißt er Netanjahu. Der israelische Präsident hat weitere 60.000 Reservisten eingezogen und lässt seine Armee in diesen Tagen und Stunden Gaza-Stadt erobern, gegen den nachdrücklichen Rat seines Armeechefs Eyal Zami. Die Bevölkerung in Gaza hungert. Im Westen weist die Regierung große neue Siedlungsgebiete aus und zerschneidet das Westjordanland. Das Center for European Policy Studies (CEPS), ein angesehener Think Tank, hat einen offenen Brief einer großen Gruppe ehemaliger Diplomaten aus mehreren europäischen Staaten veröffentlicht. Darin werden harte Sanktionen gegen Israel gefordert. Mit großem Erstaunen beobachte ich mich selbst und stelle fest, dass ich die Forderung für berechtigt halte und sie unterstütze. 

Wie bringt man diese Bilder zusammen? Rechts und Links, konservativ und progressiv, sind untauglich geworden als Kategorien für die Orientierung, wenn sie denn jemals getaugt haben. Was kann helfen, in Deutschland und in Israel? Klare Ziele, ein breit verankertes Wertfundament und eine nüchterne Bestandsaufnahme der Notwendigkeiten und Möglichkeiten — und dabei auf Gott vertrauen. Von Moses lernen… 

Der Herr behüte uns alle!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 35/2025

Der ganzen Gemeinde sei eine Satzung, euch sowohl als den Fremdlingen; eine ewige Satzung soll das sein euren Nachkommen, dass vor dem HErrn der Fremdling sei wie ihr.
Num 15,15

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Perfekte Nicht-Diskriminierung

Ein erstaunlicher Vers. In dem Abschnitt geht es eigentlich um ein Detail im Opferritus — wer ein Brandopfer bringt, soll dazu eine bestimmte Menge feines Mehl und Öl geben, abgestuft nach der Größe des Opfertiers. Das Opferfleisch diente zu großen Teilen der Ernährung der Priester, und da waren Mehl und Öl auch wichtig.

Diese Regel, so heißt es, gilt für einheimische Israeliten. Wenn aber ein Fremder bei ihnen wohnt und dem Herrn opfern will, so soll auch er es so halten. Das mag noch fiskalisch motiviert sein, auch die Fremdlinge sollen Mehl und Öl geben. Schließlich folgt ein dritter Schritt, völlig losgelöst vom Opfer: es soll überhaupt nicht unterschieden werden zwischen Einheimischen und Fremden. Das ist unser Vers. Ein perfektes Diskriminierungsverbot: alle Regeln gelten gleichermaßen für alle. Das wird mit einer Emphase ausgesprochen, die sich kaum steigern lässt. Oft geht das erste Testament so vom Konkreten zum Abstrakten. Hier ist der ganze Absatz (Vers 13-16):

Wer ein Einheimischer ist, der soll es so halten, wenn er dem HERRN opfern will ein Feueropfer zum lieblichen Geruch. Und wenn ein Fremdling bei euch wohnt oder unter euch bei euren Nachkommen lebt und will dem HERRN ein Feueropfer zum lieblichen Geruch darbringen, so soll er es halten wie ihr. Für die ganze Gemeinde gelte nur eine Satzung, für euch wie auch für die Fremdlinge. Eine ewige Satzung soll das sein für eure Nachkommen, dass vor dem HERRN der Fremdling sei wie ihr. Einerlei Gesetz, einerlei Recht soll gelten für euch und für den Fremdling, der bei euch wohnt.

Ich bin überrascht — diese Bestimmung kannte ich nicht. Im ersten Testament wird oft genug recht deutlich unterschieden zwischen Israeliten und Fremden. So dürfen Hebräer unter Volksgenossen keine Sklaven nehmen, unter Nicht-Israeliten sehr wohl. Und es gibt strenge Regeln hinsichtlich Heirat und Erbe. 

Man muß den Vers zweimal lesen. Perfekte Nicht-Diskriminierung, ohne jede Ausnahme. Wie gut passt das zu Israel heute, wie gut zu seiner von religiös-orthodoxen Parteien energetisierten Politik hinsichtlich der Palästinenser in Gaza und im Westjordanland? Heute, am Mittwoch, den 20.08.2025 lese ich auf Seite 1 meiner Zeitung, dass vom israelischen Parlament der Bau einer großen Siedlung genehmigt wurde, die das Westjordanland in zwei Hälften zerschneiden wird. Außerdem ist die militärische Eroberung von Gaza-Stadt beschlossen. 60.000 Reservisten werden dafür neu eingezogen, der Dienst von 20.000 Reservisten wird verlängert. 

Und die Christen, z.B. in den USA und Europa?

…eine ewige Satzung soll das sein euren Nachkommen, dass vor dem HErrn der Fremdling sei wie ihr.

Da klingt eine Melodie auf, wie Frieden und Gerechtigkeit. Nicht leise, sondern laut. Das Gebot bindet auch Fremdlinge, für sie gibt es ebensowenig Sonderrechte wie für Einheimische. Wie steht es damit bei uns? 

Das Wort ‚Fremdling‘ gilt hierzulande heute als politisch inkorrekt, ebenso wie ‚Flüchtling‘. Warum eigentlich? Es könnte abwertend sein, wird gesagt. Interessant. Und auch sehr bequem — wie lässt sich Diskriminierung feststellen, wenn Unterschiede sprachlich nicht zugelassen sind? So segne uns Gott und behüte uns. Und den Fremdling, der bei uns wohnt.
Ulf von Kalckreuth 

P.S. Auf meine Frage bekam ich schnell eine Antwort, gleich am Tag danach. Derzeit findet im Frankfurter Grüneburgpark das ‚System Change Camp‘ statt, wo sich zehn Tage lang rund 1000 linksdrehende, meist junge Menschen aus ganz Deutschland treffen, die die Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Jeden Tag fahre ich zweimal vorbei, und manchmal gucke ich auch herein. Es ist eine für mich recht weit entfernte, exotische Welt, aber ich will sehen und lernen. Fremde nennt man im Aktivistencamp ‚migrantisch gelesene Personen‘. Der Sprechende erlaubt sich dabei kein Urteil, ob die so angesprochene Person zugewandert ist oder nicht, es wird statt dessen festgestellt, dass sie als Migrant oder Migrantin wahrgenommen wird — noch genauer: sie wird so ‚gelesen‘. Beim Lesen wird die Wahrnehmung aktiv vom Betrachter selbst erzeugt, geht also nicht vom Betrachteten aus. 

Echt jetzt? Bleibt zu hoffen, dass die als migrantisch gelesenen Personen verstehen, wenn über sie gesprochen wird. Wie schön ist da die klare Sprache der Bibel!

Bibelvers der Woche 29/2025

Aber den Namen Aarons sollst du schreiben auf den Stecken Levis. Denn je für ein Haupt ihrer Vaterhäuser soll ein Stecken sein.
Num 17,18

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Auftrag

Es ist ein Gottesurteil aus der Zeit der Wüstenwanderung und zunächst einmal geht es darum, welcher Stamm Gott besonders nahe stehen soll. Jeder Stamm der Israeliten gibt Mose einen Stab. Die Stäbe der Stämme werden vor die Stiftshütte gelegt. Am nächsten Morgen geht Mose hin und findet, dass der Stab des Stammes Levi ergrünt ist, blüht, und Mandeln trägt. Ein klares Zeichen Gottes.

Das Zeichen würde gut passen in den Kontext der Berufung der Leviten zum Dienst am Tempel, siehe den BdW 16/2025.  Aber in solch einem Kontext steht die Geschichte nicht, im Gegenteil. Vorher wurde nämlich erzählt, wie sich die Elite der Leviten auflehnt gegen den Anspruch Aarons, des Bruders Mose, das Priestertum allein zu verwalten, er und seine Söhne, so dass den Leviten nur die nichtpriesterlichen Dienste bleiben. Die Revolte einer Gruppe um Korach, eines levitischen Fürsten, wird von Gott persönlich niedergeschlagen, der Boden tut sich auf und verschlingt Korachs Gefolgsleute, die „Rotte Korachs“. Ein furchtbares Feuer tut ein Übriges. Als sich Unmut im ganzen Volk ausbreitet, beginnt eine Epidemie zu wüten, die nur der Eingriff Moses noch aufhalten kann. 

Die Kohaniter, die Nachkommen Aarons, sind Leviten. Aber sie sind besonders: Nur Kohaniter durften Priester und Hohepriester sein. Andere Leviten taten Dienst im Tempel, ohne aber Priester sein zu können. Wie die Frauen in der katholischen Kirche. Im BdW 34/2023 geht es um die Berufung von Leviten zu einem nicht-priesterlichen Dienst. Mit dem Wunder vom grünenden Stab soll die besondere Rolle Aarons und seiner Söhne abgesichert werden, sein Priestertum. Hier ist unser Vers absolut entscheidend — auf den Stab des Stammes Levi nämlich wird der Name Aarons geschrieben, seines obersten Repräsentanten. Der Stab wird daher Aaronsstab genannt, und man kann das Ergebnis so interpretieren, dass Gott das Priestertum Aarons bestätigt. Wenn aber der Stamm Levi mit dem Namen Aarons identifiziert wird —  wie lassen sich durch dieses Gottesurteil die Ansprüche der Leviten im allgemeinen und der Kohaniter im besonderen trennen? 

Ohne unseren Vers würde die Geschichte vom grünenden Stab eine komplett andere Botschaft überbringen! Wenn ich Theologe wäre, würde ich jetzt weiterfragen. Aber das bin ich nicht. Ich fahre in einem Regionalzug durch die Toskana, mit einem Interrail-Ticket in der Tasche, und bewege mich langsam auf Siena zu. Und wie ich nach draussen schaue, interessiert mich etwas anderes. Im Kontext des gezogenen Verses greift Gott selbst an mehreren Stellen massiv ein und tut seinen Willen kund. Im Leben ist das die Ausnahme. Wie äußert sich Berufung, was sind die Zeichen — gibt es welche? Und wenn jemand meint, die Zeichen lesen zu können, wie geht er damit um?

Blick aus dem Zugfenster, in der Toskana

Blick aus dem Zugfenster, in der Toskana

Berufungen haben etwas finales. Typischerweise gibt es nicht einmal Rente oder Pension. Einige Propheten, von denen das erste Testament berichtet, haben sich verzweifelt gegen ihre Berufung gewehrt, aus gutem Grund. Wer berufen wird, ist herausgenommen in ein Leben auf dem Präsentierteller, von der Umwelt ständig in Frage gestellt. Und es geschieht nicht oft, dass die Widersacher von der Erde verschluckt werden. 

Ich wünsche uns eine gesegnete Woche unter dem Schutz des Herrn,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 16/2025

…sondern du sollst sie ordnen zur Wohnung des Zeugnisses und zu allem Geräte und allem, was dazu gehört. Und sie sollen die Wohnung tragen und alles Gerät und sollen sein pflegen und um die Wohnung her sich lagern.
Num 1,50

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Kaste und Kompass

Das Kapitel beginnt mit einer Zählung der wehrfähigen Männer in Israel. Das Volk zieht in der Wüste umher, und die Zeit ist gekommen, sich militärisch auf den Einfall in das Gelobte Land vorzubereiten. Bei dieser Erfassung bleiben die Leviten ausgenommen. Ihr Dienst liegt ausschließlich bei der Stiftshütte, den heiligen Gerätschaften und der Bundeslade, einem ganzen mobilen Tempel, der von den Israeliten auf ihrer Wanderung mitgeführt wird. 

So ähnlich — freigestellt von Militärdienst und weltlicher Arbeit für den Dienst an Gott — verstehen sich im heutigen Israel viele ultraorthodoxe Männer. Im alten Israel sind Leviten Tempeldiener. Die Priester werden von einer besonderen Sippschaft unter ihnen gestellt, den Nachkommen Aarons. Andere Leviten dürfen zwar nicht Priester sein, aber auch sie nehmen Aufgaben an dem und für den Tempel wahr. Die Leviten sind, was man heute als Funktionselite bezeichnet. Spezialisiert auf kultische Aufgaben haben sie intensiveren Umgang mit der Schrift als andere Israeliten, und von ihrer Hand stammen wohl große Teile der jüdischen Bibel.  

Als Funktionselite, als Kaste, sind Leviten nicht an ein bestimmtes Territorium gebunden. Es gibt kein Stammland der Leviten, von dem sie leben, das sie bearbeiten könnten. Aber dennoch verstehen sie sich als Stamm und als Nachkommen eines der zwölf Söhne Jakobs, und so beschreibt es die Bibel. Zwei real existierende Stämme — Ephraim und Manasse — werden auf einen Sohn, Joseph, zurückgeführt, damit die Zwölfzahl erhalten bleibt, bei den Stammesterritorien ebenso wie bei den Söhnen.

Ein Israelit wurde in eine bestimmte Aufgabe, eine bestimmte Rolle und Position hineingeboren. Die Leviten haben von Geburt an eine Aufgabe — Gott zu dienen, und zwar in genau bestimmter Weise. Ihr Leben wird dadurch durchgreifend geprägt und bestimmt. Wir sind dieser Art Auftrag im Bibelvers der Woche 34/2023 bereits begegnet.

„Um die Wohnung her sich lagern…“ Wie es sich wohl anfühlt, die Aufgabe schon als kleines Kind zu kennen, sie vom Vater zu erben, gottgewollt?  

Gottes Weisheit ist Orientierung im Leben, Orientierung der Bewegungsrichtung. Wenn wir unsere Aufgabe nicht schon kennen, wenn wir sie erst finden müssen, brauchen wir diese Weisheit so dringend wie einen Kompass im Polareis. 

Der Herr helfe uns, die Aufgabe zu verstehen und er gebe uns Kraft. 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 52/2024

Wo aber ihr Mann ihr wehrt des Tages, wenn er’s hört, so ist ihr Gelübde los, das sie auf sich hat, und das Verbündnis, das ihr aus den Lippen entfahren ist über ihre Seele; und der HErr wird ihr gnädig sein.
Num 30,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Was man versprochen hat…

… muß man halten. Aber Prinzipien offenbaren ihr Wesen in Grenzfällen. 

Im Alten Orient hatte der Ehemann Rechte, die in mancher Hinsicht eigentumsähnlichen Charakter hatten. Die Ehefrau war keine Sklavin, sie war aber mitnichten frei. Wie geht die Torah mit den religiösen Bindungen um, die die Frau eingehen will? 

Gelübde erachtet die Torah als heilig, sie sind zu befolgen. Das steht vor der Klammer und im gezogenen Abschnitt gleich zu Beginn (V3):

Wenn jemand dem HERRN ein Gelübde tut oder einen Eid schwört, dass er sich zu etwas verpflichten will, so soll er sein Wort nicht brechen, sondern alles tun, wie es über seine Lippen gegangen ist.

Das gilt auch für das Gelübde einer Frau — im Prinzip. Im Vers geht es um den Fall, dass eine Frau vor der Eheschließung ein Gelübde ablegt, von dem der Bräutigam nichts weiss. Die Frau könnte vor der Eheschließung etwa gelobt haben, unbefleckt und kinderlos ihr Leben Gott zu weihen. 

Ein Blick ins BGB lohnt. Eine „Dienstbarkeit'“ ist im Sachenrecht ein dingliches Nutzungsrecht an einer fremden Sache. Steht etwa jemand anderem als dem Eigentümer eines Felds ein Teil der Ernte zu, ist das ebenso eine Dienstbarkeit wie ein Wegerecht, das dem Nachbar das Recht einräumt, das Feld zu durchqueren. Bei Grundstücken müssen Dienstbarkeiten ins Grundbuch eingetragen werden. Dies schafft Rechtssicherheit, und ein möglicher Käufer kann Kenntnis erhalten. Kauft er dennoch, betrifft die Dienstbarkeit ihn genauso wie den früheren Eigentümer.

Für Menschen gibt es keine Grundbücher. Der Mann hat eine Frau geheiratet, die vorher ein Gelübde abgelegt hat. Nach der Eheschließung steht sein Recht gegen das Recht Gottes. Die Torah wählt eine Lösung, die das Recht Gottes bekräftigt, ohne das Recht des Mannes aufzuheben. An dem Tag, an dem er Kenntnis von dem Gelübde erlangt, kann der Mann sich dagegen verwahren. In diesem Fall hat es weiter keine bindende Wirkung und Gott wird der Frau gnädig sein. Legt er sein Veto aber nicht noch am selben Tag ein, so ist das Gelübde gültig und bindend — für beide. 

Wird sie aber eines Mannes Frau und liegt noch ein Gelübde auf ihr oder hat sie unbedacht etwas versprochen, durch das sie sich gebunden hat, und ihr Mann hört es und schweigt dazu an demselben Tage, so gilt ihr Gelübde und ihre Verpflichtung, die sie sich auferlegt hat (V7+8).

Die Frau kann sich Gott gegenüber durchaus verpflichten, auch wenn dies die Interessen des Mannes empfindlich tangiert. Hätte sie Kinderlosigkeit gelobt und der Mann legte nicht bis zum Sonnenuntergang desselben Tags Einspruch ein — das Gelübde wäre Gesetz. Genauso geregelt sind Gelöbnisse, die eine Frau in einer bereits bestehenden Ehe ablegt und solche, die eine unverheiratete Frau im Hause ihres Vaters tätigt. 

Die Einschränkung, die unser Vers macht, ist asymmetrisch, der Frau steht kein vergleichbares Vetorecht zu. Aber mehr als eine Notbremse ist das Einspruchsrecht des Mannes nicht. Was wäre darauf die feministische Sicht? Manifestiert sich hier das orientalische Patriarchat besonders deutlich? Die Frau ist Objekt und die beiden Männer, Patriarch und Vatergott, grenzen ihre Sphären ab? Oder scheinen gerade hier die Grenzen des Patriarchats auf? Welchen Stellenwert hat die Freiheit, sich zu binden? Sollte es Gelübde vielleicht gar nicht geben, weil sie die Selbstbestimmung der Frau einschränken? Oder ist Freiheit nicht gerade auch die Freiheit, seine Pflichten selbst zu wählen?

Ich wünsche uns allen einen gesegneten vierten Advent und ein frohes Weihnachtsfest in Gottes reichem Segen! 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 43/ 2024

Und der HErr redete mit Mose und sprach:…
Num 3,11

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Was will Gott von mir?

Diesen Vers hatten wir schon einmal, als BdW 51/2018. Naja, nicht wirklich, wenn man darüber nachdenkt, wir hatten Num 5,1, und dort standen dieselben Worte in einem anderen Kontext, will sagen: der HErr spricht anschließend etwas anderes. Ich habe mir damals Gedanken über den Wortlaut des Verses gemacht, losgelöst vom Kontext, und über die drei sprachlichen Perspektiven, die in diesem Satz zusammenlaufen. Gucken Sie gern einmal darauf. Auch eine Variante gab es: BdW 48/2021 zum Aussatz von Häusern: „Und der HErr redete mit Mose und Aaron und sprach…“ 

Ich darf also hier über den Inhalt dessen nachdenken, was Gott zu Mose sagt. Es geht um den Dienst der Leviten. Die Nachkommen Levis, des dritten der Söhne Jakobs, waren dem Tempeldienst geweiht, siehe Dtn 18,1ff.  Sie besaßen kein Land, statt dessen hatten sie Rechte auf die Opfer, die die Israeliten brachten. 

Dieser Dienst wird hier begründet, und zwar auf spezielle Weise. Gott erhebt grundsätzlich Anspruch auf alle männliche Erstgeburt, siehe Ex 13,2ff und Num 3,3ff. Bei Tieren geschieht dies durch ein Opfer. Wertvolle Tiere können ausgelöst werden. Die Erstgeburt wird dann durch ein geringerwertiges Tier ersetzt. Beim Menschen muß die Erstgeburt immer ausgelöst werden. In älterer Zeit geschah dies durch Zahlung von 5 Schekel Silber. Zur Zeit Jesu war die Opferung zweier Tauben üblich — siehe den Bericht in Lk 2,22ff zur Darstellung Jesu im Tempel. Mit dem auf unseren Vers folgenden Satz begründet Gott den Dienst der Leviten, indem er sie als Ersatz für die eigentlich geschuldete Erstgeburt in Anspruch nimmt: „Siehe, ich habe die Leviten genommen aus den Israeliten statt aller Erstgeburt, die den Mutterschoß durchbricht in Israel, sodass die Leviten mir gehören sollen“. In den Versen 40ff. wird die Auslösung detailliert nachvollzogen. 

Bei den Leviten besteht mithin eine besondere Dienstpflicht qua Geburt, die für ein älteres Eigentum steht, das Gott an allen männlichen Erstgeborenen hat. Ich erinnere mich noch, wie ich in der Bibel davon las, dass Erstgeborene im Grundsatz dem Herrn als Opfer zustehen. Ich war fünfzehn und bin erster Sohn. Von der Pflicht, die Erstgeburt auszulösen, las ich auch. Aber was bedeutet der originäre, uralte Anspruch? Und war ich wirklich ausgelöst? Die Erzählung von der Opferung Isaaks war mir gegenwärtig. 

Ich habe nie darüber gesprochen — erst hier und jetzt mit Ihnen. Mein Vater hat die 5 Schekel Silber gewiss bezahlt, auf seine eigene Weise. Und Christen dürfen getrost sein , mit dem Opfertod Jesu ausgelöst zu sein. Jesus war übrigens erstgeborener Sohn und Paulus nennt ihn den „Erstgeborenen der Schöpfung“, Kol 1,15. Hier geht es um eine Schuld, die nichts zu tun hat mit Verstrickung in Sünde. Sie besteht gewissermaßen a priori — bei den Leviten wie bei den Erstgeborenen, vielleicht bei allen Menschen. Verschwindet solche Schuld durch Auslösung oder wandelt sie sich nur? 

Was will Gott von mir? Ich hoffe, Sie halten mich nicht für verrückt. 

Der Herr sei mit uns in der Woche, die vor uns liegt.
Ulf von Kalckreuth 

Bibelvers der Woche 32/2024

…es sagt der Hörer göttlicher Rede, der des Allmächtigen Offenbarung sieht, dem die Augen geöffnet werden, wenn er niederkniet:…
Num 24,4

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Segen und Fluch

Hier zunächst einmal der ummittelbare Kontext, damit wir einen vollständigen Satz vor uns haben. Der Satz hat es in sich (Num 24, 2b-6): 

Und der Geist Gottes kam auf ihn und er hob an mit seinem Spruch und sprach: Es sagt Bileam, der Sohn Beors, es sagt der Mann, dem die Augen geöffnet sind; es sagt der Hörer göttlicher Rede, der des Allmächtigen Offenbarung sieht, dem die Augen geöffnet werden, wenn er niederkniet: 

Wie fein sind deine Zelte, Jakob, und deine Wohnungen, Israel! 
Wie die Täler, die sich ausbreiten, 
wie die Gärten an den Wassern, 
wie die Aloebäume, die der HERR pflanzt, 
wie die Zedern an den Wassern.

Kein Israelit ist es, der da spricht und segnet. Bileam ist Moabiter, Angehöriger eines mit Israel verfeindeten Volks. Dennoch ist er mächtiger Prophet des Herrn. Unser Vers charakterisiert ihn: der Mann, dem die Augen geöffnet sind; der Hörer göttlicher Rede, der des Allmächtigen Offenbarung sieht, dem die Augen geöffnet werden, wenn er niederkniet. 

Ich will eine recht lange Geschichte kurz erzählen. Balak, König der Moabiter, sieht sich einer tödlichen Bedrohung gegenüber. Die zwölf Stämme Israels sind in sein Land eingefallen, zahlenmäßig und militärisch weit überlegen. Er ruft Bileam, den moabitischen Propheten des Herrn. Bileam soll die Israeliten verfluchen und damit entscheidend schwächen, wünscht sich Balak. Vielleicht kann er sie dann schlagen. Wen Bileam segnet, der ist gesegnet, wem er flucht, der ist verflucht, so sagt es der König. 

Gott lässt das nicht zu. Der Prophet will den Willen des Herrn zu tun, und dieser will Segen für Israel. Am Ende dreier Versuche Balaks, den Fluch doch noch zu realisieren, verbunden jeweils mit groß angelegten Opfergaben, segnet Bileam das Volk Israel feierlich. Balak steht ohnmächtig daneben.

Mir springt in dieser Geschichte Bileam ins Auge. Obwohl von einem Menschen gesprochen, haben sein Segen und Fluch eigenständige Kraft, so wie der Segen, der Isaak irrtümlich dem Jakob zuspricht. Der Wille des Herrn ist dem Bileam unmittelbar zugänglich. So sagt es unser Vers. Wie mag Bileam sich gefühlt haben, als er mit diesen Worten von sich selbst sprach? Gott macht die Kraft, die er Bileam gab, nicht wirkungslos. Er bringt er seinen Propheten dazu, sie zum Segen Israels einzusetzen. 

Die Geschichte enthält vielleicht die Erinnerung an eine Zeit, als Gott der Herr nicht selbstverständlich Gott Israels war. Balak, der Moabiterkönig, sucht mit einem Opfer die Hilfe des  Herrn gegen die Isrealiten. Allein das schon ist auffällig. Und Bileam kann den erbetenen Fluch nicht aussprechen, weil er den Willen Gottes tun will. Zuvor hatte Mose Gott den Herrn bei den Midianitern kennengelernt, am Berg Horeb, wo sein Schwiegervater Priester war. 

Bileam ist Moabiter, aber dennoch erinnert mich seine Beziehung zu Gott einige Momente lang an die von Moses. Gott tut was er will und sucht sich dazu, wen er will. Bileams Ende ist tragisch. Er, der zu jedem Zeitpunkt den Willen des Herrn tun wollte, wird beim Genozid an den Midianitern getötet (Num 31,8), Zum Genozid siehe BdW 18/2024 und die Verweise dort).

Bileams Segensworte haben im Judentum große Bedeutung. Mit ihrem Beginn setzt das Ma tovu, ein, eines der großen Gebete im Judentum. Das Ma tovu ist Lobpreis und drückt Ehrfurcht aus vor den Stätten der Anbetung. Hier ist die Vertonung durch Paul Wilbur mit einer bekannten Melodie. 

Am 4. August ist Israelsonntag. In diesem Blog steht am Ende jeder Betrachtung eine Bitte um Segen. Dieses Mal gilt sie dem jüdischen Volk, etwas anderes kann ich gar nicht aufschreiben… Der Herr sei mit seinem Volk und geleite es sicher durch eine dunkle Zeit! 
Ulf von Kalckreuth 

Bibelvers der Woche 18/2024

Und sie nahmen aus den Tausenden Israels je tausend eines Stammes, zwölftausend gerüstet zum Heer.
Num 31,5

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Genozid

Der Vers ist aus der schrecklichen Erzählung zum Feldzug gegen die Midianiter, unmittelbar vor dem Einfall der Israeliten in Kana’an. Bevor er stirbt, erhält Mose von Gott einen letzten Auftrag: das Volk der Midianiter soll vernichtet werden. Ganz. Die Midianiter sind ein nomadisch lebendes Wüstenvolk, Ismaeliten, den Arabern verwandt. Die Israeliten töten erst alle Männer, auf Mose Geheiß dann auch die Knaben und sowie alle Frauen, „die schon einen Mann erkannt und bei ihm gelegen hatten“. Nur die Jungfrauen bleiben am Leben. Es sind 32.000. 

Der Genozid ist thematisiert in den BdW 19/2019 und 04/2023. Ich möchte Sie gern auf diese intensiven Betrachtungen verweisen. Es fällt mir sehr schwer, dem etwas hinzuzufügen. 

Eines vielleicht. Was wird erzählt und wie wird es erzählt? Die genannten früheren Verse behandelten Regeln für die Verteilung der Beute. Im Vers dieser Woche geht es um die militärischen Ressourcen. Der Einsatz erfolgt gleichmäßig über die Stämme: Jeder Stamm stellt tausend Krieger bereit. Die Vernichtung wird als organisatorische Aufgabe behandelt. 

Meine Frau und ich haben in der vergangenen Woche „The Zone of Interest“ gesehen. Der Film handelt von der Familie des Lagerkommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß. Er zeigt, wie man psychisch mit dem Grauen umgehen muss, um den Alltag zu überleben, aktionsfähig zu bleiben. Man muss dieses Grauen, wo immer möglich, ausblenden, abtrennen, partialisieren, partikularisieren. Den Massenmord in die eigenen Welt nur einlassen, wo er unabweisbare Forderungen stellt, und auch dann nur mit größtmöglichem inneren Abstand. Höß erträgt so seine Arbeit, die Planung, die Verwaltung, die Sitzungen. Der Ehefrau des Lagerkommandanten gelingt es perfekt. Sie identifiziert sich so sehr mit dem Traumhaus an der Mauer des Vernichtungslagers, mit dem Garten, den sie angelegt hat, dass sie die Versetzung ihres Mannes verhindern will und — als dies nicht gelingt — mit der Familie in Auschwitz wohnen bleibt.

Vielleicht macht die Bibel hier dasselbe. Manchmal spricht sie ja wie eine Person, mit einer eigenen Identität, die sich erhebt über die Identität ihrer vielen widerstreitenden menschlichen Redakteure. Die Vorbereitung und die Durchführung der Vernichtung sowie die anschließende Verteilung der Beute wird distanziert und analytisch beschrieben, alles zahlenmäßig genau belegt, als ginge es um Logistik, als sei jemand anderes am Werk. Jemand wie Höß.

Im Film kann nur die Ehefrau das Grauen gänzlich ausblenden. Allen anderen, Höß selbst eingeschlossen, ist es stets latent gegenwärtig: in Tönen, Bildern, zufälligen Funden, fernen Schreien und Schüssen, Alpträumen, den sonderbaren Spielen der Kinder, im Rauch und Teer der Krematorien. Immer wieder bricht das Grauen ein. Der Film enthält keine einzige Gewaltszene, er ist FSK 12. Aber wenn man das Kino verläßt, fühlt man sich elend und krank.

Die Bibel scheint die Angelegenheit mit dem 31. Kapitel abzutun, der Feldzug gegen die Midianiter kommt nachher nicht mehr zur Sprache. Aber irgendwie bleiben die Bilder. Sie wiederholen sich bei der Landnahme der Israeliten durch Josua und sie kehren sich gegen das eigene Volk, als das Land erst von den Assyrern und Babyloniern und später noch einmal von den Römern vernichtet wird. Ein Alptraum, der nicht enden will. 

Da ist noch etwas. In den beiden vergangenen Wochen gab es endzeitlich geprägte Verse. Jesaja sagt uns, dass am Tag des Herrn das Land selbst die verscharrten Ermordeten und ihr vergossenes Blut herausgibt und zeigt. Auch der Vers Zefanias verweist auf den Tag des Herrn und sein Gericht im Heiligen Land. Ich betrachte jeden gezogenen Vers für sich. Aber manchmal läßt sich über die Wochen eine Melodie oder Harmonie wahrnehmen. Hier ist es ein düsterer Dreiklang, mit Quinte und None vielleicht. 

Das Schicksal von Rafah im Gazah-Streifen ist noch offen und viele der Geiseln sind noch unter der Erde gefangen. Ich will beten, dass diese Verse keine weiteren Bezüge zur Gegenwart bekommen. Bibelverse zu ziehen und mit Blick auf unser Leben zu lesen kann weh tun.

Der Himmel helfe uns allen.
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 36/2023

Nach der Zahl der vierzig Tage, darin ihr das Land erkundet habt; je ein Tag soll ein Jahr gelten, dass ihr vierzig Jahre eure Missetaten tragt; auf dass ihr innewerdet, was es sei, wenn ich die Hand abziehe.
Num 14,34

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Zurückweisung

Oh, das klingt nicht gut…! Was ist passiert? Nach einem Durchzug durch die Wüste kommt das Volk Israel an die Grenze Kanaans des Gelobten Landes. Späher werden ausgesandt, und sie berichten Schreckliches über Kraft und Stärke seiner Einwohner. Eine militärische Eroberung scheint aussichtslos, selbstmörderisch. Die Israeliten wollen den Sprung nicht wagen und murren — gegen Gott und gegen die Führung Moses. 

Dies Mißtrauen ist für Gott die Zurückweisung seines großen Versprechens. Mose hält ihn ab von einem Gewaltakt gegen sein Volk. Aber keiner der jetzt lebenden Erwachsenen soll das Gelobte Land sehen — mit Ausnahme zweier Späher, die sich dem Mainstream der anderen entgegengestellt haben. Erst den Kindern der Wüstenwanderer soll der Ausbruch gelingen. Dazu gibt es Betrachtungen bei BdW 40/2018 und BdW 01/2022. Es ist ein Fluch, der milderen Art immerhin. Die Isrealiten sollen in der Wüste bleiben, aber stehen dort weiter unter Gottes Schutz. 

Der unversöhnliche Ton des Verses irritiert. Gott ist persönlich gekränkt und stellt die Rechnung — ein Jahr Wüste für jeden Tag, den die verfehlte Erkundung dauerte. Woher diese Kränkung? Von Eltern verlangt man heute, dass sie von ihren Kindern viel Schlimmeres entgegennehmen und dabei gleichmütig, offen und zugänglich bleiben. Die andere Wange hinhalten, positiv, ein Fels in der Brandung…

Und auch heute gelingt Eltern das nicht immer. 

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 28/2023

…und Eljasaph, der Sohn Deguels, über das Heer des Stammes der Kinder Gad.
Num 10,20

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Gott in der Bewegung

Wieder und immer noch ist das Thema die große Verheissung, das Gelobte Land. In der vergangenen Woche waren wir Zeuge, wie diese Verheissung an Abraham ging, verbunden mit einem geradezu unglaublichen Zeithorizont für die Erfüllung. Und in der Woche davor konnten wir erleben, wie diese Verheissung scheinbar endgültig zerschellte. 

Wir hatten früher schon Num 10,24 als BdW 49/2020, er sieht dem Vers dieser Woche zum Verwechseln ähnlich: : …und Abidan, der Sohn des Gideoni, über das Heer des Stammes der Kinder Benjamin. Der Kontext ist derselbe: Das Volk Israel hat am Sinai die Offenbarung empfangen und bricht nun auf — mit der Stiftshütte und unter Gottes Leitung –, das Gelobte Land einzunehmen, Stamm für Stamm, und ihre Führer werden einzeln aufgerufen. Was ich seinerzeit geschrieben habe, kann ich heute nicht besser sagen, bitte werfen Sie einen Blick auf diese Betrachtung: 

Der Herr ist Gott in der Bewegung…!

Der große Aufbruch führt zunächst ins Nichts: Viele Jahrzehnte lang ziehen die Israeliten in der Negev umher und reifen in dieser Zeit zum Volk. Erst die Nachkommen gelangen ins verheissene Land. Dann aber sind es in der Tat die Gaditer, die als erste ihr Land einnehmen, einen fruchtbaren Streifen östlich des Jordan. Das Land liegt an der Grenze des israelitischen Siedlungsgebiet, und die Gaditer gelten als kriegerisch. 

Chagall hat den Stämmen Israels zwölf Fenster gewidmet, deren jedes einen der Stämme ins Bild setzt, sie sind zu sehen im Hadassah Medical Center in Ein Kerem, near Jerusalem. Hier ist das Fenster für Gad:

https://www.hadassah.org.il/en/gad/r

Es spricht vom Tod und dem Leben, das den Tod überdauert. 

Der Herr ist Gott in der Bewegung…!

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche,
Ulf von Kalckreuth