Er hat von Angesicht zu Angesicht mit euch aus dem Feuer auf dem Berge geredet.
Dtn 5,4
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Theophanie
Wenn wir beten, sprechen wir aus, was wir von Gott wollen. Aber was will Gott von uns? Auf diese Frage stoße ich zur Zeit immer wieder, auch in mir selbst.
Der Vers erinnert daran, dass Gott selbst es uns gesagt hat und zwar direkt und unmittelbar, so dass es jeder hören konnte. Vom Berg Sinai aus hat Gott dem Volk Israel die zehn Gebote verkündet. Danach waren die Israeliten so mit Angst erfüllt, dass sie die weitere Auseinandersetzung mit dem mächtigen und unheimlichen Gott dem Mose überliessen — er sollte mit Gott sprechen und seinen Willen weitergeben. Die zehn Gebote aber waren von Gott dem Volk unmittelbar verkündet. Ex 20 und Dtn 5 enthalten leicht unterschiedlichen Fassungen. Hier ist Dtn 5, 6-21 aus der Lutherbibel 2017:
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst sie nicht anbeten noch ihnen dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligst, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du. Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat, auf dass du lange lebest und dir’s wohlgehe in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist.
Gott erscheint und spricht. Nicht zu einzelnen, die sich dann Fragen zu ihrer geistigen Gesundheit gefallen lassen müssten, sondern zu allen gleichzeitig, so dass jeder seinen Nachbarn fragen kann, ob er dasselbe gehört hat. Und dass auch in Zukunft kein Zweifel aufkommt, schreibt Gott das Gesprochene eigenhändig auf zwei Steintafeln, als Bundesurkunde. Noch stärker lässt sich die Bedeutung dieser Gebote nicht unterstreichen. Die Tafeln wurden in der Bundeslade getragen und im Allerheiligsten zunächst der Stiftshütte, später des Tempels aufbewahrt. Sie standen für die Gegenwart Gottes selbst. Im Tempel wurden sie jeden Morgen rezitiert. Viele der Ge- und Verbote in den fünf Büchern Mose lassen sich unmittelbar aus den zehn Geboten ableiten. Die zehn Gebote sind Kern auch der christlichen Ethik, so unklar sonst auch das Verhältnis zum mosaischen Gesetz ist. Jesus nennt sie ausdrücklich als Voraussetzung für ein gottgefälliges Leben (Mk 10,19) und er zitiert sie immer wieder einzeln. Das Doppelgebot der Liebe kann als Zusammenfassung der zehn Gebote betrachtet werden.
Die zehn Geboten sind uns direkt gegeben, ohne jede Vermittlung. Wenn man sich fragt, was denn eigentlich Gott von uns will, geben sie eine gute, praktische, aber auch verbindliche Antwort. Vielleicht ist es nicht für die ganze Antwort, aber wie immer diese lauten mag: die zehn Gebote sind ein wichtiger Teil. Die Beziehung mit Gott ist ein Bund, und ein Bund hat zwei Seiten. In den Tagen, seit ich den Vers gezogen hatte, habe ich sie jeden Morgen gelesen, sozusagen als Morgengebet.
Heute ist Weihnachten. Das Jahr endet und ein neues beginnt. Worauf kommt es an, worauf soll es ankommen? Ich wünsche uns schöne Feiertage und eine gute und ruhige Woche bis zum Jahresende, in Gottes Schutz,
Ulf von Kalckreuth
Eine Antwort auf „Bibelvers der Woche 53/2020“