Bibelvers der Woche 24/2025

Siehe, seine Kraft ist in seinen Lenden und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches.
Hiob 40,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Behemoth und Leviathan

Es geht um ein mythisches Tier von enormer Kraft und Gewalt, den „Behemoth„, mit Betonung auf der letzen Silbe. In der Bibel wird es nur hier beschrieben. Der Behemoth ist das „erste der Werke Gottes“ — anders, als es die Schöpfungsgeschichte darlegt — blindwütige Kraft aus einer Zeit vor aller anderen Zeit. Der Behemoth beherrscht Land und Fluß, sein Gegenstück, der Leviathan, ist ein riesiges Meeresungeheuer. Sie beide sind Geschöpfe Gottes und zeugen von seiner Größe. Wer solche Wesen in die Welt setzt, ist selbst viel größer. Darum geht es hier. 

Der Behemoth wird gern mit dem Nilpferd in Verbindung gebracht — manche Ausgaben der Bibel setzen „Nilpferd“ an die Stelle des hebräischen Namens des Ungeheuers oder verweisen in einer Fußnote darauf. Die Beschreibung vom Leben des Behemoth im Fluß lassen in der Tat an ein ins Gigantische projiziertes Nilpferd denken. Hier finden Sie einen Link zur Beschreibung des Nilpferds in „Brehms Tierleben„, einem großen Klassiker der deutschen Sprache. Brehm beschreibt darin seine eigenen Erlebnisse mit dem Untier und die Erfahrungen, die andere damit gemacht haben. 

Schauen Sie auf den Vers. Da steht er, der Behemoth, strotzend vor Kraft und Potenz, wie der Minotaurus auf der anderen Seite des Mittelmeers

Aus Hiob hatten wir zuletzt den BdW 15/2025 gezogen. Hiob wird von Gott und dem Teufel absichtlich ins Unglück gestürzt und er begehrt auf — das habe er nicht verdient, er selbst sei gerecht und Gott daher ungerecht. Der größte Teil der vorangegangenen Diskussion Hiobs mit seinen Freunden wälzt ein einziges Argument: Gott sei vollkommen gerecht, allwissend und allmächtig — wenn es Hiob also schlecht geht, hat er sich das selbst zuzuschreiben.

Die Diskussion hatte sich festgefahren, Gott steht unvermittelt unter einer Anklage, die besser begründet ist als die Streitenden wissen können — Gott selbst hat Hiob nämlich dem Teufel gegenüber als gerecht bezeichnet. In dem Abschnitt, der unseren Vers enthält, spricht Gott persönlich. In einem poetischen Monolog, der sich ins rauschhafte steigert, offenbart er seine Größe, indem er auf die empirisch erfahrbare Größe seiner Schöpfung verweist. Diese Größe macht es nicht möglich, in derselben Weise über Gottes Gerechtigkeit zu urteilen wie über die eines Menschen — werden die Regeln eingehalten? Weil Menschen die kosmischen Verzweigungen des Weltzusammenhangs nicht überblicken, in denen Gottes Handeln gerecht sein kann, obwohl es ungerecht scheint. Oder, noch grundsätzlicher, weil es für Gerechtigkeit gar kein Maß gibt, das Menschen an Gott legen könnten. 

Gott ist größer. Und wichtiger noch: Gott ist anders. Kein Mensch eben, eher eine in allen Welten aller Zeiten gleichzeitig wirkende Kraft, die alles zusammenhält und alles bedingt. Behemoth und Leviathan sind Wächter und Sinnbilder dieser unfasslichen Größe. Wir sollen uns kein Bild machen. Ist Gott gerecht oder ungerecht? Das ist wie die Frage, ob Gott ein Mann ist oder eine Frau — oder nichtbinär?

Ich wünsche uns ein frohes Pfingstfest! Der Heilige Geist sei mit uns,
Ulf von Kalckreuth

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