Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.
Joh 12,32
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.
Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und das Reich Gottes
Der Countdown läuft. Sechs Tage vor dem Pessachfest, an dem er sterben würde, kommt Jesus nach Betanien und besucht Lazarus, den er von den Toten auferweckt hatte. Seine Schwester Maria salbt ihn mit unglaublich teurem Nardenöl. Am folgenden Tag zieht er unter dem Jubel der Menschen nach Jerusalem ein. Sie haben Palmzweige auf den Boden gestreut, wie für einen König, und rufen die Worte aus Psalm 118: Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Palmsonntag. Ich stelle mir einen strahlend hellen Tag vor.
Jesus bekommt Angst vor dem, was in den nächsten Tagen auf ihn zu kommt. Er betet, aber es fehlen ihm buchstäblich die Worte. „Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen.“ Dann findet er sein Gebet: „Vater, verherrliche deinen Namen!“ Da kommt eine Stimme vom Himmel: „Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen!“
Die Menschen um Jesus herum hören Donner. Jesus sagt den Menschen, dass ihnen dies gelte: jetzt in diesem Moment beginne die letzte Zeit, der Fürst dieser Welt werde nun hinausgestoßen. „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“.
Es ist ein Vorgriff. Auf Jesu Tod, denn in Todesangst hatte Jesus gebetet, und Gott hat geantwortet. Johannes greift interpretierend ein und deutet das Wort „erhöht“ mit Blick auf das Kreuz: wie die Schlange von Moses erhöht wurde, um Heilung zu spenden. Aber man kann auch Auferstehung darin lesen, Himmelfahrt und das Königtum Jesus an der Seite seines Vaters. Also alles: Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten und das Reich Gottes auf Erden.
Alle zu mir ziehen… Eine traumschöne Vorstellung. Ich kannte den Vers nicht, und als ich ihn las, legte er einen Lichtschalter in mir um. Erst nach einer Weile habe ich verstanden, warum. Mein eigener Taufspruch ist das zu diesem Vers gehörende Versprechen aus dem Alten Testament, Jeremia 31,3: „Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“.
Alle zu mir ziehen… Jesus hat in zwei Welten gleichzeitig gelebt: bei uns und im Reich Gottes. In ihm hatte das Reich schon begonnen. Seit Pfingsten ist Jesus ebenso: nicht bei uns und doch anwesend. Und mit ihm können auch wir schon heute im Reich Gottes leben. Und zugleich in dieser Welt mit unseren Kindern.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle aufhören, Bibelverse zu ziehen?!
Ich wünsche uns eine frohe Pfingstwoche.
Ulf von Kalckreuth