Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel Gottes, des ich bin und dem ich diene,…
Apg 27,23
Hier ist ein Link zum Kontext in der Lutherbibel 2017
Orkan, Glaube und Hoffnung
Auf unserer stochastischen Reise durch die Bibel begegnen wir manchen Gestalten immer wieder, so dass sich allmählich ihre Geschichte zusammensetzt. Im BdW 2019 KW 20 haben wir Paulus kurz vor seinem großen Ziel getroffen: Jerusalem. Er wollte dort vermitteln und integrieren, es war aber schon absehbar, dass es böse enden würde. In der Tat: Er wird verklagt und mit dem Tod bedroht. Als es unübersichtlich wird, zieht er den Joker und beruft sich — als römischer Staatsbürger — auf sein Recht, an den Kaiser zu appellieren. Das enthebt ihn der lokalen Justiz: seine Sache muss in Rom verhandelt werden.
Er ist noch einmal davongekommen. Aber nun beginnt ein weiteres Abenteuer, denn seine Fahrt in Gefangenschaft nach Rom wird mühsam und gefährlich. Schließlich wollen seine Mitreisenden verzweifeln, darunter sowohl Glaubensgenossen wie auch römische Wachleute. Ein tagelang wütender Sturm hat das Schiff steuerlos gemacht. Die Mannschaft wirft alles Schiffsgerät über Bord und versucht dann, sich auf dem Beiboot abzusetzen, was die Soldaten gerade noch verhindern. Mitten im Sturm träumt Paulus – hier ist unser Vers:
Doch nun ermahne ich euch: Seid unverzagt; denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff wird untergehen. Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren.
Und so geschieht es: das Schiff bohrt sich in den Strand der Insel Malta und zerbricht, aber alle Reisenden werden gerettet.
Geradezu tagesaktuell, dieser Vers, angesichts des Orkantiefs gestern Nacht… Viel kann einem da einfallen: die Träumer Josef und Daniel, die ihr Glaube aus Not und Gefangenschaft rettet. Aber auch Jesus auf dem See Genezareth, der den Sturm beinahe verschläft und von seinen Jüngern geweckt wird. Jonas, der Schiffbrüchige im Bauch des Wals. Paulus glaubt an seinen Weg, immer, und an den Schutz des Herrn, dem er gehört, und dem er dient, auch wenn dieser Weg ihn vor ein Gericht führt. Paulus fühlt sich behütet und beschirmt. Auch sehr viel später noch, in seiner Todeszelle: siehe den BdW 49/2018.
Noch etwas fällt mir ein: das Engellied von Rabbi Shlomo Carlebach. Er hat es als Nachtlied für seine Tochter geschrieben. Hier ein Link zum Lied, und unten der Text und meine Übersetzung:
Im Namen des Herrn, des Gottes Israels: Michael ist zu meiner Rechten, Gabriel zu meiner Linken, Uriel ist vor mir und Rafael hinter mir, und über meinem Kopf, über meinem Kopf, ist Gottes Gegenwart! | בְּשֵׁם הַשֵּׁם אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל, מִימִינִי מִיכָאֵל, וּמִשְּׂמֹאלִי גַּבְרִיאֵל, וּמִלְּפָנַי אוּרִיאֵל, וּמֵאֲחוֹרַי רְפָאֵל, וְעַל רֹאשִׁי וְעַל רֹאשִׁי שְׁכִינַת אֵל |
Rundum beschirmt. So wünsche ich es uns für diese Woche,
Ulf von Kalckreuth