Darum hüte dich vor seinem Angesicht und gehorche seiner Stimme und erbittere ihn nicht; denn er wird euer Übertreten nicht vergeben, und mein Name ist in ihm.
Ex 23,21
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Übersetzung von 2017.
Der Weg
Das Volk Israel hat sich auf den Weg ins Gelobte Land gemacht und lagert am Sinai. Dort werden die zehn Gebote verkündet und Mahnungen und Verheißungen ausgesprochen. Der Bundesschluss steht bevor. Hier der unmittelbare Kontext:
Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bereitet habe. Darum hüte dich vor seinem Angesicht und gehorche seiner Stimme und erbittere ihn nicht; denn er wird euer Übertreten nicht vergeben, und mein Name ist in ihm. Wirst du aber seiner Stimme hören und tun alles, was ich dir sagen werde, so will ich deiner Feinde Feind und deiner Widersacher Widersacher sein.
Über mehrere Jahre besuchten wir regelmäßig einen Kindergottesdienst, wo die größeren Kinder von den kleinen und ganz kleinen mit einem Lied verabschiedet wurden. „Siehe, ich sende einen Engel vor Dir her…“ Ich habe das ab und zu auf der Gitarre begleitet. Das Bild vom Engel als Begleiter unseres Wegs fühlte sich vertraut an und verlieh den Kindern Sicherheit.
Wie man sich denken kann, kam der darauf folgende Vers im Lied nicht vor. In der Bibel haben Engel so gar nichts Kuscheliges an sich: sie sind Diener Gottes, so das hebräische Wort, Werkzeuge seines Willens, seine Stellvertreter, oft genug als furchterregende Kämpfer. Auch hier: das Volk macht sich auf einen Weg, an dessen Ende eine Eroberung stehen soll. Der Engel unseres Verses ist wie Gott selbst. Wie die Israeliten Gott nicht schauen können ohne zu sterben, so sollen sie sich vor dem Antlitz dieses Engels hüten. Er wird sie bewahren und auf dem Weg führen, und sie sollen ihn nicht erbittern, denn er wird Übertretung nicht vergeben —der Name Gottes ist in ihm.
Schutz und Strafe, Fluch und Segen als Seiten derselben Medaille, dieses Motiv zieht sich durch die ganze Bibel. Wird unser Tun von Gott und den höheren Mächten argwöhnisch betrachtet und sanktioniert? Ist es gut, in ständiger Furcht vor Strafe zu leben? Sollen wir das?
Der Vers bietet eine Perspektive. Es geht ganz ausdrücklich um einen Weg, den Gott uns bestimmt hat, mit einem Ziel, das er bereitet hat. Wenn der Weg gut ist, dann ist Abweichen schlecht. In der Wüste ist das evident. Wer vom Weg abweicht, kann umkommen. Im besten Fall wird er das Ziel auf einem anderen, schwierigeren und gefährlicheren Weg erreichen. Das Abweichen vom Weg trägt die Strafe in sich.
Das schafft die Drohung nicht aus der Welt. Aber ich habe keine Mühe, damit zu leben. Nie und nirgends ist es eine gute Idee, etwas Notwendiges nicht zu tun.
Ich wünsche uns eine Woche mit dem Engel auf dem Weg,
Ulf Von Kalckreuth