Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen,…
Kol 3,23
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Dienst am Herrn
Der Abschnitt, aus dem wir gezogen haben, ist in meiner Bibel mit „Die christliche Haustafel“ betitelt. Paulus wendet sich an eine idealisierte Tischgemeinschaft und sagt jedem, worauf es ankommt im Umgang miteinander: Männern, Frauen, Kindern — und Sklaven. Sklaven, in der Bibel auch Knechte genannt, hatten in der Antike oft eine Stellung, die nicht dem heutigen Vorstellung von Sklaverei entspricht. Auf einem Hof waren unfreie Knechte besser gestellt als die auf den Märkten tage- oder stundenweise angeworbenen Tagelöhner: war bekamen die ersteren für ihre Arbeit kein Geld, sie waren aber Mitglied des Haushalts, hatten verlässliche Versorgung und ein stabiles soziales Umfeld, und ihr Herr hatte Fürsorgepflichten. Am ehesten entspricht dem „Knecht“ der Bibel heute ein abhängig beschäftigter Arbeiter oder Angestellter.
Und was sagt Paulus diesen Knechten? Sie sollen so arbeiten, als gelte ihre Arbeit Gott dem Herrn!
Wow! Das ist nicht trivial. Es gibt nur einen einzigen Weg, das umzusetzen: sie müssen in ihrer Arbeit den Willen Gottes erkennen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Es mag schlicht Wille Gottes sein, dass ich mich oder meine Familie ernähre. Oder eine wichtige Aufgabe erfülle: Paulus selbst hat als Zeltmacher hart gearbeitet, um seine Mission in Korinth fortsetzen zu können. Die Arbeit mag ihren Sinn in sich tragen — ihren Wert in den Augen Gottes. Oder es gelingt mir, ihr einen zu geben. Ich selbst hatte mein ganze Leben hindurch Arbeit, die ihren Sinn in sich trug, und heute weiss ich, dass dies kein Zufall ist. Wenn man den Sinn nicht sieht, kann man ihn suchen, und wo er sich nicht zeigt, mag man die Arbeit anders machen, dass sie einen Wert erhält in den Augen Gottes.
Bedenken Sie: Paulus sagt dies den Knechten — weggehen ist keine Option. Die Menschen, sagt Paulus, sollen Gott dort dienen, wo sie sind. „Blühe, wo du gepflanzt bist“: so sagt es Franz von Sales, Heiliger der katholischen Kirche und sehr erfolgreicher Gegenreformator. Luther seinerseits lehrte ähnliches. Wir sollen Gottes Werk dort tun, wohin er uns gestellt hat. Von liberaler Seite bekommt er dafür noch heute auf den Hut.
Mein Konfirmationsspruch lautet: „Befiel dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen!“, Spr 16,3. So ist es wirklich — ganz empirisch. Solche Verse suchte damals der Pfarrer aus, er hatte die Aufgabe, weiter zu sehen als der Konfirmand. Paulus hat recht und Franz von Sales und Luther und auch mein Pfarrer Oettermann vor fast fünfzig Jahren. Erkenne in deiner Aufgabe den Willen Gottes, und etwas Wertvolles wird daraus!
Ich muß nicht Tierarzt in der Serengeti sein, in Lateinamerika für Bürgerrechte kämpfen, Missionar in Myanmar sein oder Arzt für die Armen in Kalkutta. Ich kann dort arbeiten und wirken, wo ich alles Wichtige kenne und verstehe, in Frankfurt zum Beispiel. Das klingt ausgesprochen brav, aber es liegt eine geheime und große subversive Macht darin: wenn ich blühen kann, wo (immer) ich gepflanzt bin und dabei den Willen Gottes tun — was kann mich vernichten?
Der Herr schärfe unseren Blick für sein Werk im Alltag!
Ulf von Kalckreuth
Und wer wegläuft, nimmt sich bekanntlich immer mit.