Bibelvers der Woche 19/2025

Und Josua tat, wie Mose ihm sagte, dass er wider Amalek stritte. Mose aber und Aaron und Hur gingen auf die Spitze des Hügels.
Ex 17,10

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Kampf und Kampf und Kampf und Kampf

Den Titel dieser Betrachtung muß ich erklären. Es gibt eine Schlacht, in der die Israeliten gegen die Amalekiter kämpfen, die erste Schlacht in der neugewonnenen Freiheit. Die Israeliten sind am Horeb, dem Gottesberg angelangt, nicht weit vom Schilfmeer, über das sich die Israeliten vor den Wagen des Pharao gerettet haben. 

Die Schlacht kämpfen auf der ersten Ebene die Krieger. Befehligt werden sie von Josua, auch er kämpft. Mose selbst steht mit seinem Bruder Aaron und einem Gefährten namens Hur auf „dem Hügel“ (dem Horeb?) und hält die Hände zum Gebet erhoben. Israel siegt, solange er das tut, aber sobald er den Arm sinken lässt, gewinnen die Amalekiter die Oberhand. So geht es viele Stunden. Auch Mose kämpft also, unter Einsatz all seiner Kräfte. Seine Gefährten stützen ihn. Und eigentlich und in vierter und letzter Instanz kämpft Gott der Herr selbst. 

Das ist ein wichtiges Bild und es soll nach dem Willen Gottes erhalten bleiben. Mose soll die Geschichte aufschreiben, damit Josua und das Volk sich erinnern. Das ist sehr interessant, richtig spannend: der Text selbst gibt späteren Redaktoren eine klare Anweisung. Was immer ihr auch tut; diese Geschichte muß bewahrt bleiben. 

Es gibt ein eigentümliches Moment der Ungleichzeitigkeit. Josua ist Oberbefehlshaber der Israeliten. Erst zwei Jahre später tritt er wieder in Erscheinung, und zwar als Späher, der im Auftrag Mose das Heilige Land erkundet, siehe Num 13 und 14, und BdW 40/2018. Die Amalekiter, so berichten die ausgesandten Späher, wohnen im Süden des Gelobten Landes. Dann dauert es noch einmal fast vierzig Jahre, bis die Invasion tatsächlich beginnen kann, und zwar unter Josua. Mose hatte ihn vor seinem Tod zum Oberbefehlshaber ernannt. Zu dieser Zeit haben nur zwei Menschen — Josua und Kaleb — die Flucht aus Ägypten selbst erlebt. Kann Josua damals schon General gewesen sein? Und wenn die Amalekiter im Süden Kanaans wohnen, wie kommt es zu einer Schlacht unweit des Schilfmeers? Passt die Beschreibung der Schlacht zu einer großen Zahl entlaufener Bausklaven, waffenlos und militärisch völlig unerfahren?

Die Geschichte würde viel besser in die Zeit der Landnahme passen, mit Josua als Führer eines kampferprobten Heeres und den Amalekitern als militärische Gegner im Süden des Heiligen Lands. Aber da lebte Mose nicht mehr, so erzählt es die Torah.

Ich habe eine Freundin, die Religion grundsätzlich ablehnt. Sie fragte mich einmal, wie ich mit solchen Inkonsistenzen umgehe. Ich habe geantwortet, dass ich Widersprüche genau betrachte, weil man dabei über die Entstehung eines Texts und seiner Tiefendimension lernt. Und dann wende ich den Blick ab vom Widerspruch und hin zur Botschaft der Geschichte.  

Trotz der Spannung mit dem Kontext blieb die Geschichte in der Torah — weil ihre Botschaft wichtig ist: Wer betet, tut mitnichten nichts, er handelt. Gegebenenfalls kämpft er sogar. Beten verändert unsere Realität, mit Gottes Hilfe. Und manchmal brauchen wir dabei Unterstützung. 

Der Herr segne uns in der Woche, die vor uns liegt. 
Ulf von Kalckreuth

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