Bibelvers der Woche 45/2024

Das tat Benaja, der Sohn Jojadas, und war berühmt unter drei Helden
1 Chr 11,24

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Held, Superheld, Auftragsmörder

Der junge Alexander eroberte Indien.
Er allein ?
Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?

So dichtet Brecht in den „Fragen eines lesenden Arbeiters“. Die große Herrscherfigur im Alten Testament ist David, und die Bibel nennt, die mit ihm waren, jedenfalls die Großen unter ihnen. 1 Chr 11 unterscheidet zwei Klassen von Mitstreitern: die „drei Helden“ und — den drei Helden nicht gleich — weitere „dreissig Helden“. Wenn man den gezogenen Vers liest, sollten man glauben, dass Benaja, der Sohn Jojadas, zu den drei Superhelden gehört. Zu Unrecht.  

Zu Beginn des Kapitels werden zwei der drei Superhelden mit Namen genannt, und ihre Taten aufgezählt. Der Name des dritten bleibt offen. Aber Benaja ist es nicht. Nach dem gezogenen Vers geht der Satz weiter (Lutherbibel 1912) …und war der herrlichste unter den dreißig; aber an jene drei kam er nicht. Die Helden werden auch in 2. Sam 23 genannt, dort hält den Platz des dritten Superhelden ausdrücklich ein anderer inne. Im hebräischen Original steht „berühmt unter drei Helden“, wie oben in der Übersetzung von 1912, aber neuere Bibelübersetzungen geben es mit „berühmt unter den dreissig Helden“ wieder. Ein Schreibfehler im Original womöglich: Als Held ist Benaja Klasse 2. 

Vielleicht, weil er auch Auftragsmörder war? So würde man es heute nennen. Benaja zieht eine Blutspur durch das Reich. Auf Geheiß Salomos tötet er Adonja, einen älteren Sohn Davids, der sich zwischen Salomo und den Thron zu schieben drohte. Er bringt Joab um, einen General Davids, der Adonja unterstützte. Mit Joab trifft es allerdings jemanden, dem es wahrlich gut anstand, durch das Schwert zu sterben, siehe den BdW 21/2023 für eine grausige Geschichte. Schließlich tötet Benaja auch Schimi, den letzten Vertreter der Dynastie Sauls, wiederum im Auftrag Salomos. Dabei macht er steile Karriere. Von David wird er zum Chef der Leibwache ernannt, von Salomo zum Heerführer befördert. Man kann sich gut vorstellen, wie gefürchtet er war in seiner Umgebung. Vielleicht ist das die verborgene Bedeutung des gezogenen Verses.

Wie ich hier sitze und schreibe, kann ich die frohe Botschaft nicht recht sehen. Die Fähigkeit dazu ist bei anderen Kommentatoren stärker ausgeprägt… Ja, mag man sagen, so war sie eben, die Eisenzeit. Viele hundert Jahre später aber begannen Juden davon zu träumen, dass das Reich Davids wiedererstehen möge. Ein Messias wurde erwartet, ein Sohn Davids. Und immer wohl hatte man auch die Hoffnung, dass Menschen wie Joab und Benaja in diesem Reich nicht gebraucht würden. 

Der Herr sei mit uns in der Woche, die vor uns liegt!
Ulf von Kalckreuth 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert