Sie laufen hin und her um Speise und murren, wenn sie nicht satt werden.
Ps 59,16
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.
Im Angesicht meiner Feinde…
Ein Psalm wie ein Volkslied: Eine Strophe mit sechs Verszeilen, ein Refrain, dann die zweite Strophe, wieder der Refrain, nur leicht variiert. Zum Popsong fehlt nur noch die Bridge. Damit Sie die Versstruktur sehen, gebe ich unten den Psalm formatiert wieder, in der Lutherübersetzung 2017.
Der gezogene Vers stammt aus dem Refrain. Er wendet sich an die Feinde: sie sind wie Hunde, laufen hin und her und geifern mit dem Maul. Aber der Herr spottet ihrer und bietet Schutz. Eine sichere Burg in einer feindlichen Welt.
Zu diesem Psalm und dem Refrain habe ich vor nicht allzu langer Zeit eine Betrachtung unter dem Stichwort „Gottesmodus“ geschrieben — hier ist sie: BdW 38/2021. Der Betende weiss sich geborgen unter Gottes Schutz. Die Feinde sind gegenwärtig und kehren ständig wieder — wie ein Refrain. Aber sie werden unwichtig.
Das ist jedenfalls eines: ungeheuer realistisch. Ist es auch christlich? Ich finde: ja. Man kann einwenden, dass Erlösung doch anders aussehe, dass die Feinde bitte verschwinden mögen und dass es gelingen solle, ein konfliktfreies Leben zu führen. Dies lässt der Psalm nicht einmal im Ansatz zu. Die Wiederkehr der Feinde ist in der Versstruktur fest verdrahtet. Für viele Menschen manchmal und für manche Menschen immer gehören Aggression und Konflikt zu den Gegebenheiten des Lebens. Sie lassen sich nicht wegwünschen. Die Kunst besteht dann darin, den Feinden zum Trotz ein erfülltes Leben mit Gott zu führen — dennoch! Und das kann für ein ganzes Kollektiv gelten.
Du bereitest vor mir einen Tisch, im Angesicht meiner Feinde.
Ich wünsche uns und der Welt eine gesegnete Woche,
Ulf von Kalckreuth
GEBET MITTEN UNTER DEN FEINDEN
Ein güldenes Kleinod Davids, vorzusingen, nach der Weise »Vertilge nicht«, als Saul hinsandte und sein Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.
Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden
und schütze mich vor meinen Widersachern.
Errette mich von den Übeltätern
und hilf mir von den Blutgierigen!
Denn siehe, Herr, sie lauern mir auf;
Starke rotten sich wider mich zusammen ohne meine Schuld und Missetat.
Ich habe nichts verschuldet; sie aber laufen herzu und machen sich bereit.
Erwache, komm herbei und sieh darein!
Du, Herr, Gott Zebaoth, Gott Israels,
wache auf und suche heim alle Völker!
Sei keinem von ihnen gnädig,
die so verwegene Übeltäter sind. SELA.
Des Abends kommen sie wieder,
heulen wie die Hunde und laufen in der Stadt umher.
Siehe, sie geifern mit ihrem Maul;
Schwerter sind auf ihren Lippen: »Wer sollte es hören?«
Aber du, Herr, wirst ihrer lachen
und aller Völker spotten.
Meine Stärke, zu dir will ich mich halten;
denn Gott ist mein Schutz.
Gott erzeigt mir reichlich seine Güte,
Gott lässt mich herabsehen auf meine Feinde.
Bringe sie nicht um,
dass es mein Volk nicht vergesse;
zerstreue sie aber mit deiner Macht, Herr, unser Schild,
und stoß sie hinunter!
Das Wort ihrer Lippen ist nichts als Sünde;
darum sollen sie sich fangen in ihrer Hoffart mit all ihren Flüchen und Lügen.
Vertilge sie ohne alle Gnade, vertilge sie,
dass sie nicht mehr sind!
Lass sie innewerden, dass Gott Herrscher ist in Jakob,
bis an die Enden der Erde. SELA.
Des Abends kommen sie wieder,
heulen wie die Hunde und laufen in der Stadt umher.
Sie laufen hin und her nach Speise
und murren, wenn sie nicht satt werden.
Ich aber will von deiner Macht singen und des Morgens rühmen deine Güte;
denn du bist mir Schutz und Zuflucht in meiner Not.
Meine Stärke, dir will ich lobsingen:
denn Gott ist mein Schutz, mein gnädiger Gott.
Eine Antwort auf „Bibelvers der Woche 20/2022“