Bibelvers der Woche 43/ 2024

Und der HErr redete mit Mose und sprach:…
Num 3,11

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Was will Gott von mir?

Diesen Vers hatten wir schon einmal, als BdW 51/2018. Naja, nicht wirklich, wenn man darüber nachdenkt, wir hatten Num 5,1, und dort standen dieselben Worte in einem anderen Kontext, will sagen: der HErr spricht anschließend etwas anderes. Ich habe mir damals Gedanken über den Wortlaut des Verses gemacht, losgelöst vom Kontext, und über die drei sprachlichen Perspektiven, die in diesem Satz zusammenlaufen. Gucken Sie gern einmal darauf. Auch eine Variante gab es: BdW 48/2021 zum Aussatz von Häusern: „Und der HErr redete mit Mose und Aaron und sprach…“ 

Ich darf also hier über den Inhalt dessen nachdenken, was Gott zu Mose sagt. Es geht um den Dienst der Leviten. Die Nachkommen Levis, des dritten der Söhne Jakobs, waren dem Tempeldienst geweiht, siehe Dtn 18,1ff.  Sie besaßen kein Land, statt dessen hatten sie Rechte auf die Opfer, die die Israeliten brachten. 

Dieser Dienst wird hier begründet, und zwar auf spezielle Weise. Gott erhebt grundsätzlich Anspruch auf alle männliche Erstgeburt, siehe Ex 13,2ff und Num 3,3ff. Bei Tieren geschieht dies durch ein Opfer. Wertvolle Tiere können ausgelöst werden. Die Erstgeburt wird dann durch ein geringerwertiges Tier ersetzt. Beim Menschen muß die Erstgeburt immer ausgelöst werden. In älterer Zeit geschah dies durch Zahlung von 5 Schekel Silber. Zur Zeit Jesu war die Opferung zweier Tauben üblich — siehe den Bericht in Lk 2,22ff zur Darstellung Jesu im Tempel. Mit dem auf unseren Vers folgenden Satz begründet Gott den Dienst der Leviten, indem er sie als Ersatz für die eigentlich geschuldete Erstgeburt in Anspruch nimmt: „Siehe, ich habe die Leviten genommen aus den Israeliten statt aller Erstgeburt, die den Mutterschoß durchbricht in Israel, sodass die Leviten mir gehören sollen“. In den Versen 40ff. wird die Auslösung detailliert nachvollzogen. 

Bei den Leviten besteht mithin eine besondere Dienstpflicht qua Geburt, die für ein älteres Eigentum steht, das Gott an allen männlichen Erstgeborenen hat. Ich erinnere mich noch, wie ich in der Bibel davon las, dass Erstgeborene im Grundsatz dem Herrn als Opfer zustehen. Ich war fünfzehn und bin erster Sohn. Von der Pflicht, die Erstgeburt auszulösen, las ich auch. Aber was bedeutet der originäre, uralte Anspruch? Und war ich wirklich ausgelöst? Die Erzählung von der Opferung Isaaks war mir gegenwärtig. 

Ich habe nie darüber gesprochen — erst hier und jetzt mit Ihnen. Mein Vater hat die 5 Schekel Silber gewiss bezahlt, auf seine eigene Weise. Und Christen dürfen getrost sein , mit dem Opfertod Jesu ausgelöst zu sein. Jesus war übrigens erstgeborener Sohn und Paulus nennt ihn den „Erstgeborenen der Schöpfung“, Kol 1,15. Hier geht es um eine Schuld, die nichts zu tun hat mit Verstrickung in Sünde. Sie besteht gewissermaßen a priori — bei den Leviten wie bei den Erstgeborenen, vielleicht bei allen Menschen. Verschwindet solche Schuld durch Auslösung oder wandelt sie sich nur? 

Was will Gott von mir? Ich hoffe, Sie halten mich nicht für verrückt. 

Der Herr sei mit uns in der Woche, die vor uns liegt.
Ulf von Kalckreuth 

Bibelvers der Woche 40/2024

Er sprach: Ich will dir einen Ziegenbock von der Herde senden. Sie antwortete: So gib mir ein Pfand, bis dass du mir’s sendest.
Gen 38,17

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Wer es sagt, ist’s selber…!

Eine schmutzige Geschichte, keine, die unmittelbar das Herz erheben könnte. Aber unser Vers steht mitten darin und spielt dort eine Schlüsselrolle, und so muß ich sie ganz erzählen. Bitte bleiben Sie dran, ich glaube, es lohnt sich!

Juda, der Sohn Jakobs und Stammvater Davids, hat drei Söhne. Sein ältester Sohn, Er, heiratet Tamar. Aber bald darauf stirbt er, und Tamar ist Witwe. Juda gibt ihr seinen zweiten Sohn, Onan, zum Mann. Eine sogenannte Leviratsehe zur Sicherung der Witwe, der Erbfolge und der Verbindung zweier Familien: Starb ein verheirateter Mann kinderlos, so mußte sein Bruder die Witwe zur Frau nehmen und an seiner Stelle für Nachwuchs sorgen. Der erste Sohn galt als Kind des Bruders, siehe Dtn 25,5-10. 

Onan aber will seine Pflicht nicht erfüllen. Im ehelichen Verkehr mit Tamar läßt er seinen Samen „auf die Erde fallen und verderben“. Coitus interruptus — wenn wir heute von ‚Onanie‘ sprechen, benutzen wir eigentlich ein falsches Wort. 

Dem Herrn ‚mißfiel dies‘, schreibt die Bibel, und er läßt auch Onan sterben. Nun müsste Juda eigentlich Tamar seinen jüngsten Sohn Schela zum Mann geben. Aber er hat Sorge, dass auch sein dritter Sohn sterben könnte. Er sagt Tamar, sie könne Schela heiraten, wenn er groß geworden sei. Bis dahin möge sie bitte bei ihrem Vater bleiben. Viele Jahre gehen ins Land, Judas Frau stirbt und Tamar versteht, dass dieses Versprechen auf immer ein Versprechen bleiben soll. Juda verweigert Tamar „seinen Samen“, wie in Genesis die Nachkommenschaft eines Mannes genannt wird — im Grunde wie sein Sohn Onan.

Tamar ist in der Ecke, scheinbar ohne Handlungsmöglichkeiten, in völliger Passivität. Im Hause ihres Vaters soll sie warten, bis Schela kommt. Sie ist mit ihm verlobt und die Verpflichtungen aus ihren beiden Ehen gelten fort. Sie kann nicht einmal einen anderen Mann suchen. So geht es viele Jahre. Ihre Uhr tickt, immer lauter. Schließlich bricht sie aus und holt sich Judas Samen auf eigene Art.

Sie setzt sich an den Weg, auf dem Juda kommen muss, der einen Freund besuchen will. Tamar trägt einen Schleier und macht sich unkenntlich. Juda hält sie für eine Prostituierte und will sich ihr nähern. Er einigt sich mit ihr über den Preis, den er allerdings nicht an Ort und Stelle bezahlen kann. Sie bittet um ein Pfand — das ist unser Vers! — und er hinterlässt ihr seine Siegelkette, seine Schnur und seinen Stab. Die Insignien seiner Stellung als Patriarch. Es ist fast, als habe er seinen Personalausweis als Pfand gegeben. 

Sie verkehren miteinander und Juda geht seiner Wege. Tamar taucht ab. Als Judas Freund sie sucht, um den verabredeten Preis zu entrichten, weiß niemand von ihr — nie war an diesem Ort eine Prostituierte tätig. Tamar war ins Haus ihres Vaters zurückgekehrt, und sie ist schwanger. Bald sehen es die Leute, und sie hinterbringen es Juda: Deine Schwiegertochter hat gehurt und bekommt ein Kind. Sie soll sterben, sagt Juda, sie soll herausgeführt und hingerichtet werden. 

Tamar läßt ihm die drei Teile des Pfandes bringen: Der Vater des Kinds ist, wem diese Dinge gehören, sagt sie — erkennst du sie? Juda erkennt sie, und er erkennt auch, welchen Fehler er gemacht hat. Tamar bringt Zwillinge zur Welt und Juda akzeptiert sie als seine Söhne und Tamar als seine Frau. „Aber er ging nicht mehr zu ihr ein“, sagt die Bibel.

Wir können die Geschichte aus Genderperspektive betrachten. Das ist einfach, harte Worte wären wohlfeil, aber die Wertungen wären nutzlos, und ich will Ihnen und mir das ersparen. Die Geschichte ist eine Miniatur aus der frühen Eisenzeit. Sie steht isoliert mitten in der Josephsgeschichte, und ich denke, sie steht dort, weil sie eine interessante Botschaft hat. 

Es geht um das Wesen von Schuld. Onan und Juda verweigern sich und berauben damit Tamar der Grundlage ihres Lebens als Frau m alten Orient. Beide geben nicht, aber sie nehmen: Sex. Tamar wird schwanger. Juda sieht die Gelegenheit, die fortwährende Schuld endgültig aus der Welt zu schaffen und fordert ihren Tod. Die Bibel spricht es nicht aus, aber ich vermute, dass er sich auf das mit Todesdrohung bewehrte Verbot des Ehebruchs beruft (Lev 20,10). Wenn aber sie eine Ehebrecherin ist, dann ist er der Ehebrecher — er bricht die fortwirkende Ehe seiner Söhne und verstößt noch dazu gegen das explizite Verbot sexueller Beziehungen zu Schwiegertöchtern (Lev 18,12).

Sein Finger zeigt auf Tamar, aber indem er das tut, weisen drei Finger zurück auf ihn selbst: Bruch zweier Ehen und Sex mit einer nahen Verwandten. Dabei ist seine eigentliche Schuld eine andere. In diesem Augenblick steht er da als vollkommenes Monster — vor uns und wohl auch vor sich selbst. „Sie ist gerechter als ich“, stöhnt er.

Weit mehr als 1000 Jahre später steht ein direkter Nachkomme von Tamar und Juda auf einem Platz im Jerusalemer Tempel. Aufgebrachte Menschen zerren eine Frau zu ihm. Sie ist Ehebrecherin und von ihm, dem Gesetzeslehrer, verlangen die Leute ein Urteil. Es kann nur eines geben. Jesus spricht es nicht aus, sondern malt in den Sand. Schließlich sagt er, dass derjenige den ersten Stein werfen möge, der ohne Schuld sei. Keiner rührt sich, und die Menge verläuft sich schließlich. 

Hat Jesus an Tamar gedacht, als er im Sand malte? 

‚Wer es sagt, ist’s selber‘, sagen unsere Kinder, und es stimmt. Schuld ist Gift und in gewisser Weise wird es geschaffen durch den, der die Beschuldigung ausspricht. Etwas bleibt hängen. Manchmal ist es viel. Vielleicht kann nur Gott Schuld zuweisen, ohne schuldig zu werden? 

Gelobt sei, der unsere Schuld vergibt — so wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…!
Ulf von Kalckreuth


Nachspiel: Richtig vergeben ist gar nicht so einfach. Ich habe diesen Text in den Pausen eines großen Musikfestivals geschrieben. Vielleicht merkt man das. Als ich aufstand, rempelte eine Frau, die rasch in den nächsten Saal wollte, mich hart von hinten. Wir sahen uns an und schließlich sagte sie genervt: „Entschuldigung!“ Ich erwiderte: „Ich habe darüber nachgedacht, wer von uns beiden sich entschuldigen muß, aber wenn Sie es nun tun, will auch ich Sie gern um Verzeihung bitten!“ Ihre etwas rätselhafte Antwort war: „Aber ich habe mich als erste entschuldigt…!!“ Mmh. Besser hätte ich gesagt: „Ist schon ok, ist die Musik nicht großartig? 

Bibelvers der Woche 29/2024

Und es ist kund geworden allen, die zu Jerusalem wohnen, also dass dieser Acker genannt wird auf ihrer Sprache: Hakeldama (das ist: ein Blutacker)
Apg 1,19

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Von einem Acker und einem Menschen

What’s in a name? Das fragt Julia ihren Romeo, und sie meint damit, dass Namen ohne Belang seien — Romeo ist ein Montague, sie eine Capulet, und die damit verbundene Tragödie sei nur Einbildung, sagt sie — ein soziales Konstrukt, würde man auf neudeutsch sagen. Am Ende aber liegt sie tot neben ihrem Geliebten. 

Unser Vers handelt vom Namen eines Ackers. Er heißt Blutacker, sagt Petrus, weil Judas den Acker gekauft habe und den Jünger dort sein seit ewiger Zeit vorherbestimmtes Schicksal ereilte. Judas stürzte und barst entzwei, und seine Eingeweide quollen aus dem Leib, erzählt Petrus. Er zitiert dabei einen Psalm, den er als Prophezeiung sieht. Jesus war zum Himmel aufgefahren, und nun muss der Platz neu besetzt werden, den Judas freigemacht hat. Die Welt dreht sich weiter, die Apostelgeschichte beginnt.

Das ist aber nicht die Geschichte, die wir aus der Erzählung von Matthäus kennen. Der Evangelist schreibt, der Blutacker heiße so, weil er mit Blutgeld bezahlt sei. In seiner Version bringt Judas den Priestern die dreissig Silberlinge zurück, die er für den Verrat an Jesus erhalten hat,. Seine Tat reut ihn tief. Die Priester aber wollen das Geld nicht und sagen ihm, er solle allein klarkommen. Judas wirft das Geld in die Tempelkasse, geht und erhängt sich. Die dreissig Silberlinge seien Blutgeld, sagen die Priester, es dürfe nicht im Tempel bleiben. Und sie kaufen von dem Geld einem Töpferacker, der als Begräbnisort für namen- und mittellose Fremde dienen soll und fortan Blutacker genannt wird.

Zwei sehr unterschiedliche Geschichten, von einem Acker und einem Menschen. Schaut man genauer hin, werden die Unterschiede sehr bedeutsam. 

Was treibt den Verrat? Bei Matthäus ist es Geldgier. Petrus hingegen sagt, die Tat geschah, weil sie geschehen musste. Sie lag im Plan Gottes. Alles war vorherbestimmt, der Verrat des Judas wie auch sein Tod. Für Petrus war der Verräter Judas ein Instrument Gottes und seiner Bestimmung für die Menschen, ein Rad in der Erlösungsmaschine.

Ich habe vor einiger Zeit über die eigentümliche Rolle Judas‘ geschrieben, siehe die BDW 21/2020 und 37/2023. Er tut, was geschehen muss und saugt dabei alle Schuld auf wie ein Staubsauger. Judas stirbt fast gleichzeitig mit Jesus in tiefer Nacht, als sein dunkler Bruder. In der Gründonnerstagsnacht dieses Jahres hatte ich ein Gespräch darüber, und mein Gegenüber machte mich auf die Apostelgeschichte aufmerksam, auf den Text, aus dem wir jetzt gezogen haben.

Ja, was ist in einem Namen? Welche der beiden Geschichten zum Acker ist richtig? Im buchstäblichen Sinne vielleicht keine. ‚Dam‘ heißt Blut, und ‚adom‘ bedeutet rot, lautlich und ethymologisch sehr nah. Es war ein Töpferacker, und seiner Farbe wegen mag er schon immer so geheissen haben. Aber hinter dem Namen steckt eben diese andere Frage — was um aller Welt hat dieser Verrat zu bedeuten? Wenn Petrus recht hat, steht Judas in der Heilsgeschichte in gewisser Weise neben Johannes.

Der Blutacker liegt im Gehinnomtal südlich Jerusalems und gehört seit dem 16. Jahrhundert der armenischen Kirche. Sie nutzte den Ort bis ins 19. Jahrhundert als Begräbnisort für Fremde. Heute steht dort ein Kloster.

Gott segne uns in dieser Woche! 
Ulf von Kalckreuth 

Bibelvers der Woche 21/2021

…haben auch anderes Geld mit uns hergebracht, Speise zu kaufen; wir wissen aber nicht, wer uns unser Geld in unsre Säcke gesteckt hat.
Gen 43,22

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Schulden, Schuld und Verzeihung

Der Vers ist aus der Josephsgeschichte, der längsten und komplexesten Erzählung der Torah. Joseph, der von seinen Brüdern ausgestoßen und in die Sklaverei verkauft wird, macht mit seinen besonderen Fähigkeiten unglaubliche Karriere: er wird Vizekönig in Ägypten. Es ergibt sich, dass seine Brüder während einer Hungersnot nach Ägypten ziehen, um Nahrungsmittel zu kaufen. Sie erkennen ihn nicht, und Joseph verkauft ihnen alles, was sie brauchen. Einer der Brüder aber, Simeon, muss als Pfand und Geisel in Ägypten bleiben, weil die Brüder im Verdacht stehen, Spione zu sein. In Wahrheit will Joseph die Brüder zur Rückkehr zwingen, mit dem jüngsten der Söhne Israels, Benjamin, der nicht nur denselben Vater, sondern auch dieselbe Mutter hat wie Joseph.

Wie gesagt, komplex. Die Brüder kehren nach Hause zurück und auf dem Weg durchfährt sie ein Schrecken: sie finden das Geld, das sie für das Brot bezahlt haben, vollständig in ihrem Gepäck wieder. Eigentlich könnte es eine gute Nachricht sein, wenn man mehr Geld hat als erwartet. Aber die Brüder fürchten eine Falle — jemand könnte ihnen unterstellen, das Geld gestohlen zu haben. So bleiben sie lange mutlos bei ihrem Vater in Palästina, ohne Simeon auszulösen, aus Angst vor dem seltsamen, mächtigen Mann in Ägypten.

Schließlich gehen sie doch dorthin zurück, der Hunger ist stärker. Aber da ist das überschüssige Geld, und nun auch die Scham, den Bruder zurückgelassen zu haben. Sie bringen das Geld zurück, und weiteres dazu, um neues Brot zu kaufen, und rechtfertigen sich ausführlich vor dem ägyptischen Verwalter — das ist der gezogene Vers. Schuldenfrei seien sie und unschuldig! Der Verwalter zeigt sich großzügig und sagt: Alles ist gut, alles ist bezahlt, der Überschuss ist ein Geschenk des Gottes eures Vaters.

In Wahrheit war es Joseph, der das Geld zurücklegen ließ — weil er für die Rettung seiner Brüder und des alten Vaters kein Geld nehmen konnte, zum anderen auch, um Schuld zu erzeugen. Die heimliche Gabe greift auch vor auf das Ende der zweiten Begegnung; da bekommen die Brüder einen wertvollen Becher zugesteckt, und dieses Mal werden sie wirklich des Diebstahls bezichtigt.

Kaufleute rechnen genau: Bestände müssen erklärbar sein, ein Zuviel ist ebenso schlimm wie ein Zuwenig. Als ich bei der Bank von England arbeitete, erzählte mir ein älterer Kollege, wie vor Jahrzehnten viele Monate lang einem kleinen Überschuss nachgespürt wurde. Die gewaltige Bilanz der Bank von England war nicht in Soll und Haben ausgeglichen, die Summe der Aktivseite war um einige Penny länger als die der Passivseite. Die Aufregung war nicht grundlos: Wenn in einem Buchungssystem einige Penny unerklärt auftauchen oder verschwinden, kann das morgen auch mit Hunderttausenden oder Millionen von Pfund geschehen. In der Josephsgeschichte wissen die Brüder genau, dass sich Geld nicht von selbst in den Säcken ihrer Esel materialisiert — hier geschah etwas, das sie nicht verstanden und das stärker war als sie. Dass der Verwalter den Gott ihres Vaters erwähnt, macht die Sache nicht leichter, auch vor diesem fühlten sie sich nämlich schuldig.

Die Geschichte erzählt von einer Schuldspirale, die sich immer weiter dreht, sich den Brüdern wie ein Korkenzieher ins Fleisch bohrt. Bis einer der elf bereit ist, sich für einen anderen zu opfern. Juda will den zu Unrecht beschuldigten Benjamin auslösen. Da endlich kann Joseph verzeihen, und aus dem Beziehungsgeflecht der Brüder verschwindet die Schuld, die dunkle Energie. Sie wird gestrichen! Ganz einfach, und doch so schwer. Schwer ist es, Verzeihung auszusprechen, und fast ebenso schwer, sie anzunehmen, damit umzugehen, dass der andere verzeiht. Bedeutet es doch eine Anerkenntnis der Schuld, die gestrichen werden soll. Statt immer weiter „recht“ zu haben.

Ich glaube, man muß einander sehr lieben dafür. Und so ist es auch zwischen uns und Gott.

Der Herr sei und bleibe uns gnädig. Ich wünsche uns allen ein frohes Pfingstfest!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 21/2020

Jerusalem, 3. Januar 2019, Stadtmauer Jerusalem

Da sie das hörten, wurden sie froh und verhießen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn füglich verriete.
Mk 14,11

Hier ist ein Link zum Kontext in der Lutherbibel 2017.

Sammler von Schuld

Wenig wissen wir über Judas, obwohl er eine zentrale Rolle spielt im Schlussakt des Dramas um Schuld und Entsühnung im Neuen Testament. Judas gehörte zu den Zwölfen, zur engsten Schar um Jesus. Einige Zeit vorher war er mit den anderen von Jesus ausgesandt und mit Wunderkräften versehen worden, um zu missionieren und zu heilen. Er verwaltete die Kasse der Gruppe und hat Jesus nach Jerusalem begleitet auf dem Weg, der zum letzten Abendmahl und zu seinem Tod führen sollte. Und noch bevor alles begann, hatte er beschlossen, Jesus seinen Todfeinden ans Messer zu liefern. 

Warum nur? 

Das Neue Testament ist mit Antworten karg. Im gezogenen Vers wird als Motiv Geldgier angedeutet. Doch wer seine Tage und Nächte mit einer religiösen Gruppe verbringt, die sich der Besitzlosigkeit verschrieben hat, kann hier eigentlich nicht sehr anfällig sein. Johannes spricht davon, dass der Teufel in Judas gefahren sei. Das ist eher das Gegenteil einer Erklärung. Eine gängige Begründung lautet, Judas sei Zelot gewesen, Mitglied einer Gruppe, die den gewaltsamen Umsturz beförderte und plante, und der Verrat sei aus Enttäuschung über den gewaltfreien Kurs Jesu geschehen. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Judas seinem Meister vorher nie zugehört haben sollte. Die schmale Stütze dieser Vorstellung ist der Beiname „Iskariot“. Das könnte auf einen „Sikarier“ verweisen, die ständig Messer mit sich trugen, bereit zum Attentat in Gottes Auftrag — aber genausogut kann eine Herkunft aus dem Dorf Kariot in Juda dahinterstehen. Joh 13,26 macht es in meinen Augen klar, der Vers nennt ihn „Judas, Sohn des Simon Iskariot“. 

Irenäus von Lyon erwähnt (und verwirft) das Judasevangelium einer gnostischen Sekte. Darin wird Judas als herausgehobener Jünger beschrieben, der als einziger die Notwendigkeit des Opfertods Jesu versteht und den Weg dorthin ebnet, im Auftrag Jesu. Der Text war verschollen, tauchte aber 2006 in einer koptischen Fassung aus dem vierten Jahrhundert wieder auf. Literarisch spielte dieses „Evangelium“ aber bereits zuvor in der gewaltigen Jesuserzählung des jüdischen Autors Schalom Asch aus den dreissiger Jahren eine Rolle. Asch stellt Judas als einen Jünger zwischen abgründigem Zweifel und fanatischem Glauben vor, den der Stillstand fast um den Verstand bringt, bis er schließlich wie unter Zwang die Starre lösen, die Heilstat in Gang bringen will, die zum Reich Gottes führen soll.

Ist da ein Körnchen Wahrheit versteckt? In den Tagen vor seiner Verhaftung lebten Jesus und seine Jünger verdeckt, streng konspirativ — sie zeigten sich tags im Tempel, weil sie in der zugewandten Menge vor Verhaftung sicher waren und verschwanden abends wieder im Umland, in Betanien. Mk 14,12-16 schildert die Wege und Umwege, damit das Pessachmahl in Jerusalem gefeiert werden konnte. Sollte es also zur Kreuzigung kommen, mußten Jesus und seine Verfolger zusammengeführt werden. Judas‘ Tat war im Sinne des Neuen Testaments notwendig. Alle vier Evangelisten berichten, dass Jesus von Judas Verrat wusste, und dass Judas dies seinerseits bekannt war. Zwischen beiden herrschte eine Art Einverständnis. Bei Johannes sogar explizit: „Was du tust, das tue bald“, sagt Jesus zu seinem Jünger. 

Jesus löst von Schuld. Judas sammelt Schuld. Alle versagen: die Priester, die Schriftgelehrten, das einfache Volk, die Römer und auch die Jünger. Das Versagen macht den Opfertod nötig und führt ihn gleichzeitig herbei. Hierfür steht Judas, der Jünger aus dem engsten Kreis, als Allegorie der Schuld. Auf seine Art trägt auch er die Sünde der Welt. Mit dem Verrat und dem späteren Selbstmord wird er zum dunklen Bruder, zum Gegenbild, von Petrus oder sogar von Jesus selbst. In dem Moment, als Jesus und Judas beim Abendmahl gemeinsam den Bissen in den Becher tauchen, bedingen sie sich gegenseitig, beider Schicksal hängt am jeweils anderen.

Sonderbar: Jesus lässt Judas sehenden Auges an der Abendmahlsfeier teilnehmen, auf der er symbolisch den Leib für die anderen hingibt. Und Judas: er bleibt und geht erst dann hinaus in die Nacht. Ist Jesus eigentlich auch für Judas gestorben? Und Judas, schließlich, am Ende, für Jesus? 

Ich wünsche uns eine friedliche Woche in Gottes Segen,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 06/2020

Da sprach Mose zu Aaron und seinen Söhnen Eleasar und Ithamar: Ihr sollt eure Häupter nicht entblößen noch eure Kleider zerreißen, dass ihr nicht sterbet und der Zorn über die ganze Gemeinde komme. Lasst eure Brüder, das ganze Haus Israel, weinen über diesen Brand, den der HErr getan hat.
Lev 10,6

Hier ist ein Link zum Kontext in der Lutherbibel 2017.

Schuld und Sühne

Die Opfergesetze sind gerade gegeben, die ersten Opfer in der Stiftshütte der Vorschrift gemäß ausgeführt und angenommen worden, da laufen Nadab und Abihus nach vorn, zwei Söhne Aarons, des ersten Hohenpriesters und Bruders von Mose. Die jungen Priester gehören zu den ganz wenigen, die sich Gottes Stätte nähern dürfen. Sie halten sich aber an die neuen Regeln nicht: Vermutlich betrunken (Lev 10,9) bringen sie ein Räucheropfer dar, zum falschen Zeitpunkt, zu zweit statt einzeln und mit Feuer vom heimischen Herd statt vom Altar. Da geschieht es: ein Feuer geht aus vom Herrn und „verzehrt sie“, gerade so wie im Abschnitt vorher das Opfer angenommen wurde.

Mose ist vollkommen hermetisch. Er sagt seinem Bruder Aaron, dass mit der besonderen Nähe zu Gott besondere Pflichten einhergehen, dass sich Gott heilig zeigen kann auch gegen seine Diener, wenn diese ihre Pflichten nicht erfüllen, so jedenfalls verstehe ich Vers 3. Und in Vers 6, dem gezogenen Vers, verlangt er von seinem Bruder, der schweigend dasteht und es nicht fassen kann, dass er und die verbliebenen Söhne Eleasar und Itamar auf die üblichen Trauerrituale gänzlich verzichten sollen, da sie im Dienste des Herrn stehen. Weil Trauer als Bekundung von Missfallen gedeutet werden könnte? An Aarons Stelle soll das Volk um Nadab und Abihus trauern.

Es fällt mir schwer, über diesen Abschnitt zu schreiben, und ich war versucht, ihn unkommentiert zu lassen. Ich weiß nicht, ob richtig ist, was ich schreibe.

Es geht hier konkret um das Verhalten derjenigen, die stellvertretend für das Volk Gottes sich ihrem Gott nahen durften, für die Handlung allergrößter Intimität, dem Opfer. Das Heilige, Gott zugehörige, musste streng vom Unheiligem geschieden bleiben. Im Judentum unterscheidet man zwischen Geboten, die Verhältnis zwischen Menschen und Gott regeln und solchen, die das Verhältnis der Menschen untereinander betreffe. In der Thora ist die erste Gattung die wichtigere. Eine beachtenswerte jüdische Interpretation des Neuen Testaments besagt, dass Jesus, ohne die Gebote zu ändern, die Reihenfolge ihrer Wertigkeit vertauscht habe.

Ein Gesetz wurde gegeben und mutwillig und für alle sichtbar gebrochen. Die Strafe erfolgt sofort und mit maximaler Härte. Was Gott hier tut, entspricht nicht den Bildern, die wir uns machen, um die Präsenz einer unendlichen Macht in unserer Nähe ertragen zu können. Es ist nicht väterlich — man muss es sich versuchsweise als Handlung eines realen Vaters vorstellen. Es ist auch nicht gütig, barmherzig, gnädig, geduldig (2. Mose 34,5). 

Vor einiger Zeit habe ich ein Video gesehen. Marshall B. Rosenberg, der Schöpfer des Konzepts der gewaltfreien Kommunikation, sprach darüber, wie gewalttätige Sprache entstanden ist. Vor viertausend Jahren, sagt er, entwickelten Menschen in Palästina die Vorstellung, dass Fehlverhalten „Schuld“ bedeute, die von Gott gesühnt werde. Damit, sagt er, ist es buchstäblich lebensgefährlich, an irgendetwas „schuld“ zu sein, und Menschen werden alles tun, Schuld von sich selbst abzuwälzen und beim anderen zu suchen. Ich habe seither oft beobachten können, wie real die Angst ist, mit der das geschieht. Vielleicht dachte Rosenberg auch an diese Bibelstelle? 

In der Bibel, zumal im Alten Testament, ist oft die Rede davon, dass Gott eine strafende Handlung bereut oder bereuen könnte. Im Zusammenhang mit einem allmächtigen und allwissenden Gott ist das eigentlich eine sonderbare Vorstellung, aber ich halte sie für wichtig. So etwas muss es geben, wenn Gebete helfen können, wenn das Gespräch mit Gott etwas bewirkt. Ich frage mich nun: Hat es Gott gereut, was damals geschah? 

Die Bibel gibt darauf keine direkte Antwort, aber vielleicht einen Hinweis. Am Ende des Abschnitts erstarrt die Szene vollkommen. Mose macht Aaron Vorhaltungen, er habe das Opferfleisch entgegen der Vorschrift nicht gegessen und hält einen Vortrag über die Kategorien, um die es dabei geht. Aaron antwortet, es habe ein Sündopfer und ein Brandopfer gegeben, und nun sei geschehen, was geschehen sei — wie habe er nun von den Opfern essen können? Nun schweigt auch Mose, der Text vermerkt dies ausdrücklich. Aarons Söhne sind ja zu Sündopfern geworden.

Die Szene endet in völliger Hilflosigkeit. Sie erinnert jedoch assoziativ an den Opfertod Jesu, das ganz große Bild in der Bibel, das wir immer noch nicht in Gänze verstehen. Ich bewege mich auf schwierigem Grund: können wir den Tod des Sohns so lesen, dass Gott selbst ein Opfer bringen wollte? 

Die Gnade des Herrn sei mit uns in dieser Woche,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 07/2018

So sprecht ihr: Warum soll denn ein Sohn nicht tragen seines Vaters Missetat? Darum daß er recht und wohl getan und alle meine Rechte gehalten und getan hat, soll er leben.
Hes 18,19 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Schuld und Sühne

Hier geht es um die Gerechtigkeit Gottes. Ezechiel/Hesekiel wendet sich gegen Vorstellungen, nach denen Sünde einerseits  und andererseits Ehre vor Gott über Generationen weitergegeben werden. Das ist ein großes Thema in der Welt des Alten Testaments: Nicht immer wird der Sünder selbst bestraft, sondern die Strafe kann mit langer Verzögerung eintreten, auch für Könige und ganze Völkerschaften. Fest verankert ist die Vorstellung in einer der zentralen Stelle der Alten Schrift, die Gottes wesentliche Eigenschaften nennt: „Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied“ (Ex 34,6f). 

Im Orient, wo die Familie eine Art erweiterte Identität darstellt, machte es im Grunde keinen großen Unterschied, ob der Sünder selbst bestraft wird oder sein Sohn. Wird jemand aber bestraft für die Sünden der Väter, steht diese Strafe in keiner direkten Beziehung zu seinem persönlichen Handeln. Obwohl dieser Gedanke im Einzelfall auch etwas Tröstliches haben mag, gerät man damit doch schnell in ein fatalistisches Fahrwasser. Das, was Christen „Erbsünde“ nennen, wäre für den Mathematiker eine Art Grenzwertbetrachtung dieser Vorstellung: die Strafe erfolgt für dasjenige, was die Menschen schon vor aller historischer Zeit an Bösem mit sich herumtragen…

Hesekiel wischt diese Vorstellung (und damit übrigens auch die Erbsünde!) vom Tisch. Jeder trägt die Last seiner Sünde selbst, jedem kommen die Früchte seiner Gerechtigkeit selbst zugute. Punkt. Für Ezechiel ist Gott in diesem „modernen“ Sinne gerecht. Heute haben wir Mühe, unter Gerechtigkeit etwas anderes zu verstehen. Es ist interessant zu sehen, dass die Zeitgenossen das durchaus nicht so empfunden haben. Warum soll es jemandem gutgehen, dessen Väter sich in gröbster Weise gegen das Gesetz vergangen haben? Und wenn es jemandem wegen seiner Übertretungen schlecht geht — warum sieht Gott die Verdienste der Väter nicht? Beides wird im Abschnitt als ungerecht empfunden. Zweimal kleidet Ezechiel diesen tiefverwurzelten Einwand in Worte, um ihn ausdrücklich als unbeachtlich zu charakterisieren. „Sollte ich unrecht handeln, Haus Israel? Ist es nicht vielmehr so, dass ihr unrecht handelt?“ (Hes 18,25, sowie 18,29). 

Der Vers drückt die Möglichkeit der Befreiung von schicksalhafter Verstrickung aus. Ein gutes und gewissenhaftes Leben, das sich nach zwar anspruchsvollen, letztlich aber einfachen ethischen Forderungen richtet, kann persönliches Glück bedeuten, und dies nicht erst in ferner Zukunft, sondern hier und heute. 

Wenn man etwas verweilt, kann man kann Hesekiels Mut nur bewundern. Seine Aussage steht nicht nur im Widerspruch zur Torah, sie ist auch deshalb „stark“, weil sie (wenigstens im Grundsatz) empirisch falsifizierbar ist. Wie gehen wir denn um mit Ereignissen in unserem Leben oder dem Leben anderer, in denen großes Unglück über einen Menschen hereinbricht – oder auch über viele gleichzeitig? Sind alle schuldig?

Die Frage nach Gottes Gerechtigkeit, nach der Theodizee,  stellt sich im Grunde erst mit Hesekiels Gerechtigkeitsbegriff in aller Schärfe – vorher konnte man stets auf unbekannte Sünden unbekannter Vorväter verweisen. Das Buch Hiob stellt hierzu einige Jahrhunderte nach Hesekiel eine ausführliche und über die Zeit gewachsene Betrachtung an, in einem Laborexperiment gewissermaßen. Und seine Antwort weist letztlich über die Frage hinaus. 

Gottes Segen in dieser Woche!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 03/2018

Und alles Speisopfer, das im Ofen oder auf dem Rost oder in der Pfanne gebacken ist, soll dem Priester gehören, der es opfert.
Lev 7,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Von der Sühne

Der Anfang des 3. Buchs Moses behandelt die Opfervorschriften. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Opferarten, die möglicherweise historisch aus verschiedenen Traditionen kommen, ein geschlossenes System ist nicht zu erkennen.

Insbesondere das Sündopfer und das Schuldopfer sind schwer voneinander zu unterscheiden — bei beiden geht es um Sühne für Übertretungen von Gottes Gebot. Möglicherweise bezieht sich das Sündopfer eher auf die sündige Natur des Opfernden an sich, während es beim Schuldopfer um konkrete Taten ging. Zur Zeit der Redaktion von Leviticus war die strukturellen Ähnlichkeit offenbar geworden: es wird explizit festgetellt, dass beide Opferarten ein- und demselben Ritus folgen sollen.

Der gezogene Bibelvers regelt ein durchaus wichtiges Detail — anders als bei anderen Opferarten, bei denen der Opferende selbst und seine Familie oder Gruppe mehr oder weniger große Teile des Opfers konsumiert, erhält er beim Sünd- und Schuldopfer nichts — ausser dem spirituellen Gegenwert. Das Opfer wird teils durch Verbrennung vernichtet, teils geht es an die Priester, individuell oder kollektiv.

Eine Woche in Gottes Segen wünscht uns,
Ulf von Kalckreuth