Und die da gegessen hatten, waren fünftausend Mann.
Mk 6,44
Hier ist ein Link zum Kontext in der Lutherbibel 2017
Ein Hauch von Woodstock
Jesus zog seine Umgebung durch zwei Fähigkeiten in den Bann: sein Charisma, mit dem er auch solche Menschen „umdrehen“ konnte, die ihm nicht freundlich gesinnt waren, und seine Wundertätigkeit. In der Geschichte um diesen Vers herum begegnet uns beides.
Jesus hat sich und seine Jünger überfordert. Es ergeht ihm wie einem Superstar, der seiner massenhaft auftretenden Anhänger nicht mehr Herr wird. Er ist am See Genezareth, und das Getümmel schwillt derart, dass er seinen Jüngern die Flucht befiehlt: alle steigen in ein Fischerboot und fahren zu einem unbewohnten Ort. Die Anhängerschar jedoch folgt ihnen zu Fuß. Nun steht eine große Zahl von Menschen bei ihrem charismatischen Lehrer weitab der Siedlungen. Der gezogene Vers spricht von 5000 Männern. Frauen und Kinder gab es außerdem, wie Matthäus in seiner Fassung der Geschichte berichtet. Eine Menge so groß wie eine deutsche Kleinstadt also umringt am Seeufer ihren Rabbi.
Und dieser lässt seine Kerze auf beiden Seiten brennen. Mit einer langen Predigt zieht er die Masse in seinen Bann. Der Abend bricht an. Stundenlang hat er zu den Tausenden gesprochen, ohne Mikrophon und Verstärker, völlig erschöpft muss er nun sein. Es gibt so gut wie keine Nahrungsmittel. Und auch andere Probleme entstehen ja, wenn so viele Menschen ohne Infrastruktur auf engem Raum sind. Wer ihn kennt, mag an den Film zu Woodstock denken.
Jetzt kann in der Tat nur noch ein Wunder helfen. Jesus hebt die irdischen Gesetze der Knappheit auf und lässt fünf Brote und zwei Fische so aufteilen, dass alle satt werden und noch körbeweise Essen übrig bleibt. Und später wird er seine Jünger schelten, dass sie aus diesem Ereignis nicht gelernt haben, sich zu öffnen und einfach zu vertrauen (Mar 8,19ff).
Ganz einfach. Ganz einfach? Was bedeutet es denn für uns? Eine Warnung? Dass wir die Grenzen unserer Kräfte im Blick behalten sollen, auch und gerade im Erfolg? Nicht als Supermann auftreten und die Dinge ins Uferlose treiben? Oder doch das Gegenteil — voll Gottvertrauen den eingeschrittenen Weg weiter gehen und nicht auf das Ende sehen? Oder irgendwie beides?
Ich muss diese Frage weitergeben. Ich wünsche eine gute Woche, in der uns ungeahnte Kräfte tragen, auch wenn wir uns zu übernehmen drohen.
Ulf von Kalckreuth