Bibelvers der Woche 18/2023

Und welcher gefunden wird im Bann, den soll man mit Feuer verbrennen mit allem, was er hat, darum dass er den Bund des HErrn übertreten und eine Torheit in Israel begangen hat.
Jos 7,15

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Heilig und unantastbar!

Wieder haben wir einen Vers zur Vernichtungsweihe gezogen — zum dritten Mal seit Beginn des Jahres. In den Betrachtungen zu den BdW 06/2023 und 07/2023 wurde über diesen Modus der Kriegführung bereits gesprochen. In extremen, existenziellen Situationen sollte Gott selbst den Kampf für sein Volk führen. Die menschlichen Kampfer waren dann nur ausführende Organe. Insbesondere hatten sie keinerlei Recht an der Beute, die gesamte Beute stand als Opfer Gott selbst zu. Die besiegten Gegner, auch Frauen und Kinder, waren dem Tode geweiht, sie konnten nicht versklavt werden, wie dies sonst üblich war.

Ein solcher Fall war mit dem Überschreiten des Jordan und dem Einbruch ins Heilige Land gegeben. Die Eroberung Jerichos wurde von Josua als Bannkrieg geführt. Alle Einwohner der Stadt kamen um — bis auf die Hure Rahab, deren Verrat den Sieg ermöglicht hatte.

Einer der Kämpfer aber hatte sich unbemerkt Gold und Silber vom gebannten Gut genommen. Bald darauf ging die Schlacht um die in der Nähe gelegenen kleine Stadt Ai für die Israeliten schmählich verloren. Seitens der Israeliten war der Angriff mit halber Kraft geführt worden, gewissermaßen beiläufig. Nun war Josua ratlos. Der Frevler muss sterben, sagt Gott — das ist der gezogene Vers. Er befiehlt Josua, ihn mit dem Los zu suchen. Zunächst sollten die Stämme antreten, dann die Geschlechter, die Häuser und schließlich die Kernfamilien mit ihren Männern.

So geschieht es, und so auch wird der Schuldige gefunden. Er gesteht. Das gestohlene Beutegut wird geborgen und zusammen mit dem Frevler verbrannt. Mit einer Kriegslist gelingt darauf die Eroberung der Stadt Ai. Der Angriff wird diesmal mit vollem Einsatz geführt. Wie in Jericho müssen alle Einwohner sterben, die Beute aber geht diesmal an die menschlichen Kämpfer. Man meint, im Hintergrund ein Anreizproblem wahrzunehmen.

Bannkrieg, Vernichtungsweihe, das ist eine ungeheuerliche Idee. Alles ist Opfer für den Herrn, Leben und Gut der Feinde, und dieses Eigentum ist heilig und unantastbar! Das ist der Hintergrund, vor dem sich dann und danach über viele Jahrhunderte die Vorstellung von einem liebenden Gott gebildet hat. Christen glauben, dass dieser Gott so sehr liebt, dass er seinen erstgeborenen Sohn und sich selbst zum Opfer bringt… Auch das ist irgendwie ungeheuerlich. Wer ist unser Gott? Trägt er mehrere Personen in sich?

Wenn wir uns für einen Moment vom Bannkrieg lösen — und das fällt mir schwer — welche Botschaft hat der Vers? Was Gottes ist, muß Gottes bleiben, sagt er. Was Gott geweiht ist, dürfen wir nicht für unsere eigenen Zwecke einsetzen!

Wen betrifft das, und wie? Jeden vielleicht an anderer Stelle. Ich selbst habe einen konkreten Anlass, hier aufmerksam zu sein. Aus Anlass meines sechzigsten Geburtstags will ich nämlich bald mit meiner Gemeinde ein Dankopferfest feiern. Die ganze Gemeinde ist nach dem Gottesdienst eingeladen. Wir wollen mit Gott essen, trinken, singen und beten und uns aneinander und am Leben freuen — und gemeinsam für einen guten Zweck einstehen.

Vielleicht kann mich der Vers daran erinnern, dass ich nicht mich selbst feiern soll, sondern Gott?

Ich wünsche uns allen gesegnete Tage,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 07/2023

…so sollst du die Bürger derselben Stadt schlagen mit des Schwertes Schärfe und sie verbannen mit allem, was darin ist, und ihr Vieh mit der Schärfe des Schwerts.
Deut 13,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Ein Gebot Gottes…!

Ali Chamenei ist das politische und religiöse Oberhaupt des Iran — Oberbefehlshaber der iranischen Streitkräfte und gleichzeitig höchste geistliche Instanz im Rang eines Ajatollah. Stellen wir uns vor, Ajatollah Chameini erließe eine Fatwa zu Städten und Dörfern des Landes, die sich vom schiitischen Islam abkehren, namentlich durch Hinwendung zu anderen Religionen. Gemäß dieser Fatwa müssten solche Städte dem Erdboden gleichgemacht werden, alle Einwohnerinnen und Einwohner müssten hingerichtet werden. Was würden wir davon halten?

Ein solche Bestimmung enthält die Bibel als Gesetz, und zwar in ihrem alten Kern, der Torah. Der Schrift nach wurde es im Namen Gottes verkündet von Mose, dessen Stellung der des Ali Chamenei glich. Hier ist es im Wortlaut, Deut 13,13-17. Der Bibelvers der Woche ist hervorgehoben:

Wenn du von irgendeiner Stadt, die dir der HERR, dein Gott, gegeben hat, darin zu wohnen, sagen hörst: Es sind etliche heillose Leute aufgetreten aus deiner Mitte und haben die Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt: Lasst uns hingehen und andern Göttern dienen, die ihr nicht kennt, so sollst du gründlich suchen, forschen und fragen. Und wenn sich findet, dass es gewiss ist, dass solch ein Gräuel unter euch geschehen ist, so sollst du die Bürger dieser Stadt erschlagen mit der Schärfe des Schwerts und an ihr den Bann vollstrecken, an allem, was darin ist, auch an ihrem Vieh, mit der Schärfe des Schwerts. Und alles, was in ihr erbeutet wird, sollst du sammeln mitten auf dem Marktplatz und mit Feuer verbrennen die Stadt und alle ihre Beute als ein Ganzopfer für den HERRN, deinen Gott, dass sie in Trümmern liege für immer und nie wieder aufgebaut werde.

Die Bewohner der von Gott abgefallenen Stadt unterliegen der Vernichtungsweihe (Bann), hierzu siehe den Bibelvers der vergangenen Woche 06/2023. Das Wort „Ganzopfer“ bezeichnet ein Opfer, das der Gottheit als Ganzes dargebracht wird. Für eine große Anzahl Menschen wird es hier im übertragenen Sinne verwendet. Eine solche Übertragung wurde im Jahr 1944 übrigens ein weiteres Mal vorgenommen — das griechische Wort für Ganzopfer ist Holocaust… 

Die Bestimmung über die Vernichtung von Städten, die vom Herrn abgefallen sind, ist Teil der Torah und gilt daher im Judentum als Mitzwah, als Gebot Gottes. In der von Maimonides aufgestellten Liste der Ge- und Verbote Gottes ist sie als (positives) Gebot Nr. 186 sowie als Verbot Nr. 23 und 24 eingegangen. Sie kam wohl nie zur Anwendung — die Bücher Josua, Richter oder Könige hätten davon berichtet. So ist sie auch nicht gemeint, sie soll als Drohung und Wertung im Raum stehen. Gemeinsam mit den beiden vorangehenden Abschnitten sagt sie, was von Undankbarkeit und Verrat an der Gottheit zu halten ist, der die Israeliten alles verdanken. 

Der Text steht in meiner Bibel. Wenn ich diese Abschnitte lese, schaudert mich. Zustimmung und Ablehnung ist aber nicht wirklich gefragt. Die Bibel ist, was sie ist; ein in Teilen rätselhaftes Monument, dem wir uns betrachtend nähern können und das Anstoß sein kann in unserem Leben. Die Stimme Gottes hören wir darin dann, wenn wir sie bereits in uns tragen. Unsere Antwort wird individuell sein.

Als ein Ganzopfer für den Herrn… Am letzten Sonntag stand ich bei der Abendmahlsfeier im Kreis der Gemeinde. Es war die Rede vom Opfertod Jesu, und dass Jesus die Sünden von uns genommen habe. Oft habe ich Mühe, das zu verstehen: warum mußte Jesus diesen furchtbaren Foltertod sterben für meine Sünden und die anderer Menschen? Am vergangenen Sonntag hatte ich den Bibelvers dieser Woche bereits gezogen. und seine Worte im Kopf. Plötzlich befiel mich die Idee, dass er vielleicht sterben mußte, um genau diese Verse aus der Welt zu räumen und das, was damit zusammenhängt an Schuld, Sühne und Vernichtung, dass Gott zu uns kam, um zu sagen: „So nicht!“, und dabei Feuer mit Feuer bekämpfte, wie man einen Präriebrand löscht. Opfer gegen Opfer.

Ich spreche hier für mich selbst. Es war eine Idee, eine Vision, aber christliche Theologie ist es nicht, glaube ich. Was ist Ihre Antwort, wie geht es Ihnen mit dem Vers?

Wie in der letzten Woche, ich bleibe dabei: Der Segen Gottes, der heilt und Leben gibt, sei mit uns, 
Ulf von Kalckreuth


Für diejenigen unter Ihnen, die über einen JSTOR-Account verfügen: hier ist ein gut lesbarer Aufsatz zu Deut 13.

Bibelvers der Woche 06/2023

Da tat ihnen Josua, wie der HErr ihm gesagt hatte, und lähmte ihre Rosse und verbrannte ihre Wagen.
Jos 11,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Gesprengte Geschütztürme

Unser Vers enthält eine nützliche Botschaft in einer blutigen Verpackung. Er ist schwer zu ertragen, auch mit einem Abstand von mehr als 3000 Jahren noch. Der Vers erzählt von der massenhaften Verstümmelung von Tieren, und er steht im Kontext eines Eroberungskriegs, in dem die Invasoren keine Gefangenen machen: auch Frauen, Greise und Kinder werden getötet, „mit der Schärfe des Schwerts“.  

Unter der Führung Josuas waren die Israeliten über den Jordan in die kanaanitischen Länder, das heutige Palästina, eingefallen, um das von Gott versprochene Land als Heimstatt zu gewinnen. Jericho und Ai waren bereits gefallen, da taten sich die Königreiche des nördlichen Kanaan zusammen. Unter der Führung der Stadt Hazor vereinigen sie ihre Heere und stellen sich gegen Josua. Dieser gewinnt die Schlacht, verfolgt die übrig gebliebenen Kanaaniter und wendet sich dann gegen Hazor selbst, die weitaus größte Stadt der Region. Wie schon in Ai und Jericho lässt er alle Einwohnerinnen und Einwohner töten.

Die Israeliten erbeuten große Mengen von Streitwagen und Pferden. Josua lässt — auf ausdrückliche Weisung des Herrn, seines Gottes — die Pferde durch Zerschneiden der Sehnen verstümmeln und die Wagen verbrennen. Das ist der Inhalt des Verses. 

Auch das unterschiedlose Töten aller Bewohner Hazors geschieht auf Anordnung Gottes. Zugrunde liegt das „Kriegsgesetz“ in Deut 20. Die Bewohner der Stadt und ihre Tiere unterliegen der „Vernichtungsweihe“, die in den meisten Bibelübersetzungen als „Bann“ bezeichnet wird. Gott selbst führt den Krieg, die Besiegten fallen Gott zum Opfer. Die israelitischen Krieger sind Werkzeuge, sie dürfen sich an der Beute nicht bereichern — alles gehört Gott, alles unterliegt der Vernichtung. Näheres hierzu liest man unter dem Stichwort „Bann“ in Wikipedia. 

Die Israeliten sollen sich mit den Bewohnern des Landes nicht vermischen und ihre Lebensart nicht annehmen. Historiker, Theologen und Archäologen sind sich weitgehend einig, dass sich die Landnahme, also der Aufstieg der Israeliten zur dominierenden Ethnie in großen Teilen Kanaans, nicht in der in Josua beschriebenen Weise ereignet haben kann, durch einen einzigen großen, radikal geführten Vernichtungskrieg also. Die archäologische Evidenz spricht ebenso dagegen wie Widersprüche zu anderen biblischen Texten, hierzu den Wikipedia-Eintrag zur Landnahme, vgl. auch den BdW 33/2019. Das auf Reinheit und unbedingte Gefolgschaft abhebende deuteronomistische Geschichtswerk datiert vielmehr aus der Zeit um das babylonische Exil und dient der Bewahrung einer nationalen Identität im Angesicht einer existenziellen Bedrohung durch Großmächte. 

Ich schweife ab, das macht mein Unbehagen deutlich. Auch wenn die Erzählungen zur Landnahme weitgehend konstruiert sein mögen — die Texte beschreiben als Ideal die Auslöschung der Völker Kanaans, physisch und kulturell, und sie sind mit dieser Botschaft wichtige Bestandteile der Bibel. Als ich vor rund fünfundvierzig Jahren die Bibel von Buchdeckel zu Buchdeckel lesen wollte, habe ich den Versuch mitten im Buch Josua abgebrochen, ungefähr an der Stelle, über die wir gerade sprechen. Nun bin ich fast sechzig und suche einen anderen Standpunkt. Die Bibel ist ein Spiegel der Welt und spricht auch von ihren dunkelsten Seiten. Gottes Wort kommt durch Menschen zu uns. Die Texte zur Landnahme haben Menschen geschrieben, die einen verzweifelten Kampf führten, um ihre eigene Identität und die ihres Volks. Es macht mich traurig zu sehen, wie sie sich Ideen verschrieben, die auch von Alfred Rosenberg hätten stammen können. 

Aber zurück zum Vers. Die Verstümmelung der Pferde wirkt eigentümlich. auch jenseits von Aspekten des Tierwohls. Die Israeliten befinden sich in einem Krieg, in dem es auch für sie um Sein oder Nichtsein geht. Sie erbeuten Pferde und Wagen der Feinde, und statt diese gegen ihre Feinde zu kehren, vernichten sie beides. Pferde und Kriegswagen waren die Panzer des Altertums, eine Waffe, mit großem Prestige. Man vergleiche etwa die Darstellung einer angreifenden Reiterhorde bei Hiob im BdW 15/2019. Es ist beinahe so, als würden Selenskys Truppen eine Anzahl russischer T 72 erbeuten und ihre Geschütztürme sprengen, statt sie der eigenen Armee zuzuführen. 

Aber nur beinahe. Die Ukrainer nutzen Panzer selbst, ihre Kriegführung unterscheidet sich von der russischen nicht grundsätzlich. Die Israeliten hingegen kämpften gegen Feinde, die ganz anders aufgestellt waren als sie selbst, gegen antike städtische Kulturen. Sie selbst waren als Nomaden oder Halbnomaden eingebrochen. Pferdewirtschaft kannten sie nicht, sie hatten nicht die nötige Infrastruktur, keine Reiter, keine Wagenlenker. Pferde und Wagen sind dann eine Last. Der Verzicht Josuas liegt nicht nur in der allgemeinen Logik des Bannkriegs, er ist im engeren Sinne rational. 

Das ist die Einsicht des Verses in ihrer schrecklichen Hülle. Mit leichtem Gepäck reisen, sich auf Gott und die eigenen Fähigkeiten verlassen, genau wissen, worauf es ankommt, und worauf nicht, verzichten können. Das ist entscheidend, mit allem anderen verzetteln wir uns. In Israel gibt es eine Redewendung für Situationen, in denen die Ausstattung nicht taugt für die Aufgabe — ein Konzertauftritt zum Beispiel, der mit schlechten Mikrophonen und einem verstimmten Klavier bestritten werden muss: Das haben wir — und damit werden wir siegen! Vielleicht ist das ein fernes Echo unseres Verses? 

Der Segen Gottes, der heilt und Leben gibt, sei mit uns, 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 04/2023

Und alles Goldes Hebe, das sie dem HErrn hoben, war sechzehntausend und siebenhundertfünfzig Lot von den Hauptleuten über tausend und hundert.
Num 31,52

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Finsternis möge mich decken…

Der gezogene Vers stammt aus einem der schrecklichsten und unerträglichsten Abschnitte der Bibel. In keiner Spruchsammlung gibt es Verse daraus, und im Religionsunterricht kommt die Geschichte nicht vor. In Woche 19/2019 hatten wir bereits einen Bibelvers zu der Geschichte, und ich lade Sie ein, einen Blick auf den dazugehörigen Kommentar zu werfen. Hier ist der Link. 

Kurz vor dem Ende der Wüstenwanderung der Israeliten befiehlt Gott einen Vernichtungsfeldzug gegen die Midianiter. Anlass waren Ausschweifungen sexueller Art von Angehörigen der beiden Völker sowie die Rolle Bileams, eines midianitischen Propheten, beim Versuch der Moabiter, den Vormarsch der Israeliten aufzuhalten. Die Midianiter sind Nomaden und leben in der Halbwüste. Der Feldzug bezweckt und erreicht die fast vollständigen Vernichtung dieses Volks. Die Israeliten töten zunächst nur die Männer. Auf Befehl Moses töten sie dann auch die erwachsenen Frauen sowie alle Knaben. Nur die jungfräuliche Mädchen werden verschont, ihre Zahl wird mit 32.000 angegeben. Die Größe des Volks, das überfallen und vernichtet wird, kann man daraus mit 250.000 bis 300.000 abschätzen. 

Hinsichtlich des Viehs und der gefangenen Mädchen gibt Moses auf Gottes Geheiß eine Verteilungsregel. Von allem soll die Hälfte an die Kämpfer, die andere Hälfte aber an das gesamte Volk gehen. Vom Anteil, der den Kämpfern zusteht, bekommt Gott selbst zwei Promille, also ein Promille der gesamten Beute, namentlich auch 32 Mädchen (Vers 40). Die Regel trifft keine Aussage über das geraubte Gold. Jeder der Kämpfer hat für sich selbst geraubt (Vers 53), aber ein Teil der Beute sammelt sich auch bei den Obersten der Hundertschaften und Tausendschaften. Nach der Schlacht stellen diese fest, dass es auf eigenenr Seite nicht einen einzigen Gefallenen gegeben hat, und sie geben den ihnen zufallenden Teil der Beute aus freien Stücken dem Herrn in Gänze als Opfer. Das ist der Inhalt des Verses oben. Es ist nicht wenig: die 16.750 Schekel (Lot) Gold wiegen etwa 190 Kilo. Ein Kilo Gold kostet heute etwa 58.000 Euro. 

Ein veritabler Genozid wird hier beschreiben, auf Anordnung Gottes, der selbst an der Beute beteiligt ist. Zu dem, was ich bereits in der Betrachtung zu BdW 19/2019 geschrieben habe, möchte hier einige Gedanken hinzufügen.

Gott ist nicht nur der Vater des Lichts, sondern Vater auch der Finsternis. Beides hat er geschaffen, beides verantwortet er. Das Leid in der Welt ist teilweise von Menschen gemacht, teilweise aber auch fest verdrahtet in Grammatik und Syntax unserer Welt, in Physik, Chemie und Biologie. Anfang der letzten Woche ist eine Nichte meiner Frau nach langem Kampf an multiplem Krebs gestorben. Sie hinterläßt zwei Kinder, eines davon geistig und körperlich schwer behindert und einen Ehemann, der für die Pflege und das Auskommen der Familie nun allein sorgen muß. Sie hinterläßt auch verzweifelte Eltern. Vor einiger Zeit, im Jahr 2017, wurde meine eigene Kusine bei einem Terroranschlag in Spanien getötet. Auch sie hinterließ zwei Kinder. Mir selbst und meinen beiden Kindern geht es gesundheitlich gut. Meine Frau hat im vergangenen Jahr eine Krebserkrankung überstanden. Grund genug für große Dankbarkeit, das weiss ich! Aber ich kann keine Regel oder Gerechtigkeit hinter diesem Bild erkennen.  

In Jesus wendet uns Gott seine liebende und erbarmende Seite zu. Jesus geht den Weg ins Herz der Finsternis Gottes und hindurch zur anderen Seite. Liebe und Erbarmen sind in der Welt, ja, sie gehören also zu dem Gott, der sie schuf. Aber von der dunklen Seite Gottes wird in der Bibel auch berichtet — die des strafenden und rächenden Gottes. Und die Welt, sie zeugt von dieser Seite. Die Bibel ist viel realistischer als unsere religiöse Praxis. Die Propheten erzählen von der strafenden und der heilenden Präsenz Gottes, manchmal unentwirrbar durcheinander. Den ungnädigen Gott haben wir vergessen, wir wollen ihn nicht sehen. Aber passt unser Gott dann noch zur Welt, die wir sehen? 

Wir können Gott nicht entfliehen, er ist immer da, auch in den Schützengräben und im Bombenterror der Ukraine. Aber welches Gesicht zeigt er uns? Die dunkle oder die lichte? Und an welches seiner Gesichter wenden wir uns? Mit Gott zu rechten ist nicht verboten, aber es ist sinnlos — Gott hat die Macht und mit der Macht auch das Recht. So sagt es uns das Buch Hiob.

Unsere Hoffnung kann nicht sein, dass es das alles nicht geben, dass Gott das alles nicht zulassen möge. Jeder neue Tag zeigt, dass diese Hoffnung trügt. Glaube kann etwas anderes tun. Er kann hoffen, dass die tödliche Seite dieser Welt in Gott irgendwie (!) aufgehoben ist. Mutiger und reiner Glaube muß das sein, denn Evidenz dafür gibt es nicht. Jemand sagte mir, dass Gott vielleicht manche Menschen bei sich haben möchte. Ja, vielleicht war es bei meinen beiden Kusinen so — vielleicht…! 

Wir sehen Gott, sein Licht und seine Finsternis. Psalm 139 singt dies so: 

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, 
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? 
Führe ich gen Himmel, so bist du da; 
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. 

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, 
so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. 
Spräche ich: Finsternis möge mich decken 
und Nacht statt Licht um mich sein –, 
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, 
und die Nacht leuchtete wie der Tag. 

Finsternis ist wie das Licht.

Im Anschluß an die ersten vier Zeilen könnte es ganz andere Lieder geben. Ich kann sie durchaus hören, diese Lieder. Ich werde sie nicht singen. Das ist meine Entscheidung — frei, nicht erzwungen.

Amen.

Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 03/2023

Ich will sie mit ihrem Trinken in die Hitze setzen und will sie trunken machen, dass sie fröhlich werden und einen ewigen Schlaf schlafen, von dem sie nimmermehr aufwachen sollen, spricht der HErr.
Jer 51,39

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Becher des Zorns

Ich glaubte schon, wir hätten diesen Vers bereits gesehen. Aber nicht dieser Vers, sondern sein unmittelbarer Nachfolger, Jer 51,40, hatten wir im vergangenen Frühling gezogen. Bitte gucken Sie kurz auf den Kommentar zum BdW 13/2022 — das wichtigste zum Kontext ist dort gesagt. Die beiden Verse, der frühere und der für diese Woche, gehören zusammen und auf der ersten Ebene machen sie dieselbe Aussage: Babylon, das Großreich, das Juda vernichtet und seine Bewohner deportiert hat, soll nun seinerseits vernichtet werden, das Werkzeug Gottes wird von Gott bestraft. 

Die Strafe, und das ist das Besondere hier, wird bewirkt durch Trunkenheit. Trunkenheit steht für Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit und die Ausschaltung des gesunden Empfindens. Das wird recht konkret beschrieben: In der größten Hitze setzen die Kämpfer sich nieder zum Trinken. „Hitze“ meint zweierlei: Die Lage der babylonischen Krieger ist zugespitzt und verzweifelt, aber auch die Lufttemperatur ist angesprochen. Hitze beschleunigt den Stoffwechsel, der Alkohol geht „schnell ins Blut“ und ein Mensch kann der aufsteigenden Trunkenheit nichts entgegensetzen. Im Augenblick größter Bedrohung also werden die babylonischen Krieger fröhlich und schlafen ein.

Das Motiv taucht auch in Jer 51,54 auf. In Kapitel 25 (15ff sowie 27ff) gebraucht Jeremia das Bild in verwandelter Form: die Völker des Großraums trinken reihum vom Becher des Zornes Gottes, zuletzt auch Babylon. Hier ist nicht mehr von physisch existierenden Kämpfern die Rede, es geht um Völker und ihre geschichtliche Schicksale in übertragener Form. Jesaja verwendet das Bild vom „Taumelbecher“ ganz ähnlich. In der Offenbarung (14,10 ff) steigert Johannes die Vorstellung des Zornestrunks noch einmal, er wird zum Teil des Weltgerichts,

Das sind keine angenehmen Bilder… Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit, lautet eine Redewendung aus dem antiken Griechenland. In unserem Vers schlägt Gott die Babylonier mit Trunkenheit. Das erinnert mich an die Geschichte vom Turmbau zu Babel: dort werden die Babylonier durch Verwirrung der Sprache ausser Gefecht gesetzt. Vielleicht hat die Fähigkeit zur koordinierten militärischen Aktion eine besondere Stärke der babylonischen Streitkräfte ausgemacht? 

Der Herr bewahre uns die Fähigkeit, unser Unglück zu sehen und gemeinschaftlich das Notwendige zu tun. 
Ulf von Kalckreuth


Nachtrag: Seit Juni 2017 ziehe ich jede Woche einen Vers. Bislang sind es 292. Zusammengenommen ist das immerhin schon fast ein Prozent des gesamten Korpus der Lutherbibel 1912, rund 0,974%! So hoch ist derzeit die Wahrscheinlichkeit, einen der bereits gezogenen Verse ein zweites Mal zu ziehen. Ich warte schon eine ganze Weile darauf, dass dies geschieht. Aber wer kurz nachdenkt, sieht, dass die Wahrscheinlichkeit, so wie in dieser Woche den unmittelbaren Nachfolger eines der bereits gezogenen Verse zu ziehen, genau denselben Wert hat, fast ein Prozent…! So oder so, allmählich entsteht ein Bild, stark verpixelt noch, aber erkennbar

Bibelvers der Woche 44/2022

Und will das Recht gehen lassen über Moab; und sie sollen erfahren, dass ich der HErr bin.
Hes 25,11

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Vom Verurteilen

Ein „Fremdvölkerspruch“ von Hesekiel. Moab, Edom und eine Reihe anderer Völker haben zum Untergang Judas beigetragen, und sie sollen, so wünscht und prophezeit es Hesekiel, ihre Strafe erhalten. Auf seiner Reise ist der ‚Bibelvers der Woche‘ schon einige Male auf Sprüche zu anderen Völkern gestoßen. Die Tonlage kann sehr unterschiedlich sein. Mal weint der Prophet über das Unglück, das er sieht, siehe die BdW 4/2018 und 44/2018 zu Moab, mal sieht er Israel gleichrangig im Verbund mit den großen Völkern, siehe BdW 17/2021 zu Israel, Assur und Ägypten, und mal steht Vernichtung im Vordergrund, wie in BdW 13/2018 und auch in diesem Vers.

Ich bin in einem interreligiösen Chor, genannt ‚Tehillim‘, nach dem hebräischen Wort für ‚Psalmen‘. Wir singen zur Zeit den Psalm 137, in unterschiedlichen Vertonungen, hebräisch, deutsch, lateinisch, englisch. Er beginnt mit den bekannten Worten „An den Wassern von Babel saßen wir und weinten…“ Der Psalm kreist um die Erfahrung der Hilflosigkeit im erzwungenen Exil, und die Bedeutung des Festhaltens an der eigenen religiösen Identität. Und dann, am Ende des Psalms, kommen diese Worte: 

HERR, vergiss den Söhnen Edom nicht, was sie sagten am Tage Jerusalems:
»Reißt nieder, reißt nieder bis auf den Grund!«
Tochter Babel, du Verwüsterin
wohl dem, der dir vergilt, was du uns angetan hast
Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt
und sie am Felsen zerschmettert!

Wie singt man das eigentlich? Es ist eine Vernichtungsphantasie, hier spricht der blanke Hass gegen die Eroberer, die den Exilanten ihre Lebenswelt nehmen, um ihnen die eigene aufzudrücken. 

Die Bibel ist nicht nur Wort Gottes. Sie ist Transkript eines Gesprächs Gottes mit den Menschen — vielen Menschen, verschiedenen Menschen. Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenslagen, über vielen Hunderten von Jahren. Manche können verzeihen, andere nicht. In der Sprache der Musik ist das, was da gen Himmel steigt, nicht ein volltönender Akkord, sondern ein Cluster. Wenn ich Psalm 137 immer wieder lese und auch singe, verstehe ich den Menschen, der ihn geschrieben hat. Auch meine Familie wurde vertrieben, auch wir haben alles verloren. Seine Phantasie aber muß ich für mich nicht übernehmen

Gott will Recht über Moab sprechen, sagt Hesekiel. Es ist klar, welches Urteil der Prophet erwartet — immerhin aber bleibt offen, ob Gott nicht vielleicht zu einem ganz anderen Ergebnis kommt. Wer nicht selbst verurteilt werden will, sollte Verurteilungen anderer nicht herbeisehnen. Es gibt einen anderen Psalm, er singt die Worte: „So du willst, HERR, Sünde zurechnen — Herr, wer wird bestehen?“

Ich wünsche uns allen eine Woche in Gottes Segen,
Ulf von Kalckreuth

P.S. : In wenigen Wochen, am 23. November um 19:30 Uhr, findet im jüdischen Gemeindezentrum von Frankfurt ein Konzert von „Tehillim“ zu Psalm 137 statt — hier ein Link.

Bibelvers der Woche 31/2022

…sondern die Jünglinge mit Bogen erschießen und sich der Frucht des Leibes nicht erbarmen noch der Kinder schonen.
Jes 13,18

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Wer spricht hier?

Oh, das klingt nicht gut! Stellen sich vor, Sie gehen an einer halboffenen Tür vorbei, in einem Hotel zum Beispiel, und hören diesen Satzfetzen in moderner Sprache: „…sondern erst die Jungs mit dem MG erledigen und sich dann mit dem Bajonett um die Bäuche der Schwangeren kümmern — und auch die Kinder kommen nicht davon.“ Wo ist die Polizei?

Hier ist zunächst der Kontext des Fragments (Lutherübersetzung 2017, die Verse 17-19), für einen ersten Aufschluß: 

Siehe, ich will die Meder gegen sie erwecken, die nicht Silber suchen oder nach Gold fragen, sondern die jungen Männer mit Bogen erschießen und sich der Frucht des Leibes nicht erbarmen und die Kinder nicht schonen. So soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, zerstört werden von Gott, wie Sodom und Gomorra…

Die völlige Zerstörung Babylons durch die Meder wird beschworen. Das anschließende Kapitel 14 spricht von der Macht des babylonischen Reichs mit Worten, die viele Leser der Bibel an Luzifer denken lassen, den aufständischen Engelfürsten. 

Wer spricht hier? Formal ist es der Prophet Jesaja, er gibt Worte Gottes wieder. Die Beschreibung von unbeschränkter Höhe und absolutem Fall Babylons aber will nicht recht zum historischen Jesaja (740-701 v.Chr.) passen. Zu seiner Lebenszeit ist Babylon unwichtig, ein verbrauchtes, ein altes Reich, das den Übergriffen der aggressiven assyrischen Supermacht immer wieder erliegt und in deren Machtgefüge es eingegliedert ist. Erst rund hundert Jahre später, im Jahr 625, befreit Nabopolassar spektakulär das Land vom Würgegriff der Assyrer, mit Hilfe der Meder übrigens. Sein Sohn Nebukadnezar richtet daraufhin das gewaltige neubabylonische Reich auf. In diese Zeit fällt die Zerstörung Jerusalems und die Verschleppung seiner Einwohner ins Exil. Noch einmal hundert Jahre später, im Jahr 539, erobert der Perser Kyros das babylonische Reich, mit Unterstützung der unterworfenen Meder. Die Stadt Babylon selbst fällt kampflos. Die exilierten Einwohnern Jerusalems erhalten die Erlaubnis zur Heimkehr. 

Mit der Gewaltphantasie gegen die Kinder der Unterdrücker erinnert der Vers mich sehr an Psalm 137, im babylonischen Exil geschrieben und sein Ende herbeisehnend. Dies Gebet beginnt mit den Worten „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten“ und schließt: „Tochter Babel, du Verwüsterin, wohl dem, der dir vergilt, was du uns getan hast! Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!“

Viele Exegeten gehen davon aus, dass das Buch Jesaja nicht nur einen Verfasser hat, sondern die Worte mindestens dreier, durch Jahrhunderte getrennter Propheten wiedergibt. Ausserdem wurde es umfänglich redigiert. In meinen Augen ist nicht viel Erkenntnis darin, die vielen Elemente jeweils auf einen bestimmten Verfasser, eine bestimmte Redaktionsschicht zurückzuführen. Das Buch hat eine lange Entstehungsgeschichte. Viele Menschen waren daran beteiligt, und auf geheimnisvolle Weise hat das Buch eine Identität jenseits all dieser Menschen gewonnen. 

Das Buch selbst spricht zu uns, kein bestimmter Verfasser. Dieses Buch der Bibel ist wie das Gedächtnis eines alt gewordenen Menschen, in dessen Seele sich Schicht über Schicht abgelegt haben: Erinnerung, Hoffnung, Verzweiflung, Abscheu, Sehnsucht. Unentwirrbar gehen Prophetie, Gegenwart und Gewesenes ineinander, befruchten sich gegenseitig und schaffen so eine Art Traumbild der Geschichte Israels und seiner Zukunft, seines Weges mit Gott und gegen Gott, seiner Vernichtung und seiner Errettung, des Gottesknechts und des Messias, bis hin zur Erlösung des Volks Israel und der Menschheit. 

Auch alptraumhafte Gewaltphantasien haben in diesem Traumbild einen prominenten Part, wie in einem Schlachtengemälde. Wen wundert’s? Bis wirklich die Wölfe bei den Lämmern lagern (Jes 11,6 und 65,25) geschieht viel, in der Traumzeit des Buchs wie auch in unserer Realität. 

Und bis dies geschieht, wolle der Herr unsere Kinder schützen!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 13/2022

Ich will sie herunterführen wie Lämmer zur Schlachtbank, wie die Widder mit den Böcken.
Jer 51,40

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Die Katastrophe nach der Katastrophe

Der Vers ist aus der Prophezeiung Jeremias zum Untergang Babylons. Sie ist datiert, und zwar auf das Jahr 3 der Regentschaft Zedekias, des letzten König Judas. König Zedekia ist Vasall Babylons und versucht sich in einem Ränkespiel gegen das Großreich. Juda bewegt sich auf einen Abgrund zu, und Jeremia warnt seine Landsleute mit immer schriller werdender Stimme — das ist das Leitmotiv des Buchs.

An dieser Stelle aber, lange noch bevor sich der Untergang Judas tatsächlich materialisiert, sieht Jeremia den Zusammenbruch Babylons. Der gezogene Vers beschreibt den blutigen Untergang der Armee. Eine Rolle mit den Worten dieser Prophezeihung lässt Jeremia an den Euphrat bringen und dort versenken, um sie in Kraft zu setzen.

Es ist nicht klar, wann dieser Text wirklich entstanden ist. Recht deutlich verweist er auf den Sieg der Perser über das babylonische Reich rund fünfzig Jahre später. In jedem Fall enthält er eine Botschaft, die in der Bibel immer wiederkehrt: alles trägt den Keim des eigenen Gegenteils in sich, der Anstieg des Pegels heute steht auch für die künftige Ebbe, und Gott allein ist Herr der Geschichte. 

Mir fällt der Krieg im Osten unseres Landes ein, der uns bedrückt. Auch Putin wird sein Ende finden. Bald vielleicht. Was kommt danach? 

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 12/2022

Da antwortete Doeg, der Edomiter, der neben den Knechten Sauls stand, und sprach: Ich sah den Sohn Isais, dass er gen Nobe kam zu Ahimelech, dem Sohn Ahitobs.
1. Sa 22,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Tödlicher Verrat

Die Geschichte ist tiefschwarz. König Saul fühlt sich verraten. Feindschaft steht jetzt zwischen ihm und David, aber dieser ist bis in seine Familie hinein geliebt und beliebt. Laut in die Runde stellt Saul die Vertrauensfrage. Doëg, einer seiner oberen Knechte, antwortet im gezogenen Vers mit wirklichem Verrat.

Doëg hatte gesehen, wie David bei den Priestern in Nob Unterschlupf gefunden hatte. Namentlich, wie er dort verköstigt wurde, mit den Schaubroten, die eigentlich Teil des Opferritus für Gott den Herrn waren, und wie er von Ahimelech das Schwert Goliaths bekam, den David einst als junger Mann besiegt hatte.

Der Verrat hat entsetzliche Folgen. Fünfundachtzig Priester müssen an Ort und Stelle sterben. Der Verräter Doëg selbst tötet sie mit dem Schwert, weil niemand sonst es wagt. Dann vernichtet er Nob, die Priesterstadt: Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge sterben, sogar die Tiere. Einzig Abjatar entkommt, der Sohn Ahimelechs, er wird einer der Getreuen Davids. 

Die Geschichte charakterisiert nicht nur Saul und Doëg, sondern auch David. Er ist an dem Massaker nicht unschuldig. Als die Priester ihn aufnahmen, wussten sie nicht, dass er kein Mann des Königs mehr war, sondern dass im Gegenteil dieser ihn verfolgte. Wissend nutzte der Verfolgte ihr Unwissen für sich, obwohl er bereits ahnte, dass alles ans Licht kommen würde . David bekennt diese Schuld (V 22).

Eine frohe Botschaft gibt es hier nicht. Aber die Geschichte enthält die Frage nach einer Trennlinie, die auch uns angeht: wann wird das Verfolgen eigener Interessen, unter großem Druck vielleicht, zu Verrat an Unschuldigen?

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 09/2022

Im fünfzigsten Jahr Asarjas, des Königs in Juda, ward König Pekahja, der Sohn Menahems, über Israel zu Samaria, zwei Jahre;…
2 Kö 15,23

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Der drittletzte König Israels, des Nordreichs: er regiert nur zwei Jahre und fällt dann einer Verschwörung zum Opfer, wird in seiner eigenen Palastanlage getötet. Der Mörder wird sein Nachfolger. Es geht dem Ende zu…

Der Herr sei mit uns in dieser Woche!