Bibelvers der Woche 24/2022

Ich kannte dich, ehe denn ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe denn du von der Mutter geboren wurdest, und stellte dich zum Propheten unter die Völker.
Jer 1,5

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Ein Auftrag

Wie manche andere Berichte zu Propheten des Alten Testaments beginnt das Buch Jeremia mit einer Berufung: Aussonderung zum Dienst Gottes. Es ist eine Art Urteil. Jeremia wird nie eine Frau und Kinder haben und immer eine prekäre Existenz leben, unter Beobachtung stehen, von denen bedroht sein, deren Position er gefährdet. Das ahnt er, und er versucht, der Berufung zu entgehen. Er sei zu jung, diese Bürde zu tragen, sagt er. 

Unser Vers baut allen Ausflüchten vor: Gott hat Jeremia auf diese Berufung hin geschaffen. Mit anderen Worten: Jeremia kann gar nicht ablehnen. Und der Herr gibt seinem Propheten eine Vision an die Hand, die ihm zeigt, dass es nie zu viel werde, dass Gott ihn immer vor dem Äußersten schützen werde.   

Jeremia führte ein hartes Leben, und nicht viele würden mit ihm tauschen wollen. Aber er kannte seine Berufung. Er verzweifelte manches Mal an seinem Auftrag, aber er musste sich nie fragen, ob er wohl eine Aufgabe in der Welt habe. Es gibt im Judentum die Vorstellung, dass alle Menschen einen Auftrag von Gott haben, und dass niemand stirbt, bevor er diesen seinen besonderen Auftrag erfüllt hat. Niemand kommt umhin, seine Aufgabe im Rahmen des Schöpfungsganzen zu verrichten. 

Das ist eine faszinierende Idee. Was wohl wäre dann mein Auftrag? Ich bin fast 59 Jahre alt und weiss es nicht genau…!

Der Unterschied zwischen Jeremia und allen anderen Menschen bestünde nur darin, dass Jeremia seinen Auftrag kannte. Er sollte als Sprachrohr Gottes wirken, das kann nicht unbewusst geschehen. Ich weiss nicht, wie verbreitet diese Vorstellung im Judentum ist. Ich habe sie bei meiner Hebräischlehrerin kennengelernt. Sie ist stimmig und konsequent — die Idee betont Gottes Allmacht und lässt auch alle Verantwortung bei ihm. Sie läuft damit quer zu unserer Vorstellung einer fast schrankenlosen Selbstbestimmung des Menschen, vor der Gott sich kleiner und kleiner machen muss. 

Ich wünsche uns für diese Woche, dass wir unseren Auftrag besser kennenlernen mögen,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 23/2022

Ein zänkisches Weib und stetiges Triefen, wenn’s sehr regnet, werden wohl miteinander verglichen.
Spr 27,15

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Abperlen lassen!

Es gibt für mich wenig schlimmeres als diese Streitereien, die aus dem blauen Nichts entstehen, ins blaue Nichts führen und in der Zeit dazwischen alle Beteiligten regelrecht aufreiben. Das Buch der Sprüche ist ein Schulbuch, und zwar ein besonderes. Es enthält Lehr- und Merksätze der Weisheitslehre zum Auswendiglernen, als Teil eines Curriculums, siehe den BdW 50/2020. Die Weisheitslehre war die Lehre der Lebenskunst. Die dazugehörigen Lektionen gab es mündlich, sie stehen uns nicht mehr zur Verfügung. Wir können aber versuchen, sie uns anhand der Merksätze zu erschließen. Hier ist zunächst die ganze Sinneinheit, zitiert aus der Lutherbibel 2017:

Ein zänkisches Weib und ein stetig tropfendes Dach, wenn’s sehr regnet, lassen sich miteinander vergleichen: Wer sie aufhalten will, der will den Wind aufhalten und will Öl mit der Hand fassen.

Der Vergleich mit dem tropfenden Dach findet sich auch in Sprüche 19,13: Ein törichter Sohn ist seines Vaters Herzeleid, und eine zänkische Frau wie ein stetig tropfendes Dach. Das Bild vom „Haschen nach Wind“ für vergebliches Tun kennen viele aus Prediger, einem eng verwandten und sehr eindrücklichen Text der Weisheitsliteratur. 

Der Duden gibt ‚zänkisch‘ mit rechthaberisch, streitsüchtig und unverträglich wieder. Darüber hinaus hat das Wort im Deutschen eine Konnotation mit dem weiblichen Geschlecht. Als Anwendungsbeispiel gibt der Duden „zänkisches altes Weib“ an. Rechthaberische, streitsüchtige und unverträgliche alte Männer gibt es auch, aber einen zänkischen alten Mann würde man sich irgendwie weiblich vorstellen. So weit kann ich folgen, es gibt wohl wirklich eine weibliche Variante der Streitsucht. Aber die männliche ist nicht schöner, und auf sie würde der Vergleich mit dem Dach ebenso gut passen. Die geschlechtliche Konnotation ist somit überflüssig.

Im hebräischen Original steht ein Wort, das ‚zanken‘, ’sich streiten‘ bedeutet, aber auf eine Wurzel zurückgeht, die ‚richten‘, ‚Recht schaffen‘ bedeutet. Es geht also um Menschen, die sich zwanghaft im Recht wähnen, bzw. ihr Recht ständig durch andere verletzt sehen. Eigentlich sehr deutsch. Nicht einmalige Ausbrüche sind gemeint, sondern eine Verhaltenstendenz, die autonom und unveränderlich ist, eben wie ein stetig tropfendes Dach. Sichtbar wird das Tropfen nur bei Regen, undicht aber ist das Dach auch, wenn die Sonne scheint. Die Unfähigkeit, etwas ab- und von sich wegzuhalten ist gemeint. Und die Auseinandersetzung mit solchen Menschen, so der Vers, ist sinnlos und Zeitverschwendung

Aggressive Negativität hat etwas Sündhaftes. Sie trägt innere Unruhe und Unfrieden nach aussen und überträgt sie wie einen Virus auf Menschen der Umgebung. Diese sollten sich davon so frei wie nur möglich machen, die Ansteckung vermeiden — auch aus epidemiologischen Gründen: das Beziehungsgeflecht muß geschützt werden. Die Auseinandersetzung führt zu nichts.

Ich wünsche uns ein gesegnetes Pfingstfest, eine Woche in innerer Ruhe und Frieden, mit Gottes Hilfe, 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 22/2022

Nicht, meine Kinder, das ist nicht ein gutes Gerücht, das ich höre. Ihr macht des HErrn Volk übertreten.
1.Sa 2,24

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Verantwortung übernehmen

Der Vers berichtet von der Vorgeschichte des Aufstiges von Samuel zum Richter Israels. Samuel war als kleines Kind schon dazu ausersehen, dem Herrn im Tempel zu dienen. Seine Mutter hatte ein Gelübde getan, ihren Sohn in den Tempeldienst zu stellen, wenn sie ein Kind bekommen könnte. Hoherpriester und Richter in Israel war Eli. Zu seinen Nachfolgern hatte er seine beiden Söhne auserkoren. Diese aber verhielten sich unwürdig: die jungen Männer mißbrauchten ihre Privilegien. Der gezogene Vers gibt die Worte wieder, mit denen Eli ihnen Vorhaltungen macht.

Es bleibt vergeblich. Der Herr flucht den Söhnen und dem ganzen Hause Elis, und Samuel wird Elis Nachfolger. Und eigentümlich: die Geschichte spiegelt sich inSamuels späteren Leben. Als er ein alter Mann ist, geschieht ihm dasselbe wie Eli. Seine beiden Söhne, an die er die Last der Verantwortung abgeben will, benehmen sich selbstherrlich und beugen das Recht; siehe 1.Sa, Kapitel 8 und den BdW 37/2021. Anders als Eli aber erfüllt Samuel seine Aufgabe. Er hört den Warnruf, schiebt seine Söhne beiseite und beginnt, einen König für Israel zu suchen.

Der Unterschied zwischen Samuel und Eli wird im gezogenen Vers sichtbar, wenn man gut hinsieht. Eli sieht durchaus, was vor sich geht. Die Verfehlungen seiner Söhne werden ihm zugetragen, und er erfasst ihre Bedeutung. Aber er lässt geschehen, was er sieht. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu verstehen, denn seine Worte klingen frappierend modern. Elis Beziehung zu seinen marodierenden Söhnen hat aber nicht viel zu tun mit der Stellung heutiger Eltern. Die Stellung des morgenländischen Vaters war absolut — Eli hatte alle Möglichkeiten, Recht und Gesetz gegen den Widerstand seiner Söhne durchzusetzen. Theoretisch hätte ihm sogar die Todesstrafe zu Gebot gestanden, siehe Deut 21,18-21. Er belässt es jedoch bei milden Warnungen in wertschätzender Sprache.

Ein Engel des Herrn sagt Eli das nahende Ende an. Eli bleibt passiv — er sieht zu und lässt sogar geschehen, dass Gott vor seinen Augen den jugendlichen Samuel beruft und auch ihm das Urteil gegen Eli und seine Söhne verkündet. Die Bundeslade wird geraubt, und die drei kommen fast gleichzeitig ums Leben. Als Samuel viel später mit ganz ähnlichen Entwicklungen in seinem eigenen Haus konfrontiert wird, weiss er Bescheid. 

Manchmal kommt es aufs Ergebnis an und nicht darauf, irgendwann und irgendwie das richtige gesagt zu haben. Das gilt allgemein, speziell auch in der Familie.

Eltern haben ihren Kindern gegenüber eine Verantwortung. Nicht nur für Nahrung und Kleidung müssen sie sorgen — sie sollen auch das Verhalten der Kinder formen und diese befähigen, als integre Menschen in der Welt zu bestehen. Dabei müssen Eltern im Rahmen dessen bleiben, was sozial befürwortet und akzeptiert ist. Dieser Rahmen ist in der Zeit starken Veränderungen unterworfen. Unwandelbar bestehen aber bleibt die Verantwortung. Ihr nachzukommen, brauchen wir die Hilfe des Herrn. Auch das steht in dieser alten Geschichte.

Gott schenke uns Weisheit im Umgang mit unseren Kindern, nicht nur in dieser Woche,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 21/2022

Und dieweil er ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und er ward nicht mehr gesehen.
Gen 5,24

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Ein Leben ohne Tod

In der nun kommenden Woche feiern wir Christi Himmelfahrt. Aber in diesem Vers geht es um Henoch, auch Enoch genannt: einem der allerersten Menschen, der siebte Mann, dessen Namen uns in der Bibel überliefert wird, Vater des Methusalem. Methusalem war der Mensch, dessen Leben mit 969 Jahren so lange währte wie das keines anderen Menschen, aber Henoch übertraf ihn noch, denn er starb gar nicht.

Nachdem er 365 Jahre auf Erden gelebt hatte, nahm Gott ihn unmittelbar zu sich auf — auf theologisch: Henoch wurde entrückt. Im Alten Testament wird dies sonst nur von Elia berichtet, im Neuen Testament gibt es als Gegenstück die Himmelfahrt Jesu — nach Tod und Auferstehung allerdings. 

Und nur eine einzige Zeile widmet der Chronist in Genesis diesem unglaublichen Vorgang. Aus der Bibel wissen wir fast nichts über Henoch, sein Name wird nur einige Male noch erwähnt, als Muster eines Lebens mit Gott. In der frühjüdischen Literatur allerdings ist Henoch wichtig. Mehrere apopkryphe Bücher zu Henoch sind überliefert. Eines davon, das erste Henochbuch, ist in der äthiopischen christlichen Kirche kanonisiert, also echter Teil der Bibel. Nur dort allerdings. Das uralte Buch berichtet vom Sündenfall der Engel: sie paaren sich mit Menschenfrauen und zeugen Riesen, die die Welt zerstören, siehe auch Genesis 6. Gottes Gericht soll über sie kommen. Henoch reist durch Himmel und Hölle und berichtet von der apokalyptischen Schau des Schicksals der Welt, die ihm dort zuteil wird. Teilweise ist das Buch in der Ich-Form geschrieben.

Ich habe es mir als E-Buch gekauft, für €0,49 bei Amazon. Wie man sich eben heute Bücher besorgt, die vielen heilig sind und für deren Übersetzung einmal Menschen ihr Berufsleben eingesetzt haben. Aber das Medium ist durchaus von Bedeutung — wer etwas für einen halben Euro auf den Bildschirm seines winzigen iPads bekommt, kann sich damit nicht wirklich auseinandersetzen. So habe ich leider nicht viel mitgenommen aus der Bekanntschaft mit dem ersten Henochbuch. 

Aber der Vers oben, den ich gezogen habe, schwingt in mir. Wörtlich übersetzt heisst es: „Und Henoch ging mit Gott, und dann war er nicht (mehr), denn Gott hatte ihn (zu sich) genommen.“ Umstandslos, einfach so. Ohne Alter, ohne Kampf, ohne Tod, ohne Leichnam, ohne Beerdigung — ins Licht. Ist das nicht schön? Aus dem Mahlstrom menschlicher Existenz genommen, der uns alle anderen zerreibt und schließlich verschlingt. Wer wollte Macht und Reichtum, wenn er dies bekommen könnte? Hätte ich einen Sohn, vielleicht würde ich ihn Enoch nennen. Enoch von Kalckreuth…

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 20/2022

Sie laufen hin und her um Speise und murren, wenn sie nicht satt werden.
Ps 59,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Im Angesicht meiner Feinde…

Ein Psalm wie ein Volkslied: Eine Strophe mit sechs Verszeilen, ein Refrain, dann die zweite Strophe, wieder der Refrain, nur leicht variiert. Zum Popsong fehlt nur noch die Bridge. Damit Sie die Versstruktur sehen, gebe ich unten den Psalm formatiert wieder, in der Lutherübersetzung 2017.

Der gezogene Vers stammt aus dem Refrain. Er wendet sich an die Feinde: sie sind wie Hunde, laufen hin und her und geifern mit dem Maul. Aber der Herr spottet ihrer und bietet Schutz. Eine sichere Burg in einer feindlichen Welt.

Zu diesem Psalm und dem Refrain habe ich vor nicht allzu langer Zeit eine Betrachtung unter dem Stichwort „Gottesmodus“ geschrieben — hier ist sie: BdW 38/2021. Der Betende weiss sich geborgen unter Gottes Schutz. Die Feinde sind gegenwärtig und kehren ständig wieder — wie ein Refrain. Aber sie werden unwichtig. 

Das ist jedenfalls eines: ungeheuer realistisch. Ist es auch christlich? Ich finde: ja. Man kann einwenden, dass Erlösung doch anders aussehe, dass die Feinde bitte verschwinden mögen und dass es gelingen solle, ein konfliktfreies Leben zu führen. Dies lässt der Psalm nicht einmal im Ansatz zu. Die Wiederkehr der Feinde ist in der Versstruktur fest verdrahtet. Für viele Menschen manchmal und für manche Menschen immer gehören Aggression und Konflikt zu den Gegebenheiten des Lebens. Sie lassen sich nicht wegwünschen. Die Kunst besteht dann darin, den Feinden zum Trotz ein erfülltes Leben mit Gott zu führen — dennoch! Und das kann für ein ganzes Kollektiv gelten.

Du bereitest vor mir einen Tisch, im Angesicht meiner Feinde.

Ich wünsche uns und der Welt eine gesegnete Woche,
Ulf von Kalckreuth

GEBET MITTEN UNTER DEN FEINDEN

Ein güldenes Kleinod Davids, vorzusingen, nach der Weise »Vertilge nicht«, als Saul hinsandte und sein Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.

Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden
      und schütze mich vor meinen Widersachern.
Errette mich von den Übeltätern
      und hilf mir von den Blutgierigen!
Denn siehe, Herr, sie lauern mir auf;
      Starke rotten sich wider mich zusammen ohne meine Schuld und Missetat.
Ich habe nichts verschuldet; sie aber laufen herzu und machen sich bereit.
      Erwache, komm herbei und sieh darein!
Du, Herr, Gott Zebaoth, Gott Israels,
      wache auf und suche heim alle Völker!
Sei keinem von ihnen gnädig,
      die so verwegene Übeltäter sind. SELA.

Des Abends kommen sie wieder,
      heulen wie die Hunde und laufen in der Stadt umher.
Siehe, sie geifern mit ihrem Maul;
      Schwerter sind auf ihren Lippen: »Wer sollte es hören?«
Aber du, Herr, wirst ihrer lachen
      und aller Völker spotten.
Meine Stärke, zu dir will ich mich halten;
      denn Gott ist mein Schutz.

Gott erzeigt mir reichlich seine Güte,
      Gott lässt mich herabsehen auf meine Feinde.
Bringe sie nicht um,
      dass es mein Volk nicht vergesse;
zerstreue sie aber mit deiner Macht, Herr, unser Schild,
      und stoß sie hinunter!
Das Wort ihrer Lippen ist nichts als Sünde;
      darum sollen sie sich fangen in ihrer Hoffart mit all ihren Flüchen und Lügen.
Vertilge sie ohne alle Gnade, vertilge sie,
      dass sie nicht mehr sind!
Lass sie innewerden, dass Gott Herrscher ist in Jakob,
      bis an die Enden der Erde. SELA.

Des Abends kommen sie wieder,
      heulen wie die Hunde und laufen in der Stadt umher.
Sie laufen hin und her nach Speise
      und murren, wenn sie nicht satt werden.
Ich aber will von deiner Macht singen und des Morgens rühmen deine Güte;
      denn du bist mir Schutz und Zuflucht in meiner Not.
Meine Stärke, dir will ich lobsingen:
denn Gott ist mein Schutz, mein gnädiger Gott.

Bibelvers der Woche 19/2022

Der HErr hat gesagt: „Aus Basan will ich sie wieder holen, aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen,…
Ps 68,23

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Noch einmal Baschan…

Erinnern Sie sich an den Bibelvers der vorvergangenen Woche, dem BdW 17/2022 ? Er kam auch aus Psalm 68, und hatte ebenfalls Baschan zum Thema, die gebirgige Grenzregion im Nordosten des heiligen Landes. Es ist schwer, dies als Zufall zu akzeptieren, aber recht betrachtet ist alles, was im Leben geschieht, aus irgendeiner Perspektive heraus unwahrscheinlich. Für den BdW 4/2021 immerhin habe ich seinerzeit die Wahrscheinlichkeit berechnet, zweimal hintereinander aus demselben Kapitel zu ziehen.  

Habe ich eigentlich in der vorvergangenen Woche etwas übersehen? Vielleicht dies: Der Ausdruck har elohim in Ps 68,16 ist mehrdeutig, es könnte auch ‚Berg fremder Götter‘ gemeint sein. So übersetzt es die Basisbibelelohim wäre dann hier nicht die ehrende Bezeichnung für den (einen) Gott, sondern ein echter Plural: ‚Götter‘. Im gezogenen Vers 23 ist dann die Höhe des Baschangebirges — ebenso wie die Tiefe des Meeres — ein Bild für größtmögliche Gottesferne. 

An Not und Gewalt jedenfalls ist gedacht, wie die Fortsetzung des Satzfragments in Vers 24 zeigt: „dass du deinen Fuß im Blut der Feinde badest und deine Hunde es lecken“. Der Vers sagt uns, dass Gott den Seinen treu ist, und zwar auch in extremen, ‚unmöglichen‘ Situationen. Psalm 139, 8-10 singt es so: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten“ Gott hält seinen Bund, er hilft den Seinen.

Ein unbedingtes Treueversprechen in der Not also, und die Hoffnung auf Heimkehr. Mir fällt ein Erlebnis ein, das ich vor langer Zeit mit meiner Frau hatte. Während einiger Monate lebten wir damals in London, und wir besuchten die „Speakers‘ Corner“ im Hyde Park. Es gab dort nicht die politischen Querdenker, mit denen wir gerechnet hatten, sondern es waren vor allem religiös motivierte Menschen aus aller Welt, einzelne und kleine Grüppchen, die dort Gehör suchten. Ich weiss nicht mehr, woran es lag, aber wir beide fühlten uns unglücklich, es gab ungelöste Probleme. Man muss uns das angesehen haben. Eine junge Frau löste sich aus ihrer Gruppe, ging auf uns zu und sagte einfach und fröhlich: „Don’t worry, there will be a better tomorrow!“

Ich stotterte und bedankte mich, überrascht und ein wenig glücklich, und wir gingen bald weiter. Dieses unbedingte Versprechen hat auf meine Frau und mich einen großen Eindruck gemacht — nach zwanzig Jahren haben wir beide diese Szene noch vor Augen. Und in wieder zwanzig Jahren, wenn ich noch lebe, werde ich weiter daran denken. Aus Baschan, aus der Tiefe des Meeres…

Gottes Segen sei mit uns allen,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 18/2022

So schwöre mir nun bei Gott, dass du mir und meinen Kindern und meinen Enkeln keine Untreue erzeigen wollest, sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir getan habe, an mir auch tust und an dem Lande, darin du ein Fremdling bist.
Gen 21,23

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

So wahr mir Gott helfe…

Im Bibelvers dieser Woche werden wir Zeugen, wie Abraham, der Stammvater des jüdischen Volks, einen Treueeid leistet, und zwar — man muss es zweimal lesen — einem Philisterkönig: Abimelech, dem König von Gerar. Die Bibel lässt uns dies tatsächlich zweimal lesen. Die Geschichte wird nämlich auch von Isaak erzählt, in Gen 26,26ff: derselbe Ort, derselbe König, derselbe Streit um Wasserquellen. 

In Gen 26 wird mehr über die Hintergründe erzählt. Abimeleches Knechte machen den halbnomadisch wirtschaftenden Einwanderern das Wasser streitig, das diese für ihr Vieh brauchen. Beerscheba, wo sich Abraham und Isaak niederlassen, liegt in der Wüste Negev, und Wasser ist die kostbarste Ressource dort. Der Widerstand der Eingesessenen gegen die Konkurrenz von aussen ist daher nicht erstaunlich. 

Abraham und Isaak gehen anders damit um, als es das Muster der Landnahmeerzählungen nahelegt. Sie fügen sich in die bestehenden Kräfteverhältnisse und bekunden dem lokalen Herrscher ihre Loyalität, gegen ein Schutzversprechen. Sie werden Gefolgsleute von Abimelech und erhalten Beerscheba und sein Wasser als Lehen. Beerscheba heisst daher „Schwurbrunnen“.

Unser Vers enthält den Wortlaut des Treueeids. Er ist bemerkenswert, lesen Sie ihn noch einmal. Es geht um Loyalität, aber nicht nur dem König und seinen Nachfahren gegenüber, sondern auch dem Land. Und es geht um Gegenseitigkeit. Es wird nicht bedingungslose Gefolgschaft gefordert, sondern „chesed“: Barmherzigkeit, oder besser: Wohlwollen, Zugewandtheit. 

In diesem Schwur liegt ein Skandal. In den Geschichtserzählungen der Bücher Samuel und Könige sind die Philister in ihren an der Küste gelegenen Städten schlicht die Erzfeinde. Ihr Land war den Israeliten als Erbe versprochen, doch konnten sie es nicht einnehmen. Im Gegenteil: die Philister brachten die Juda immer wieder in existenzielle Bedrängnis — zur Erinnerung: Goliath war Philister. Die Geschichte passt jedoch zu anderen Erzvätergeschichten, die von einer Koexistenz mit der lokalen Bevölkerung berichten: Abrahams Bündnis mit den bedrängten Fürsten in Gen 14, BdW 22/2019, die Ehrung des Priesters von Salem, BdW 8/2019, und der Erwerb des Erbbegräbnisses von den Hethitern in Gen 23. 

Mir fällt dazu auch Jeremias Appell an die gewaltsam nach Babylon verschleppte jüdische Gemeinde ein : „Suchet der Stadt Bestes!“ Eigentlich ist das fast absurd, und Jeremia weiss es. Wo immer aber wir sind, kann man hier lesen, sollen wir uns nicht ausschließen, sondern einbringen. 

Beerscheba ist heute eine mittelgroße Stadt, gelegen zwischen dem Gaza-Streifen und dem Toten Meer. Die Stadt war im vergangenen Monat Schauplatz eines Anschlags mit fünf Todesopfern, den Attentäter eingeschlossen. Was uns aus solchen Spiralen retten kann, ist letztlich die Bereitschaft beider Seiten, sich mit bestehenden Verhältnissen in positiver Weise auseinanderzusetzen. Manche Palästinenser fühlen sich als direkte Nachfahren der Philister. Der Vers beschwört die gegenseitige Zugewandtheit in fortbestehender Verschiedenheit. So könnte die Zukunft aussehen, nicht wahr? 

Gottes Segen sei mit dem jüdischen Volk und den Palästinensern — und mit uns allen!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 17/2022

Ein Gebirge Gottes ist das Gebirge Basans; ein großes Gebirge ist das Gebirge Basans.
Ps 68,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Ein Lied vom Sieg Gottes

Psalmen tragen ihre Wahrheit in sich, deshalb freue ich mich, wenn ich einen Psalmvers ziehe. Unten ist Psalm 68 in voller Länge wiedergegeben, aus der Lutherübersetzung 2017.

Baschan ist eine Bergregion im Nordosten des israelitischen Siedlungsgebiets. Bei der Landnahme wurde das Gebiet den Stämmen Ruben, Gad und Manasse zugeordnet. Noch unter Mose selbst besiegten die Stämme König Og, den sagenhaften Herrscher des Baschan, der als letzter der Riesen bezeichnet wird. Siehe hierzu den BdW 35/2021. Doch ging das Land den Israeliten wohl bald wieder verloren. 

Ein Berg Gottes ist der Baschan // har elohim har baschan

Das ist machtvoll, auf hebräisch fast mehr noch als auf deutsch. Der Baschan erscheint als von ehrfurchterregender Größe und dabei gänzlich Gott unterworfen. In Vers 23 wird er nochmals erwähnt. Er steht dort für die höchste Höhe, welcher der Meeresgrund als tiefste Tiefe gegenübergestellt wird. Aus beiden wird der Herr die Seinen erretten: „Aus Baschan will ich sie wieder holen, aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen“.

Aber der Vers enthält ein Rätsel. Nirgendwo sonst wird der Baschan als Gottesberg erwähnt. Und im Folgevers werden alle hohen Berge etwas abschätzig („sehen scheel“) dem ‚Sitz‘ Gottes untergeordnet. Wenn dies der Zionsberg ist — warum wird der Baschan dann zuvor so eindrucksvoll als Berg Gottes eingeführt? Enthält der Vers die Erinnerung an ein altes Heiligtum?

Auch wenn ich den Vers selbst nicht ganz verstehe — der Psalm als Ganzer ist mir neu und schön. Er berichtet vom Sieg Gottes. Zunächst geschieht das mit Worten, die auch den Sieg eines großen orientalischen Herrschers feiern könnten. Dann weitet sich der Horizont immer mehr. Man kann sich vorstellen, dass der Psalm als Hymne Höhepunkt eines der großen Opferfeste war. Lassen Sie Sprache und Bilder auf sich wirken. Stellen Sie sich vor, wie er feierlich und mit zunehmender Intensität im gleissenden Licht der Sonne in den Höfen des Tempels gesungen wird, auf dem Zion oder auch dem Garizim, mit vielen Tausenden erhitzter Menschen, triumphierend. When the Saints go marching in! Der Psalm blickt zurück auf das, was Gott für sein Volk getan hat, und entwickelt daraus eine Vision für die Zukunft, des Volks und der ganzen Menschheit. 

Und einen besonderen Segen enthält der Psalm:

Gelobt sei der Herr täglich. 
       Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Sela. 
Wir haben einen Gott, der da hilft, 
       und den HERRN, einen Herrn, der vom Tode errettet.

So sei es für uns in dieser Woche!
Ulf von Kalckreuth

Psalm 68: Ein Psalmlied Davids, vorzusingen. 

Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut, 
       und die ihn hassen, fliehen vor ihm. 
Wie Rauch verweht, so verwehen sie; 
       wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Frevler um vor Gott. 
Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott 
       und freuen sich von Herzen. 
Singet Gott, lobsinget seinem Namen! Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt; 
       er heißt HERR. Freuet euch vor ihm! 
Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen 
       ist Gott in seiner heiligen Wohnung, 
ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe; 
       aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande. 

Gott, als du vor deinem Volk herzogst, 
       als du einhergingst in der Wüste, – Sela – 
da bebte die Erde, und die Himmel troffen vor Gott – am Sinai –, 
       vor Gott, dem Gott Israels. 
Du gabst, Gott, Regen in Fülle, 
       und dein Erbe, das dürre war, erquicktest du, 
dass deine Tiere darin wohnen konnten. 
       Gott, du labst die Elenden in deiner Güte. 
Der Herr gibt ein Wort – 
       der Freudenbotinnen ist eine große Schar –: 
Die Könige der Heerscharen fliehen, sie fliehen, 
       und die Frauen teilen die Beute aus. 
Wollt ihr zwischen den Hürden lagern? Die Flügel der Tauben sind überzogen mit Silber, 
       und ihre Schwingen schimmern von Gold.  
Als der Allmächtige dort Könige zerstreute, 
       fiel Schnee auf dem Zalmon. 
Ein Berg Gottes ist Baschans Gebirge, 
       ein Gebirge, reich an Gipfeln, ist Baschans Gebirge. 
Was seht ihr scheel, ihr Berge, ihr Gipfel, auf den Berg, wo es Gott gefällt zu thronen? 
       Ja, dort bleibt der HERR immerdar. 
Gottes Wagen sind vieltausendmal tausend; 
       der Herr ist unter ihnen, der vom Sinai ist im Heiligtum. 
Du bist aufgefahren zur Höhe 
       und führtest Gefangne gefangen, 
du hast Gaben empfangen von Menschen – auch von Abtrünnigen –, 
       auf dass Gott der HERR daselbst wohne. 

Gelobt sei der Herr täglich. 
       Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Sela. 
Wir haben einen Gott, der da hilft, 
       und den HERRN, einen Herrn, der vom Tode errettet. 
Ja, Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmettern, 
       den Schädel derer, die da fortfahren in ihrer Sünde. 
Der Herr hat gesagt: Aus Baschan will ich sie wieder holen, 
       aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen,
dass du deinen Fuß im Blut der Feinde badest 
       und deine Hunde es lecken. 

Man sieht, Gott, wie du einherziehst, 
       wie du, mein Gott und König, einherziehst im Heiligtum. 
Die Sänger gehen voran, danach die Spielleute 
       inmitten der Mädchen, die da Pauken schlagen. 
»Lobet Gott in den Versammlungen, 
       den HERRN, ihr vom Brunnen Israels.« 
Benjamin, der Jüngste, geht ihnen voran, dann die Fürsten Judas mit ihren Scharen, 
       die Fürsten Sebulons, die Fürsten Naftalis. 
Biete auf, Gott, deine Macht, 
       die Macht, Gott, die du an uns bewiesen hast 
von deinem Tempel her; um Jerusalems willen 
       werden dir Könige Geschenke bringen. 
Bedrohe das Tier im Schilf, 
       die Rotte der Stiere unter den Kälbern, den Völkern, 
die da zertreten um des Silbers willen. 
       Zerstreue die Völker, die gerne Krieg führen. 
Aus Ägypten werden Gesandte kommen; 
       Kusch wird seine Hände ausstrecken zu Gott. 

Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, 
       lobsinget dem Herrn! Sela. 
Er fährt einher durch die Himmel, 
       die von Anbeginn sind. 
Siehe, er lässt seine Stimme erschallen, 
       eine gewaltige Stimme. 
Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel 
       und seine Macht in den Wolken. 
Zu fürchten bist du, Gott, in deinem Heiligtum. Er ist Israels Gott. 
       Er wird dem Volk Macht und Kraft geben. Gelobt sei Gott!

Bibelvers der Woche 16/2022

Und das währte von Tag zu Tag, als die Zeit zweier Jahre um war, ging sein Eingeweide von ihm in seiner Krankheit, und er starb in schlimmen Schmerzen. Und sie machten ihm keinen Brand, wie sie seinen Vätern getan hatten.
2.Chr 21,19 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Drei Bilder

Bild 1: Heute ist Karfreitag. Der Vers dieser Woche markiert das grausige Ende eines Gewaltherrschers. Joram, König von Juda, Sohn von Joschafat, beginnt seine Herrschaft mit einem Mord. Alle seine Brüder, sechs an der Zahl, lässt er umbringen. Er heiratet die Tochter des anderen Gewaltherrschers, Ahab, des gottlosen Königs des Nordreichs, und übernimmt dessen Praktiken. In einem Brief prophezeit ihm Elia ein grausiges Ende. 

Die Araber und die Philister fallen über sein Reich her und schlagen ihn vernichtend, nur ein Sohn bleibt ihm. Während zweier langer Jahre zerfrisst ihn eine schreckliche Krankheit, ein Krebs vermutlich, bis schließlich die Eingeweide aus dem Bauchraum heraustreten. 

Die Woche, für die ich ziehe, beginnt mit dem Ostersonntag. Joram steht für Mord, Verwerfung und einen grausigen Tod. Das gerade Gegenteil von Leben in Eintracht mit Gott und den Menschen, das Gegenteil von Nachfolge, das Gegenteil von Erlösung und von Leben.

Bild 2: Heute ist Karfreitag. Gestern habe ich vom Tod eines Freundes unserer Familie erfahren. Er hinterlässt eine Ehefrau und drei Kinder. Ein viertes Kind kommt bald zur Welt. Ich selbst bin mit meiner Tochter an der Côte d’Azur. Das Licht hier ist so hell, wie ich es lange schon nicht mehr gesehen habe. Wie absurd.

Bild 3: Heute ist Karfreitag. Der Vers oben ist ein Gegenbild. Kennen Sie das noch, aus der analogen Fotografie? Ein Film wird belichtet. Wo Licht den Film berührt, wird er schwarz. Wo das Bild dunkel ist, bleibt der Film weiss. Der belichtete Film heisst Negativ. Der Fotograf fixiert es, damit er es betrachten kann, und entscheidet dann, welches der Bilder er vergrößern will. Bei der Erstellung des Positivs kehren sich die Lichtwerte wieder um. Mit ein wenig Erfahrung kann man im Negativ das dahinter liegende Positiv fast so gut sehen, als läge es schon vor.

Joram ist ein Negativ. Ein Bild steckt darin, ein drittes Bild, von Gottes Liebe, seinem Segen, Erlösung und Auferstehung. Wo Joram und sein Ende schwarz sind, ist Ostern weiß!

Heute ist Karfreitag. Das Bild von Ostern ist in der Welt nicht wirklich angekommen — die Welt hat’s nicht erkannt. So ist es, so ist es wirklich!

Herr, nimm unseren Freund zu Dir!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 15/2022

Ich harre des HErrn; meine Seele harret und ich hoffe auf sein Wort.
Ps 130,5 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Palmsonntag

Es ist nicht leicht zu fassen. Erinnern Sie sich an den Bibelvers der letzten Woche? Es war der Eröffnungsvers des siebten Bußpsalms. Nun ein Schlüsselvers aus dem sechsten Bußpsalm, der wie eine Antwort ist. Als Zufall ist das gar nicht zu begreifen. Irgendwie ergibt es ein perfektes Ganzes — so fühle ich mich, so fühlt sich die Welt, so ist das Kirchenjahr und auch das Wetter. Ostern und Pessach sind nun sehr nahe, aber noch bleibt die Welt dunkel. 

Der Vers sagt uns, sehr klar übrigens, wie wir damit umgehen sollen — warten, hoffen, harren, getrost sein. Die Welt wird das nicht ändern, nein, aber wir können in ihr bestehen mit Blick auf ein besseres Morgen. Gerade habe ich den Psalm neu gelesen. Er spricht unmittelbar zur Seele. Ich lade Sie ein, dasselbe zu tun:

Ps 130 Ein Wallfahrtslied. 

Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme! 
Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!
Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst – 
Herr, wer wird bestehen? 
Denn bei dir ist die Vergebung, 
dass man dich fürchte. 

Ich harre des HERRN, meine Seele harret, 
und ich hoffe auf sein Wort. 
Meine Seele wartet auf den Herrn 
mehr als die Wächter auf den Morgen; 
mehr als die Wächter auf den Morgen
hoffe Israel auf den HERRN! 
Denn bei dem HERRN ist die Gnade 
und viel Erlösung bei ihm. 
Und er wird Israel erlösen 
aus allen seinen Sünden.

Ich wünsche uns eine gesegnete Karwoche!!
Ulf von Kalckreuth