Bibelvers der Woche 19/2022

Der HErr hat gesagt: „Aus Basan will ich sie wieder holen, aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen,…
Ps 68,23

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Noch einmal Baschan…

Erinnern Sie sich an den Bibelvers der vorvergangenen Woche, dem BdW 17/2022 ? Er kam auch aus Psalm 68, und hatte ebenfalls Baschan zum Thema, die gebirgige Grenzregion im Nordosten des heiligen Landes. Es ist schwer, dies als Zufall zu akzeptieren, aber recht betrachtet ist alles, was im Leben geschieht, aus irgendeiner Perspektive heraus unwahrscheinlich. Für den BdW 4/2021 immerhin habe ich seinerzeit die Wahrscheinlichkeit berechnet, zweimal hintereinander aus demselben Kapitel zu ziehen.  

Habe ich eigentlich in der vorvergangenen Woche etwas übersehen? Vielleicht dies: Der Ausdruck har elohim in Ps 68,16 ist mehrdeutig, es könnte auch ‚Berg fremder Götter‘ gemeint sein. So übersetzt es die Basisbibelelohim wäre dann hier nicht die ehrende Bezeichnung für den (einen) Gott, sondern ein echter Plural: ‚Götter‘. Im gezogenen Vers 23 ist dann die Höhe des Baschangebirges — ebenso wie die Tiefe des Meeres — ein Bild für größtmögliche Gottesferne. 

An Not und Gewalt jedenfalls ist gedacht, wie die Fortsetzung des Satzfragments in Vers 24 zeigt: „dass du deinen Fuß im Blut der Feinde badest und deine Hunde es lecken“. Der Vers sagt uns, dass Gott den Seinen treu ist, und zwar auch in extremen, ‚unmöglichen‘ Situationen. Psalm 139, 8-10 singt es so: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten“ Gott hält seinen Bund, er hilft den Seinen.

Ein unbedingtes Treueversprechen in der Not also, und die Hoffnung auf Heimkehr. Mir fällt ein Erlebnis ein, das ich vor langer Zeit mit meiner Frau hatte. Während einiger Monate lebten wir damals in London, und wir besuchten die „Speakers‘ Corner“ im Hyde Park. Es gab dort nicht die politischen Querdenker, mit denen wir gerechnet hatten, sondern es waren vor allem religiös motivierte Menschen aus aller Welt, einzelne und kleine Grüppchen, die dort Gehör suchten. Ich weiss nicht mehr, woran es lag, aber wir beide fühlten uns unglücklich, es gab ungelöste Probleme. Man muss uns das angesehen haben. Eine junge Frau löste sich aus ihrer Gruppe, ging auf uns zu und sagte einfach und fröhlich: „Don’t worry, there will be a better tomorrow!“

Ich stotterte und bedankte mich, überrascht und ein wenig glücklich, und wir gingen bald weiter. Dieses unbedingte Versprechen hat auf meine Frau und mich einen großen Eindruck gemacht — nach zwanzig Jahren haben wir beide diese Szene noch vor Augen. Und in wieder zwanzig Jahren, wenn ich noch lebe, werde ich weiter daran denken. Aus Baschan, aus der Tiefe des Meeres…

Gottes Segen sei mit uns allen,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 17/2022

Ein Gebirge Gottes ist das Gebirge Basans; ein großes Gebirge ist das Gebirge Basans.
Ps 68,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Ein Lied vom Sieg Gottes

Psalmen tragen ihre Wahrheit in sich, deshalb freue ich mich, wenn ich einen Psalmvers ziehe. Unten ist Psalm 68 in voller Länge wiedergegeben, aus der Lutherübersetzung 2017.

Baschan ist eine Bergregion im Nordosten des israelitischen Siedlungsgebiets. Bei der Landnahme wurde das Gebiet den Stämmen Ruben, Gad und Manasse zugeordnet. Noch unter Mose selbst besiegten die Stämme König Og, den sagenhaften Herrscher des Baschan, der als letzter der Riesen bezeichnet wird. Siehe hierzu den BdW 35/2021. Doch ging das Land den Israeliten wohl bald wieder verloren. 

Ein Berg Gottes ist der Baschan // har elohim har baschan

Das ist machtvoll, auf hebräisch fast mehr noch als auf deutsch. Der Baschan erscheint als von ehrfurchterregender Größe und dabei gänzlich Gott unterworfen. In Vers 23 wird er nochmals erwähnt. Er steht dort für die höchste Höhe, welcher der Meeresgrund als tiefste Tiefe gegenübergestellt wird. Aus beiden wird der Herr die Seinen erretten: „Aus Baschan will ich sie wieder holen, aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen“.

Aber der Vers enthält ein Rätsel. Nirgendwo sonst wird der Baschan als Gottesberg erwähnt. Und im Folgevers werden alle hohen Berge etwas abschätzig („sehen scheel“) dem ‚Sitz‘ Gottes untergeordnet. Wenn dies der Zionsberg ist — warum wird der Baschan dann zuvor so eindrucksvoll als Berg Gottes eingeführt? Enthält der Vers die Erinnerung an ein altes Heiligtum?

Auch wenn ich den Vers selbst nicht ganz verstehe — der Psalm als Ganzer ist mir neu und schön. Er berichtet vom Sieg Gottes. Zunächst geschieht das mit Worten, die auch den Sieg eines großen orientalischen Herrschers feiern könnten. Dann weitet sich der Horizont immer mehr. Man kann sich vorstellen, dass der Psalm als Hymne Höhepunkt eines der großen Opferfeste war. Lassen Sie Sprache und Bilder auf sich wirken. Stellen Sie sich vor, wie er feierlich und mit zunehmender Intensität im gleissenden Licht der Sonne in den Höfen des Tempels gesungen wird, auf dem Zion oder auch dem Garizim, mit vielen Tausenden erhitzter Menschen, triumphierend. When the Saints go marching in! Der Psalm blickt zurück auf das, was Gott für sein Volk getan hat, und entwickelt daraus eine Vision für die Zukunft, des Volks und der ganzen Menschheit. 

Und einen besonderen Segen enthält der Psalm:

Gelobt sei der Herr täglich. 
       Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Sela. 
Wir haben einen Gott, der da hilft, 
       und den HERRN, einen Herrn, der vom Tode errettet.

So sei es für uns in dieser Woche!
Ulf von Kalckreuth

Psalm 68: Ein Psalmlied Davids, vorzusingen. 

Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut, 
       und die ihn hassen, fliehen vor ihm. 
Wie Rauch verweht, so verwehen sie; 
       wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Frevler um vor Gott. 
Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott 
       und freuen sich von Herzen. 
Singet Gott, lobsinget seinem Namen! Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt; 
       er heißt HERR. Freuet euch vor ihm! 
Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen 
       ist Gott in seiner heiligen Wohnung, 
ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe; 
       aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande. 

Gott, als du vor deinem Volk herzogst, 
       als du einhergingst in der Wüste, – Sela – 
da bebte die Erde, und die Himmel troffen vor Gott – am Sinai –, 
       vor Gott, dem Gott Israels. 
Du gabst, Gott, Regen in Fülle, 
       und dein Erbe, das dürre war, erquicktest du, 
dass deine Tiere darin wohnen konnten. 
       Gott, du labst die Elenden in deiner Güte. 
Der Herr gibt ein Wort – 
       der Freudenbotinnen ist eine große Schar –: 
Die Könige der Heerscharen fliehen, sie fliehen, 
       und die Frauen teilen die Beute aus. 
Wollt ihr zwischen den Hürden lagern? Die Flügel der Tauben sind überzogen mit Silber, 
       und ihre Schwingen schimmern von Gold.  
Als der Allmächtige dort Könige zerstreute, 
       fiel Schnee auf dem Zalmon. 
Ein Berg Gottes ist Baschans Gebirge, 
       ein Gebirge, reich an Gipfeln, ist Baschans Gebirge. 
Was seht ihr scheel, ihr Berge, ihr Gipfel, auf den Berg, wo es Gott gefällt zu thronen? 
       Ja, dort bleibt der HERR immerdar. 
Gottes Wagen sind vieltausendmal tausend; 
       der Herr ist unter ihnen, der vom Sinai ist im Heiligtum. 
Du bist aufgefahren zur Höhe 
       und führtest Gefangne gefangen, 
du hast Gaben empfangen von Menschen – auch von Abtrünnigen –, 
       auf dass Gott der HERR daselbst wohne. 

Gelobt sei der Herr täglich. 
       Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Sela. 
Wir haben einen Gott, der da hilft, 
       und den HERRN, einen Herrn, der vom Tode errettet. 
Ja, Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmettern, 
       den Schädel derer, die da fortfahren in ihrer Sünde. 
Der Herr hat gesagt: Aus Baschan will ich sie wieder holen, 
       aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen,
dass du deinen Fuß im Blut der Feinde badest 
       und deine Hunde es lecken. 

Man sieht, Gott, wie du einherziehst, 
       wie du, mein Gott und König, einherziehst im Heiligtum. 
Die Sänger gehen voran, danach die Spielleute 
       inmitten der Mädchen, die da Pauken schlagen. 
»Lobet Gott in den Versammlungen, 
       den HERRN, ihr vom Brunnen Israels.« 
Benjamin, der Jüngste, geht ihnen voran, dann die Fürsten Judas mit ihren Scharen, 
       die Fürsten Sebulons, die Fürsten Naftalis. 
Biete auf, Gott, deine Macht, 
       die Macht, Gott, die du an uns bewiesen hast 
von deinem Tempel her; um Jerusalems willen 
       werden dir Könige Geschenke bringen. 
Bedrohe das Tier im Schilf, 
       die Rotte der Stiere unter den Kälbern, den Völkern, 
die da zertreten um des Silbers willen. 
       Zerstreue die Völker, die gerne Krieg führen. 
Aus Ägypten werden Gesandte kommen; 
       Kusch wird seine Hände ausstrecken zu Gott. 

Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, 
       lobsinget dem Herrn! Sela. 
Er fährt einher durch die Himmel, 
       die von Anbeginn sind. 
Siehe, er lässt seine Stimme erschallen, 
       eine gewaltige Stimme. 
Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel 
       und seine Macht in den Wolken. 
Zu fürchten bist du, Gott, in deinem Heiligtum. Er ist Israels Gott. 
       Er wird dem Volk Macht und Kraft geben. Gelobt sei Gott!

Bibelvers der Woche 15/2022

Ich harre des HErrn; meine Seele harret und ich hoffe auf sein Wort.
Ps 130,5 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Palmsonntag

Es ist nicht leicht zu fassen. Erinnern Sie sich an den Bibelvers der letzten Woche? Es war der Eröffnungsvers des siebten Bußpsalms. Nun ein Schlüsselvers aus dem sechsten Bußpsalm, der wie eine Antwort ist. Als Zufall ist das gar nicht zu begreifen. Irgendwie ergibt es ein perfektes Ganzes — so fühle ich mich, so fühlt sich die Welt, so ist das Kirchenjahr und auch das Wetter. Ostern und Pessach sind nun sehr nahe, aber noch bleibt die Welt dunkel. 

Der Vers sagt uns, sehr klar übrigens, wie wir damit umgehen sollen — warten, hoffen, harren, getrost sein. Die Welt wird das nicht ändern, nein, aber wir können in ihr bestehen mit Blick auf ein besseres Morgen. Gerade habe ich den Psalm neu gelesen. Er spricht unmittelbar zur Seele. Ich lade Sie ein, dasselbe zu tun:

Ps 130 Ein Wallfahrtslied. 

Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme! 
Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!
Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst – 
Herr, wer wird bestehen? 
Denn bei dir ist die Vergebung, 
dass man dich fürchte. 

Ich harre des HERRN, meine Seele harret, 
und ich hoffe auf sein Wort. 
Meine Seele wartet auf den Herrn 
mehr als die Wächter auf den Morgen; 
mehr als die Wächter auf den Morgen
hoffe Israel auf den HERRN! 
Denn bei dem HERRN ist die Gnade 
und viel Erlösung bei ihm. 
Und er wird Israel erlösen 
aus allen seinen Sünden.

Ich wünsche uns eine gesegnete Karwoche!!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 14/2022

Ein Psalm Davids. HErr, erhöre mein Gebet, vernimm mein Flehen um deiner Wahrheit willen, erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen.
Ps 143,1

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Passion

Die Verse der letzten Wochen passen gut ins Kirchenjahr. Es ist Passionszeit, und da ist es richtig, der Katastrophen zu gedenken, auch der eigenen. Gott wird sich denen zuwenden, die im Leben Demut gelernt haben. 

Der gezogene Vers dieser Woche leitet den siebten Bußpsalm ein — es ist der letzte, übrigens. Das Ende gerät in Sicht. Hier ist der ganze Psalm. David ist zerschmettert und gibt sich in den Herrn. Aber er wäre nicht David, wenn er nicht die Gelegenheit nutzte, seinen Feinden zu fluchen…

Ein Psalm Davids. 

HERR, erhöre mein Gebet, vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,
erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen, 
und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; 
denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.
Denn der Feind verfolgt meine Seele 
und schlägt mein Leben zu Boden, 
er legt mich ins Finstere 
wie die, die lange schon tot sind. 
Und mein Geist ist in mir geängstet, 
mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe.  

Ich gedenke an die früheren Zeiten; ich sinne nach über all deine Taten 
und spreche von den Werken deiner Hände. 
Ich breite meine Hände aus zu dir, 
meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land. Sela. 
HERR, erhöre mich bald, mein Geist vergeht; 
verbirg dein Antlitz nicht vor mir, 
dass ich nicht gleich werde denen, 
die in die Grube fahren. 
Lass mich am Morgen hören deine Gnade; 
denn ich hoffe auf dich. 
Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; 
denn mich verlangt nach dir. 
Errette mich, HERR, von meinen Feinden; 
zu dir nehme ich meine Zuflucht. 

Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; 
dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. 
HERR, erquicke mich um deines Namens willen; 
führe mich aus der Not um deiner Gerechtigkeit willen, 
und vernichte meine Feinde um deiner Güte willen 
und bringe alle um, die mich bedrängen; denn ich bin dein Knecht.

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Woche, auch unseren Feinden!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 40/2021

Wie teuer ist deine Güte, Gott, daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Ps 36,8

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Unter dem Schatten der Flügel Gottes

Wie ein Geschenk ist dieser Vers. Aus Psalm 36 werden gern Sprüche für Konfirmation und Taufe gewählt: die Worte wirken aus sich selbst heraus. Da nehme ich mich gern zurück. Lesen Sie einfach (Ps 36,6-10): 

HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, 
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes 
und dein Recht wie die große Tiefe. 
HERR, du hilfst Menschen und Tieren. 
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, 
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! 
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, 
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. 
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, 
und in deinem Lichte sehen wir das Licht. 

Vor vielen Jahren stand der Vers über der Trauerfeier für meine Großmutter.

Der Herr schenke uns den Schatten seiner Flügel,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 38/2021

Denn siehe, HErr, sie lauern auf meine Seele; die Starken sammeln sich wider mich ohne meine Schuld und Missetat.
Ps 59,4

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Gottesmodus

Zwei Grundhaltungen gibt es. Menschen können die Welt und was sie umgibt als feindlich einstufen. Sie sind dann mißtrauisch und verschlossen, oder auch reizbar und aggressiv. In einer feindlichen Welt sind das angemessene Verhaltensweisen. Man kann die Welt auch als zugewandt erleben, als wohnte ihr ein kostbares Versprechen inne, das darauf wartet, wahr zu werden. Wir sind dann offen, neugierig, freundlich und bereit, Bindungen einzugehen. Und auch ungewöhnliche Dinge können wir tun.

Manchmal lässt die Lage uns keine Wahl. Die Welt ist so, dass sie nur eine der beiden Interpretationen zulässt. Aber meist und sehr weitgehend liegt es an uns selbst und an unserer inneren Dynamik, welche der beiden Positionen wir uns nähern, und in welcher individuellen Mischung. 

Wer an einen ihm zugewandten Gott glaubt, hat sich für die zweite Haltung entschieden, jedenfalls mit dem Kopf. Gott ist es, der hinter der Welt steht, sie ist der Ausdruck seiner Schöpfung und seines Wollens. Der Glaube an Gott, die Bereitschaft, sein Versprechen für wahr zu halten, ist Grundlage für Vertrauen. In die Welt, auch in die Menschen, die darin wohnen. 

Aber so einfach ist es nicht im wirklichen Leben. In dem Psalmen ist viel die Rede von „den Feinden“, die den Psalmisten umringen und mit denen er sich auseinandersetzt, manchmal verbal, manchmal auch auf Leben und Tod, siehe z.B. BdW 26/2019 oder BdW 23/2019. Im gezogenen Vers rotten sich die Feinde zusammen und werden zur lebensbedrohenden Gefahr. Die erste Haltung ist dem Psalmisten hier und anderswo mehr als nur vertraut. 

Aber immer in den Psalmen ist Gott die Rettung: der Gedanke an ihn, das Gebet, der Lobgesang. Ich glaube, dass es hier eine Art Mechanik gibt. Der Betende geht in den „Gottesmodus“, er gibt sich zurück in ein Ganzes, dem ein guter Wille innewohnt. Und damit ändert sich die Welt, seine Welt. 

Unser Psalm zeigt den Vorgang sehr deutlich, betont durch fast wortgleiche Wiederholung in der Mitte und am Ende. Der Antagonismus ist extrem, den Feinden wird ihre Menschlichkeit ganz und gar abgesprochen, sie sind wie heulende Hunde. Dann aber wendet sich der Psalmist ab von diesem Bild und Gott zu — und indem er das tut, durchdringen ihn Glück und Geborgenheit (Vers 15-18):  

Des Abends kommen sie wieder, 
heulen wie die Hunde und laufen in der Stadt umher. 
Sie laufen hin und her nach Speise 
und murren, wenn sie nicht satt werden. 

Ich aber will von deiner Macht singen und des Morgens rühmen deine Güte; 
denn du bist mir Schutz und Zuflucht in meiner Not. 
Meine Stärke, dir will ich lobsingen; 
denn Gott ist mein Schutz, mein gnädiger Gott.

Ist das nicht phantastisch? Heulende Hunde sind es, ja. Aber ich brauche sie nicht zu beachten, sie sind nicht wichtig…

Der Herr schenke uns Glück und Geborgenheit in dieser Woche, 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 25/2021

Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit, und alle Völker sehen seine Ehre.
Ps 97,6 

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Gottes Gegenwart — öffentlich!

Ein König bündelt die Kräfte seines Volkes und schafft dadurch Macht. Unkoordiniert ist auch ein großes Volk machtlos. Es gehört zu den Grundaufgaben eines Königs, seine Macht — die Macht seines Volks — zu zeigen. Auch ein persönlich bescheidener Monarch ohne Profilneurose wird dies tun. Die Botschaft richtet sich nach aussen und nach innen: andere Machthaber sollen sehen, dass ein Übergriff nicht folgenlos bliebe, dem eigenen Volk und seinen Teilen wird gezeigt, dass es ‚drinnen‘ sicherer als ‚draussen‘, dass der Schritt nach ‚draussen‘ keine gute Idee wäre. 

Die Israeliten hatten einen König, bevor sie anfingen, sich einen König suchten — Gott den Herrn. Er galt ihnen als Heerführer und Quelle von Kraft und Macht. Der Gott, der es liebt, im Dunklen zu leben, wie es Salomo sagt, der unsichtbare Gott, dem man kein Bild machen darf, zeigt sich nicht direkt. Der Psalm, aus dem wir gezogen haben, stellt daher die Präsenz, die Demonstration der Macht, im Gebet her. Die Verse 1-6 lauten in der Übersetzung von 2017: 

Der HErr ist König, des freue sich das Erdreich, 
und seien fröhlich die Inseln, so viele ihrer sind. 
Wolken und Dunkel sind um ihn her,
Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze.
Feuer geht vor ihm her und verzehrt ringsum seine Feinde.
Seine Blitze erleuchten den Erdkreis. Das Erdreich sieht es und erschrickt. 
Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrscher der ganzen Erde. 
Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit, und alle Völker sehen seine Herrlichkeit.

Je öfter ich die Zeilen lese, um so eigenartiger und aufschlußreicher werden sie mir. Der Psalm ist sehr alt, er kommt aus einer Zeit, in der die Existenz anderer Götter keineswegs geleugnet wurde (siehe die Verse 7b und 9), nur ihre Anbetung war verboten. Die Demonstration der Macht in den Versen erleben wir als archaisch. So ähnlich lässt Putin seine Atomraketen durch Moskau fahren. Wir haben heute ein anderes, differenziertes Gottesbild, nicht wahr? Gottes Gegenwart ist für uns eine höchst private Angelegenheit, keine öffentliche. Unser Gott mischt sich nicht ein, oder höchstens, wenn wir es wollen, auf unser Bitten hin, ansonsten lässt er uns in Ruhe, überlässt uns seine Schöpfung zum Gebrauch… Wir zahlen für unsere Kirche wie für eine Versicherung, im Schadensfall haben wir einen direkten Draht, aber wir erwarten nicht, dass der Versicherer uns anruft mitten in der Nacht. 

Hier ist Gott! Berge zerschmelzen wie Wachs. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit und alle Völker sehen seine Ehre. Sichtbar für jedermann, auch für Menschen fern von Gott, entfaltet sich seine Macht als massive Tatsache, unumstößlich ist sie mit feurigen Buchstaben in den Himmel geschrieben. 

Würden Sie Gott gern so sehen? Am Ende der kommenden Woche zum Beispiel? Was mich betrifft, ich bin mir nicht sicher. Was würde aus der Arbeit, der Ehe, dem Haus, den Kindern, wenn Gottes Gegenwart sich plötzlich so zwischen uns und die Welt schöbe? Das Gleichnis vom reichen Jüngling fällt mir ein. Sind es am Ende wir selbst, die es lieben, Gott im Dunklen zu wissen? Aber wäre es nicht ungeheuer wohltuend, die Wahrheit zu sehen, licht wie der Tag? Es hängt vom eigenen Standpunkt ab, für den Psalmisten ist die Antwort klar. Der Vers erinnert an die Offenbarung am Sinai, aber gleichzeitig ist er Wunsch und Erwartung.

Der „Bibelvers der Woche“ ist am 16. Juni vier Jahre alt geworden. Der erste Vers, für die Woche 24/2017, war  von Jeremia. Wir können sehen, wie sehr der Prophet in Zeiten großer Not darunter leidet, dass Gott nicht sichtbar eingreift:  

Warum stellst du dich wie ein Held, der verzagt ist, und wie ein Riese, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, HErr, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!
Jer 14,9

Jeremia bleibt dem Herrn treu und baut auf seine Hilfe, obwohl sie nicht sichtbar wird. Das ist ungeheuer erwachsen und liegt gleichzeitig hart am Rand der Realitätsverweigerung. Das trägt bis heute, als Modell für Glauben. Zweifellos aber wäre Jeremia überfroh gewesen, den Herrn aus seinem Dunkel hervortreten zu sehen, obwohl er selbst sehr gut wusste, dass dies eine schreckliche Erfahrung sein kann. Die Ambivalenz dieser Erfahrung war uns in der vergangenen Woche bereits begegnet. Vielleicht bekommen wir am Ende das, was wir wollen. Noch einmal: wie fühlt sich das für Sie an?

Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit, und alle Völker sehen seine Ehre.

Ich wünsche uns allen eine gute Woche in Gottes Segen,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 18/2021

Den Gottlosen wird das Unglück töten; und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben.
Ps 34,22

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Rezepte fürs Glück

Damit muss man leben, wenn man zufällig zieht. Der Vers droht demjenigen schlimmes Unheil an, der dem ‚richtigen‘ Weg nicht folgt und er passt damit gut zu einer verbreiteten Erwartungshaltung der Bibel gegenüber. Auch in Kirchenkreisen spricht man gern von der ‚Drohbotschaft‘ als traurigem Gegensatz zur ‚Frohbotschaft‘. Ein schrecklicher Kalauer übrigens, den meine Rechtschreibhilfe nicht verzeiht. 

Man mag es kaum glauben, aber unser Vers hat tatsächlich eine frohe Botschaft. Der zweite Teil von Psalm 34 ist ein Lehrgedicht, wie es auch im Buch der Sprüche stehen könnte. Es geht um Rezepte fürs Glück. Die Einstiegsfrage lautet: „Wer ist’s, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte?“ Der Autor des Psalms zählt Wege auf: Wahrhaftigkeit, gute Werke und die Suche nach Frieden, und verweist dann ausführlich auf Gottes umfassende Sorge, die er den Seinen widmet (18-23):

Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr
und errettet sie aus all ihrer Not.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden,
aber aus alledem hilft ihm der Herr.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine,
dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten,
und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte,
und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Wie in den Spruchsammlungen üblich (siehe den Kommentar zum BdW 50/2020), wird die Botschaft rhetorisch als Gegensatzpaar formuliert. Positiv gewendet sagt unser Vers: Wer den Herrn liebt und ihm folgt, dessen Leben gelingt und er wird frei von Schuld.

Im Kern ist das eine empirische Aussage, wie sie für die Weisheitsliteratur typisch ist. Aber trifft sie denn zu? Es gibt in den Sozialwissenschaften eine gewachsene Literatur über die Determinanten der Lebenszufriedenheit, und in vielen Untersuchungen zeigt sich ein positiver Effekt von Religiosität. Ein großer Teil des Einflusses ist nicht direkt, sondern vermittelt über andere Größen wie gesundheitsbewusstem Verhalten, Familienleben, Altruismus. Hier (Link) ist eine neue Studie zu Deutschland, die mir methodisch gut gefällt, ich kenne einen der Autoren und sie stammt aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das über den Verdacht der Kirchennähe erhaben ist. Kirchgang oder Religiosität an sich fördert das Glück nicht so sehr wie die Dinge, die damit korreliert sind. Religiosität ist ein lebenspraktisches Muster, die Autoren sprechen von einem Rezept. Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn Wahrhaftigkeit, gute Werke und die Suche nach Frieden in diesem Rezept eine wichtige Rolle spielten, leider sagt die Studie dazu nichts.

Unser Vers gibt der Schuld eine besondere Rolle für das Lebensglück — genauer gesagt: ihrer Abwesenheit. Die Seinen befreit der Herr von Schuld. Das ist im Christentum zentral. Aber warum sollte Gott das eigentlich tun? Regelbruch ist Regelbruch, und wenn Gott Regeln aufstellt und die Einhaltung verlangt, warum verzeiht er den Bruch? 

Schwierige Frage. Ich habe in der vergangenen Woche in einem Lied eine Antwort gefunden. Nicht in einem alten Choral diesmal, sondern in einem neuen Anbetungslied, Ever be von Bethel Music. Darin heisst es:

You’re making me like you, 
Clothing me in white,
Bringing beauty from ashes. 
For you will have your bride
Free of all her guilt and rid of all her shame
And known by her true name 
and it’s why I sing:
Your praise will ever be on my lips, ever be on my lips

Das Lied nimmt das Bild vom Volk Gottes als Braut auf, der Gott in herzlicher Liebe zugetan ist. Und dann ist es ganz natürlich, eigentlich selbstverständlich: Gott kann uns nicht erstickt in Schuld wollen, er will uns, seine Braut, frei und schön. Hier ist ein Link zum Lied,

Ich wünsche uns allen eine glückliche Woche!
Ulf von Kalckreuth

P.S. In dieser Woche erreichte mich die Email einer Freundin. Sie hat einen Blog begonnen, Tee mit Gott, worin sie den jeweiligen Wochenspruch mit einer kleinen Andacht versieht. Die Wochensprüche der evangelischen Kirchen in Deutschland werden nicht zufällig gezogen, sie sind eine kreisförmige und im Kirchenjahr sich wiederholende Bewegung durch die Bibel im Licht des Glaubens. Bei Desirées Blog geht es also nicht in der selben Weise wie hier um eine offene Entdeckungsreise durch die Bibel; sie legt statt dessen den Schwerpunkt auf das innere Erleben. Ich wünsche Desirée alles Gute auf der Fahrt und bin gern dabei!

Bibelvers der Woche 02/2021

Alle Welt fürchte den Herrn; und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnt.
Ps 33,8

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Sich verlieren, die Welt gewinnen

Im Konfirmandenunterricht habe ich gelernt, dass es drei Arten gibt, zu Gott zu sprechen: Bitte, Dank, und Lobpreis. Bitten, das kann jeder, das können auch die Allerkleinsten, sie schreien, wenn etwas fehlt. Danken ist schon schwieriger, aber auch Dank hängt eng an dem, was wir von Gott wollen. Lobpreis will nichts. Es geht um das Sein Gottes, nicht mehr um das, was sein oder auch nicht sein soll. Das erschien mir geheimnisvoll und überraschend, darum habe ich es mir gemerkt. 

Auch in den Psalmen gibt es diese drei Arten zu sprechen — und noch einige mehr übrigens, von denen im Konfirmandenunterricht nicht die Rede war: Rechtfertigung, Hoffnung, Zweifel, Verzweiflung, Ergebenheit und Fluch, letzteres ziemlich oft sogar. Unser Vers ist Lobpreis. Was der Betende wünscht und will, seine ganze Person, tritt in den Hintergrund:

Alle Welt fürchte den Herrn,
und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnet.
Denn wenn er spricht, so geschieht’s;
wenn er gebietet, so steht’s da. 

Auch Lobpreis will etwas erreichen, auch wenn man es nicht gleich sieht. Der Betende gibt seine eigene Perspektive auf und rekonstruiert die Welt aus der Sicht Gottes, gewinnt sie damit neu. 

Haben Sie heute die Welt schon verwandelt? Bleiben Sie doch ein paar Minuten bei den Versen oben. Ich wünsche uns in dieser Woche die Sicherheit, die wir brauchen, damit wir uns aufgeben können,
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 45/2020

Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und bis hierher verkündige ich deine Wunder.
Ps 71,17

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Kinder, Kindeskinder und ehemalige Kinder

Psalm 71 betet ein Mensch, der alt geworden ist und sich des Bodens versichern will, auf dem er steht, vielleicht neu versichern muss. Der Betende sei für viele wie ein Zeichen, lesen wir. Er ist Tempelmusiker, und diese waren in der ältesten Zeit den Priestern gleichgestellt. Nun ist da die Angst zu fallen, in der zunehmenden Schwäche den Widersachern ein Opfer zu werden. Er will bauen, worauf er immer gebaut hat: auf Gott den Herrn, starker Held. 

Der Vers steht in inniger Beziehung zum folgenden, daher hier beide gemeinsam:

Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt,
und noch jetzt verkündige ich deine Wunder.
Auch verlass mich nicht, Gott,
im Alter, wenn ich grau werde,
bis ich deine Macht verkündige Kindeskindern
und deine Kraft allen, die noch kommen sollen.

Der Psalmist gelobt Treue — er will nicht aufhören, Gottes Wunder zu verkündigen — und er bittet seinerseits um die Treue Gottes, damit er dies Werk noch bei den Kindeskindern fortsetzen kann. Das ist der Bundesgedanke, einfacher kann man ihn nicht ausdrücken. 

Da ist ein Lebenszyklus: Der Betende hat in seiner Jugend empfangen, Gott hat ihn gelehrt, und was er gelernt hat, gibt er nun weiter und will dies auch in Zukunft tun. Scheinbar besteht eine Asymmetrie. Er selbst wurde in seiner Jugend von Gott gelehrt, irgendwie, seine Kinder und Kindeskinder aber erhalten ihr Wissen vermittelt durch ihn, den Psalmisten. Das „irgendwie“ ist entscheidend: man kann sich vorstellen, dass auch das Wissen des Psalmisten durch Menschen vermittelt wurde. Aber von Gott mag es dennoch stammen — ist es denn zufällig, wem wir begegnen und wer Einfluß auf uns hat?

Die zehn Gebote stehen in einer gewissen Ordnung. Die ersten drei beziehen sich auf das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, die anderen sieben auf das Verhältnis von Menschen untereinander. Das vierte Gebot — Du sollst Vater und Mutter ehren! — ist eine Art Bindeglied. Ein jüdischer Freund erklärte mir, warum. Wir beziehen unser Wissen über Gott und seine Gebote von den Eltern, und sie stehen daher zwischen uns und dem Schöpfer. Ausserdem, so würde ich ergänzen, sind die Eltern sehr unmittelbar Werkzeug der Schöpfung: Der Mensch ist zunächst einmal nach dem Bild der Eltern geschaffen. Biologisch, sprachlich, mental, sozial, materiell, spirituell. Dieser Umstand erlegt den Eltern große Verantwortung auf und Ökonomen wissen, dass er Quelle großer Ungleichheit, vielleicht auch Ungerechtigkeit sein kann.

Wenn das so ist, mag man sich fragen, warum es kein Gebot für die Eltern gibt, sich um ihre Kinder zu kümmern und ihnen Wissen von Gott und der Welt zu vermitteln. Eine solche Weisung könnte im vierten Gebot selbst angelegt sein: Wenn Gott von den Kindern fordert, die Eltern zu ehren, fordert er gleichzeitig von den Eltern, ihren Kindern festen Grund zu geben. Oder setzt Gott voraus, dass sie das tun, weil es in biblischer Zeit Selbstaufgabe bedeutet hätte, sich nicht um seine Kinder zu kümmern? Oder ehren wir Eltern und Gott gerade dadurch, dass wir den manchmal steinigen Weg mit den Kindern bereitwillig gehen? Der Dienst am Kind als Dienst an Gott? Dann gar als Ausprägung des ersten Gebots? In den beiden Versen oben kann ich das deutlich lesen.  

Der Psalmist sieht sich als Empfangender und Gebender zugleich. Und wenn wir richtig zuhören, können wir auch selbst von unseren Kindern lernen. Kennen Sie das Lied Teach your children well? Ich wünsche uns, unseren Eltern und unseren Kindern eine Woche in Gottes Segen,
Ulf von Kalckreuth