Bibelvers der Woche 44/2020

Stein zerstreuen und Steine sammeln, herzen und ferne sein von Herzen,…
Pred 3,5

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Alles hat seine Zeit

Ein Vers, wie er aktueller nicht sein könnte. Kohelet, der Prediger, ist populär auch jenseits von Kirchengemeinden und Synagogen, vielleicht sogar in erster Linie dort, und seine Popularität konzentriert sich auf den Abschnitt im dritten Kapitel, aus dem wir gezogen haben. Hier ist Prediger 3,1-8; ich wähle die Übersetzung von Schlachter, die genauer ist als die von Luther: 

Alles hat seine bestimmte Stunde, und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit:
Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; 
Pflanzen hat seine Zeit, und das Gepflanzte ausreißen hat seine Zeit;
Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit; 
Zerstören hat seine Zeit, und Bauen hat seine Zeit;
Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; 
Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit;
Steineschleudern hat seine Zeit, und Steinesammeln hat seine Zeit; 
Umarmen hat seine Zeit, und sich der Umarmung enthalten hat auch seine Zeit;
Suchen hat seine Zeit, und Verlieren hat seine Zeit; 
Aufbewahren hat seine Zeit, und Wegwerfen hat seine Zeit;
Zerreißen hat seine Zeit, und Flicken hat seine Zeit; 
Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit;
Lieben hat seine Zeit, und Hassen hat seine Zeit; 
Krieg hat seine Zeit, und Frieden hat seine Zeit.

Schauen Sie sich unseren Vers 5 an. Ganz wörtlich übersetzt lautet er: Zeit, Steine zu werfen und Zeit, Steine zu sammeln. Zeit, zu umarmen und Zeit, der Umarmung fernzubleiben. In der Tat!

Die Verse von Kohelet 3 bringen in vielen Menschen eine Saite zum Schwingen. Ich habe Ihnen einige Links zusammengestellt. Sehr bekannt ist die wörtliche Vertonung des Texts durch die Byrds, in Turn, turn, turn. Auch von den Puhdies aus der DDR gibt es ein Lied mit Worten aus Kohelet 3, das mich sehr anspricht: Wenn ein Mensch lebt. U2 haben Anfang der neunziger Jahre gemeinsam mit Luciano Pavarotti ein Video über eine Schönheitskönigin im eingeschlossenen Sarajewo geschaffen, mit Worten aus Kohelet 3, Miss Sarajewo. Statt den Triumph ihres Sieges auszukosten, entrollt sie vor laufenden Kameras ein Banner mit den Worten „Don’t let them kill us all“. Kohelet 3 steht als Name für ein spannendes Trio von Instrumentalisten zwischen Klezmer und Jazz… Und der Text von „Dust in the Wind“ von Kansas ist zwar aus Kapitel 1, aber schööön — Kuschelrock aus den Siebzigern.

Der Philosoph wollte aber durchaus keinen Kuschelrock vertexten, er hat eine Aussage. Im Orient glaubte man, dass die Dinge „ihre Zeit“, „ihre Stunde“ haben. Ob ein Vorhaben in Liebe, Krieg oder Wettkampf gelingt, hängt davon ab, ob die Umstände günstig sind. Das Zusammentreffen von Umständen im Bedingungskranz einer Entwicklung nannte man „Konjunktur“. Allgemein wurde geglaubt, dass es möglich sei, die Konjunktur zu enträtseln, etwa durch Beobachtung der Sterne oder Lesen aus den Eingeweiden von Opfertieren. Das Schicksal der Menschen lief synchron mit den Ereignissen in der Natur, und wer das eine zu lesen verstand, wusste auch das andere. 

Der Prediger hält das für Unfug — Haschen nach Wind. Die Konjunktur der Lebensdinge gibt es zwar, alles hat seine Zeit, ebenso wie sein Gegenteil, aber sie liegt beim Schöpfer verborgen, und niemand versteht’s, weil Gott sich nicht äußert. Der Philosoph rät dazu, sich nicht zu verkämpfen, denn letztlich sei das Streben aussichtslos oder nur durch Zufall erfolgreich. Statt dessen solle man das Leben zu genießen, und zwar hier und jetzt, in der Jugend. Das Alter beschreibt Kohelet als Geisterbahnfahrt in ein amorphes Totenreich. Wirklich kein Kuschelrock.

In den Worten Kohelets gibt es aber auch eine Mikroperspektive. Er zählt Gegensatzpaare auf. Stets hat beides seinen Platz im Leben, und manches ist nicht ohne sein Gegeńteil denkbar. Eine Dynamik aus gegenseitiger Bedingtheit wird spürbar, aus Lieben und Hassen, Geborenwerden und Sterben. Alles trägt als Keim sein Gegenteil in sich und bringt ihn zum Wachsen, so verkehren die Dinge sich in ihr Gegenteil und wieder zurück. Wenn wir wieder in den Lockdown abtauchen müssen, hat dies durchaus mit zu großer körperlicher Nähe zu tun. Und wenn wir der Umarmung fernbleiben, ist vielleicht bald wieder mehr solcher Nähe möglich…. Fast möchte man mit Marx und Hegel meinen, dass es genügen könnte, diese Dynamik zu verstehen, um der Konjunktur der Dinge am Ende doch näher zu kommen.

Kohelet, der Prediger, spricht nicht viel von Gott. Was er sagt, ist indirekt. Gott ist der große Verursacher, der sich nicht in die Karten blicken lässt und mit allem auch sein Gegenteil enthält. Dunkel und abgründig. Das müssen wir aushalten. 

Ja, es ist dies eine Zeit, der Umarmung fernzubleiben, und eine Zeit Steine zu sammeln. Aber die Zeit für Nähe gibt es auch, und in beiden Zeiten können wir mit Gottes Hilfe glücklich sein. Ich wünsche uns eine gesegnete Woche, 
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 38/2019

Ich sah Knechte auf Rossen, und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.
Pred 10,7

Hier ist ein Link zum Kontext in der Lutherbibel 2017.

Verkehrte Welt

Ich liebe Kohelet, wie schön, dass wir noch einmal einen Vers daraus ziehen. Beinahe ist es, als käme der Vers aus einem anderen Werk. Während der größte Teil des Buchs eine dichte Argumentation bietet, sind die Abschnitte 9 und 10 lockere Spruchsammlungen. Der vollständige Absatz lautet:

Wenn des Herrschers Zorn wider dich ergeht, so verlass deine Stätte nicht; denn Gelassenheit wendet großes Unheil ab. Dies ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, gleich einem Versehen, das vom Gewaltigen ausgeht: Ein Tor sitzt in großer Würde, und Reiche müssen in Niedrigkeit sitzen. Ich sah Knechte auf Rossen und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.

Kohelet spricht von einem „Unglück“ und einem „Versehen“. Normalerweise sind Fürsten die ersten Diener des Königs, nicht Sklaven. Es ist für die Stabilität des Staats und den Mächtigen selbst wichtig, die Starken im Land in ein unmittelbares Loyalitätsverhältnis zu bewegen. Erhält der Starke eine herausgehobene Stellung, so wird er in der Regel die Herrschaft stützen, weil er viel zu verlieren hat. Bleiben die Starken „außen vor“, so werden sie stattdessen die erste Gelegenheit nutzen, sich gegen den Herrscher zu verbünden. Unter diesen Gesichtspunkten wurden Lehen vergeben: die Adelspyramiden sowohl im ersten deutschen Reich wie auch im englischen Königreich spiegeln das Prinzip.

Warum sollte man anders verfahren? Kohelet sagt, es sei dies ein häufiger Fehler: systematisch bekommen immer wieder Menschen mit Sklavenmentalität Macht im Staat. Den Starken zum Fürsten zu machen, birgt auch Gefahren: der mächtige Fürst kann zum politischen Rivalen werden, wenn es ihm gelingt, sich mit anderen Fürsten zu verbünden. Ein schwacher Herrscher wird daher gefügigen Menschen ohne eigene Ambition zum Aufstieg zu verhelfen. Was Kohelet anspricht, ist also ein Symptom von Schwäche. 

Ist das alles? Wendet sich Kohelet an den königlichen Nachwuchs und das Topmanagement?

Nein. Sklaven und Toren an der Macht sind ein Bild. Für den Normalsterblichen wird ein handfester Rat daraus, Wir sollen mit unseren Stärken arbeiten und diese mächtig werden lassen und uns nicht von den Schwächen beherrschen lassen. Ist jemand phantasievoll und analytisch begabt, aber schwerfällig im Umgang mit anderen Menschen, sollte er kein Betätigungsfeld wählen, in dem es darauf ankommt, geschickt nach oben und nach unten zu taktieren und Versprechungen zu machen, Loyalitätsnetze zu spinnen und zu zerreißen. Versucht er sich im Dickicht einer Behörde, so muss er seine Kräfte darauf wenden, seine Schwächen zu kompensieren, und seine Stärken sind nicht gefragt. Und vielleicht wird dann aus der Kompensation gar seine zweite Natur.

Stattdessen könnte der Mensch unseres Beispiels als Berater arbeiten, als Wissenschaftler oder Künstler. Unsere Schwächen verdienen unsere Aufmerksamkeit, aber sie sind keine Kraftquelle. Unser Reich, unsere Existenz müssen wir so ordnen, dass die Starken in uns mächtig sind.

Der Wortlaut nimmt absichtlich eine allgemeine Tendenz der Bibel auf, Machtverhältnisse auf den Kopf zu stellen. Auch darin liegt eine Botschaft, Kohelet lässt ja keine Gelegenheit aus, uns zu sagen, dass die Dinge sich anders als geplant entwickeln können. 

Gott selbst verfährt nämlich genau nach dem Muster, das Kohelet als „Unglück“ und „Versehen“  bezeichnet. Er erwählt ein Sklavenvolk, reißt es aus der Abhängigkeit, führt es durch die Wüste in ein neues Land und hilft ihm, dies Land zu erobern. Mit Joseph und Daniel werden Sklaven zu Fürsten. David, der König Israels, ist als Ziegenhirt aufgewachsen und muss lange wie ein Räuber leben. Und der König der Welt kommt unter Hirten zur Welt und stirbt wie ein Verbrecher. In einem alten Kirchenlied heißt es:

Er entäußert sich all seiner G’walt,
wird niedrig und gering
und nimmt an eines Knechts Gestalt,
der Schöpfer aller Ding,
der Schöpfer aller Ding.

Er wird ein Knecht und ich ein Herr;
das mag ein Wechsel sein!
Wie könnt es doch sein freundlicher,
das herze Jesulein,
das herze Jesulein!

Das Motiv zieht sich durch die ganze Bibel. „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig,“ schreibt Paulus an die Korinther. „Der Bogen der Starken ist zerbrochen und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke“ heißt es bei Samuel. Hesekiel schreibt: „Und alle Bäume auf dem Felde sollen erkennen, dass ich der Herr bin: Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen; ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grünen.“ Im Magnificat singt Maria: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen“. In diesen Versen, wie auch in dem Vers von Kohelet, klingt das uralte Lied ihrer Namenspatronin Mirjam weiter: 

Lasst uns dem Herrn singen, denn er ist hoch erhaben, Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt.
2. Mo 15,21

Kohelets Botschaft richtet sich an Menschen. Er gibt uns einen Rat der Art, für die man heute bei Coaches viel Geld bezahlt. Gottes Kraft aber ist unbegrenzt: Er muss ihren Einsatz nicht optimieren wie wir, er kann seine Kraft in den Schwachen mächtig werden lassen und damit zeigen, dass Er Herr ist.

Dies ist eine gesegnete Woche, wenn wir aus unseren Stärken leben und unsere Schwächen dem Herrn anvertrauen.
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 37/2019

Ich kehrte mein Herz, zu erfahren und erforschen und zu suchen Weisheit und Kunst, zu erfahren der Gottlosen Torheit und Irrtum der Tollen,…
Pred 7,25

Hier ist der Link für den Kontext des Verses, ausnahmsweise aus der Züricher Bibel.

Die Frau… und der Sinn des Lebens

Der gezogene Vers ist unvollständig, eine Einleitung. Hier hat jemand alles getan: sein Herz gekehrt, erfahren, gesucht, geforscht, um die großen Strukturen im Leben zu verstehen. Man kann an dieser Stelle innehalten und sich fragen, ob man auch schon einmal an diesem Punkt war, worum es ging und was dabei herauskam — und ob es heute noch wichtig ist. Vielleicht genügt das ja für diese Woche schon?  

Aber die Fortsetzung des Satzes durch den großen Philosophen Kohelet ist ein echter Stein des Anstoßes: 

… und fand, daß bitterer sei denn der Tod ein solches Weib, dessen Herz Netz und Strick ist und deren Hände Bande sind. Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen; aber der Sünder wird durch sie gefangen. (Pred 7,26)

Ein solcher Satz kann den Ruf eines Menschen ruinieren, wenn man ihn ins Internet stellt, selbst nach zweieinhalbtausend Jahren. Es gibt mehrere Veröffentlichungen zu der Frage, ob Kohelet frauenfeindlich gewesen sei oder nicht. Dabei ist die Frage zentral, ob er sich die Aussage in Vers 26 zu eigen macht oder ob er sie — als Meinung anderer — nur zitiert, um sie dann zu widerlegen. Da geht es um Stilmittel, spezielles Vokabular und Bezüge zu anderen Texten. Ich kann der Diskussion fachlich nicht folgen. Der hebräische Text wirkt auf mich aber durchaus so, als sei Vers 26 dasjenige, was der Prediger im Vers 25 ankündigt, das Ergebnis großer geistiger Mühen. Also muss auch ich mich mühen. Ich habe drei Ebenen gefunden, auf denen der Vers zu uns sprechen kann. 

Liest man ihn für sich selbst, so geht es um sexuelle Anziehung und das andere Geschlecht als Bezugspunkt für das eigene Leben. Kohelet schreibt als Mann für Männer; wo er „Frau“ sagt, mögen Frauen „Mann“ setzen. Der Vers enthält die ernst gemeinte Warnung davor, den anderen zu überhöhen und zum Dreh- und Angelpunkt der eigenen Existenz zu machen. Das hält davon ab, sich den Lebensaufgaben zu stellen. Die Geliebte wird das Leben nicht richten, und sie kann schnell gar zur Ausrede dafür werden, dass nichts gelingt. In „Hard headed woman“ singt Cat Stevens von dieser Überhöhung, und das Lied weiß auch um die Vergeblichkeit.

Mit seiner Warnung bewegt sich Kohelet durchaus im Kontext der Weisheitsliteratur, siehe Sprüche 2,16; 5,3; 6,24; 7,5. Erinnern Sie sich an den schönen BdW 2018/18? Aber Kohelet ist ja nicht nur auf der Suche nach Weisheit, er prüft die Weisheit selbst. Das Ergebnis des Buchs ist, dass das Streben nach Weisheit wie alles andere auch letztlich ein Haschen nach Wind ist, und dass wir uns einem einfachen Leben in Achtsamkeit widmen sollen. Und hier begegnen wir wieder der Frau, aber ganz anders als in 7,26: 

Genieße das Leben mit der Frau, die du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne. Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn im Totenreich, in das du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit. (Pred 9,9+10)

Ich behaupte nun: Kohelet ist (auch) ironisch! Er hebt an in Vers 25, um die Summe dessen zu benennen, was er auf seiner Suche nach Weisheit gefunden hat: es ist die Warnung vor der Frau. Ist denn das wirklich alles? Er bestätigt: ja, auf seiner Suche nach Weisheit habe er unter Tausenden nur einen Mann gefunden, den er ernst nehmen konnte, aber nicht eine einzige Frau. Sonst gar nichts? Er hebt nochmals an, und jetzt kommt eine echte Überraschung:

Nur dies fand ich, sieh: Gott hat den Menschen recht gemacht, sie aber suchten große Erkenntnisse (Pred. 7,29)

Im Hebräischen steht für „Erkenntnis“ ein ungewöhnliches Wort: cheschbon bedeutet eigentlich „Zusammenrechnen“ oder „Resultat“. Im modernen Hebräisch steht es für Rechnung oder Konto. Aber es ist exakt dasselbe Wort, das Kohelet im ganzen Abschnitt für seine eigenen Bemühungen verwendet, Weisheit zu erlangen und viele einzelne Beobachtungen zu einer Gesamtsicht zu vereinigen! Unter den großen Übersetzungen hat nur die Züricher Bibel die wörtliche Entsprechung übernommen. Sie führt direkt ins Zentrum der Schrift: Am Ende von Kohelets Streben nach Erkenntnis steht die Einsicht, dass dies Streben nichtig sei. Und auf dem schwankenden Weg dorthin steht als Zwischenergebnis eine Erkenntnis über die Gefahren, die im Weibe wohnen… Das lässt die ganze Luft wieder heraus, die Vers 25 hineingepustet hat. 

Aber Kohelet ist ein messerscharf denkender Philosoph, und das Zwischenergebnis ist mitnichten beliebig. Das Ende des Abschnitts verweist nämlich auf den Anfang der Bibel, die Geschichte vom Sündenfall. Der Mensch (Adam, so auch im hebräischen Text von 7,29) ist gut geschaffen, aber mit dem Griff nach der Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse verfällt er der Sünde und der Gottesferne. In der Schöpfungsgeschichte ist die Frucht durch die Frau vermittelt. Dies ist die dritte, die symbolische Ebene: Kohelet bindet seine Aussage an den Quellgrund der Bibel an. Auf dieser Ebene geht es nicht mehr um reale Frauen mit menschlichem Körper, sondern um Urbilder, um dasjenige, was uns blind macht und von Gott trennt. Gelungenes Leben ist unmittelbar und angstfrei: „Seht die Lilien auf dem Feld…“ wird Jesus mehrere hundert Jahre später sagen. Dahin ist Kohelet gelangt, das Ergebnis eines Denkerlebens. Wer bietet mehr?

Hinsichtlich der Anklage wegen Misogynie beantrage ich Freispruch wegen erwiesener Unschuld. Ich selbst hatte in der vergangenen Woche meine Silberhochzeit und wünsche uns allen Gottes reichen Segen.
Ulf von Kalckreuth