Bibelvers der Woche 44/2025

Wo man arbeitet, da ist genug; wo man aber mit Worten umgeht, da ist Mangel.
Spr 14,23

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.

Schwitzen und Schwatzen

Ein ‚Bibelvers der Woche‘ ist ein Vers ohne Kontext, der erst einmal verständlich werden will. Das ist oft leichter als sonst bei Versen aus dem Buch der Sprüche. In der Regel haben sie von vornherein keinen Zusammenhang, es sind Merksätze mit Botschaften über das Leben und wie es gelingen kann. Entsprechend achtsam aber muß man mit dem wenigen Text umgehen, der vor einem liegt.

Die allgemeine Stoßrichtung des Spruchs ist klar: wir kommen nur voran, wenn wir Hand anlegen und arbeiten. Vom Reden allein wird nichts besser. 

Das „allein“ ist wichtig. Die jüngeren Fassungen der Lutherbibel von 1984 und 2017 geben „wo man aber nur mit Worten umgeht“. Auch das ist nicht exakt, wörtlich steht geschrieben: „wo aber nur Worte zwischen den Lippen hervorquellen…“ Es geht also ums Schwatzen, nicht um den Umgang mit dem Wort an sich. Das Wort war den Hebräern heilig, Sprache, geschriebene zumal, wurde große Macht zugemessen. 

Ist die Einschränkung aufs leere, gesprochene Wort gerechtfertigt? Was ist relevante Arbeit? Einige Zahlen fallen mir ein. Mehr als die Hälfte der in den vergangenen drei Jahren neu geschaffenen Stellen dient der Bewältigung zusätzlicher Bürokratie, stellt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fest. Die Abiturientenquote als Teil eines Jahrgangs liegt bei den Zwanzigjährigen nunmehr bei fast fünfzig Prozent, mit weiter steigender Tendenz. Facharbeiter sind nicht zu finden. Wer soll eigentlich die Häuser bauen, die dem Land fehlen, oder die Autobahnen und Brücken wieder instand setzen, für die wir jetzt endlich Geld ausgeben wollen, die Bahn — ach ja, die Bahn — sanieren? Lehrer fehlen überall. Und zur Bundeswehr fragt sich die Ministerialbürokratie gerade intensiv, woher die rund fünfzigtausend Soldaten kommen könnten, die gebraucht werden, damit Verteidigung überhaupt geplant werden kann.

Okay, auch die Bundeswehr braucht Stabsdienstsoldaten und IT-Spezialisten. Ohne Planung auf allen Ebenen sind neue Häuser eine Gefahr für Leib und Leben. Auch Planung und Verwaltung ist Arbeit, die zu Ergebnissen führt. Aber irgendwer muß am Ende TUN, dass die Welt anders aussieht als vorher, die Brücke steht, das Haus gebaut ist, die Kinder etwas gelernt und verstanden haben. Vielleicht ist das die Schlüsselfrage: Wann habe ich das letzte Mal etwas getan, das etwas geändert und bewirkt hat? Einige von uns werden jetzt schnell antworten können, andere, wie ich, werden eine Weile nachdenken müssen. 

So will ich den Spruch lesen: Wo man etwas bewegt, da ist genug. Wo man nur schwatzt, da ist Mangel. 

Der Herr helfe uns, fröhlich und erfolgreich an der Baustelle unseres Lebens zu arbeiten. Ich wünsche uns eine gesegnete Woche!
Ulf von Kalckreuth

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