Bibelvers der Woche 17/2022

Ein Gebirge Gottes ist das Gebirge Basans; ein großes Gebirge ist das Gebirge Basans.
Ps 68,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017. 

Ein Lied vom Sieg Gottes

Psalmen tragen ihre Wahrheit in sich, deshalb freue ich mich, wenn ich einen Psalmvers ziehe. Unten ist Psalm 68 in voller Länge wiedergegeben, aus der Lutherübersetzung 2017.

Baschan ist eine Bergregion im Nordosten des israelitischen Siedlungsgebiets. Bei der Landnahme wurde das Gebiet den Stämmen Ruben, Gad und Manasse zugeordnet. Noch unter Mose selbst besiegten die Stämme König Og, den sagenhaften Herrscher des Baschan, der als letzter der Riesen bezeichnet wird. Siehe hierzu den BdW 35/2021. Doch ging das Land den Israeliten wohl bald wieder verloren. 

Ein Berg Gottes ist der Baschan // har elohim har baschan

Das ist machtvoll, auf hebräisch fast mehr noch als auf deutsch. Der Baschan erscheint als von ehrfurchterregender Größe und dabei gänzlich Gott unterworfen. In Vers 23 wird er nochmals erwähnt. Er steht dort für die höchste Höhe, welcher der Meeresgrund als tiefste Tiefe gegenübergestellt wird. Aus beiden wird der Herr die Seinen erretten: „Aus Baschan will ich sie wieder holen, aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen“.

Aber der Vers enthält ein Rätsel. Nirgendwo sonst wird der Baschan als Gottesberg erwähnt. Und im Folgevers werden alle hohen Berge etwas abschätzig („sehen scheel“) dem ‚Sitz‘ Gottes untergeordnet. Wenn dies der Zionsberg ist — warum wird der Baschan dann zuvor so eindrucksvoll als Berg Gottes eingeführt? Enthält der Vers die Erinnerung an ein altes Heiligtum?

Auch wenn ich den Vers selbst nicht ganz verstehe — der Psalm als Ganzer ist mir neu und schön. Er berichtet vom Sieg Gottes. Zunächst geschieht das mit Worten, die auch den Sieg eines großen orientalischen Herrschers feiern könnten. Dann weitet sich der Horizont immer mehr. Man kann sich vorstellen, dass der Psalm als Hymne Höhepunkt eines der großen Opferfeste war. Lassen Sie Sprache und Bilder auf sich wirken. Stellen Sie sich vor, wie er feierlich und mit zunehmender Intensität im gleissenden Licht der Sonne in den Höfen des Tempels gesungen wird, auf dem Zion oder auch dem Garizim, mit vielen Tausenden erhitzter Menschen, triumphierend. When the Saints go marching in! Der Psalm blickt zurück auf das, was Gott für sein Volk getan hat, und entwickelt daraus eine Vision für die Zukunft, des Volks und der ganzen Menschheit. 

Und einen besonderen Segen enthält der Psalm:

Gelobt sei der Herr täglich. 
       Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Sela. 
Wir haben einen Gott, der da hilft, 
       und den HERRN, einen Herrn, der vom Tode errettet.

So sei es für uns in dieser Woche!
Ulf von Kalckreuth

Psalm 68: Ein Psalmlied Davids, vorzusingen. 

Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut, 
       und die ihn hassen, fliehen vor ihm. 
Wie Rauch verweht, so verwehen sie; 
       wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Frevler um vor Gott. 
Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott 
       und freuen sich von Herzen. 
Singet Gott, lobsinget seinem Namen! Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt; 
       er heißt HERR. Freuet euch vor ihm! 
Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen 
       ist Gott in seiner heiligen Wohnung, 
ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe; 
       aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande. 

Gott, als du vor deinem Volk herzogst, 
       als du einhergingst in der Wüste, – Sela – 
da bebte die Erde, und die Himmel troffen vor Gott – am Sinai –, 
       vor Gott, dem Gott Israels. 
Du gabst, Gott, Regen in Fülle, 
       und dein Erbe, das dürre war, erquicktest du, 
dass deine Tiere darin wohnen konnten. 
       Gott, du labst die Elenden in deiner Güte. 
Der Herr gibt ein Wort – 
       der Freudenbotinnen ist eine große Schar –: 
Die Könige der Heerscharen fliehen, sie fliehen, 
       und die Frauen teilen die Beute aus. 
Wollt ihr zwischen den Hürden lagern? Die Flügel der Tauben sind überzogen mit Silber, 
       und ihre Schwingen schimmern von Gold.  
Als der Allmächtige dort Könige zerstreute, 
       fiel Schnee auf dem Zalmon. 
Ein Berg Gottes ist Baschans Gebirge, 
       ein Gebirge, reich an Gipfeln, ist Baschans Gebirge. 
Was seht ihr scheel, ihr Berge, ihr Gipfel, auf den Berg, wo es Gott gefällt zu thronen? 
       Ja, dort bleibt der HERR immerdar. 
Gottes Wagen sind vieltausendmal tausend; 
       der Herr ist unter ihnen, der vom Sinai ist im Heiligtum. 
Du bist aufgefahren zur Höhe 
       und führtest Gefangne gefangen, 
du hast Gaben empfangen von Menschen – auch von Abtrünnigen –, 
       auf dass Gott der HERR daselbst wohne. 

Gelobt sei der Herr täglich. 
       Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Sela. 
Wir haben einen Gott, der da hilft, 
       und den HERRN, einen Herrn, der vom Tode errettet. 
Ja, Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmettern, 
       den Schädel derer, die da fortfahren in ihrer Sünde. 
Der Herr hat gesagt: Aus Baschan will ich sie wieder holen, 
       aus der Tiefe des Meeres will ich sie holen,
dass du deinen Fuß im Blut der Feinde badest 
       und deine Hunde es lecken. 

Man sieht, Gott, wie du einherziehst, 
       wie du, mein Gott und König, einherziehst im Heiligtum. 
Die Sänger gehen voran, danach die Spielleute 
       inmitten der Mädchen, die da Pauken schlagen. 
»Lobet Gott in den Versammlungen, 
       den HERRN, ihr vom Brunnen Israels.« 
Benjamin, der Jüngste, geht ihnen voran, dann die Fürsten Judas mit ihren Scharen, 
       die Fürsten Sebulons, die Fürsten Naftalis. 
Biete auf, Gott, deine Macht, 
       die Macht, Gott, die du an uns bewiesen hast 
von deinem Tempel her; um Jerusalems willen 
       werden dir Könige Geschenke bringen. 
Bedrohe das Tier im Schilf, 
       die Rotte der Stiere unter den Kälbern, den Völkern, 
die da zertreten um des Silbers willen. 
       Zerstreue die Völker, die gerne Krieg führen. 
Aus Ägypten werden Gesandte kommen; 
       Kusch wird seine Hände ausstrecken zu Gott. 

Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, 
       lobsinget dem Herrn! Sela. 
Er fährt einher durch die Himmel, 
       die von Anbeginn sind. 
Siehe, er lässt seine Stimme erschallen, 
       eine gewaltige Stimme. 
Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel 
       und seine Macht in den Wolken. 
Zu fürchten bist du, Gott, in deinem Heiligtum. Er ist Israels Gott. 
       Er wird dem Volk Macht und Kraft geben. Gelobt sei Gott!

Bibelvers der Woche 17/2019

Mache dir zwei Drommeten von getriebenem Silber, dass du sie brauchst, die Gemeinde zu berufen und wenn das Heer aufbrechen soll.
Num 10,2

Hier ist ein  Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Clarion call

Das Volk Israel zieht in der Wüste umher. Die Stiftshütte war gebaut, das Pessachfest war eingesetzt und die Israeliten hatten sich vollständig der Führung Gottes anvertraut: Sie blieben lagern, solange die Wolke über der Stiftshütte stand und brachen ihr Lager ab, wenn die Wolke über der Stiftshütte sich erhob, und folgten ihr.

Ein Bild wie aus einem Traum. An einigen Stellen sind Berichte erhalten geblieben, die ein wenig Licht auf dieses Leben in der Wüste werfen. Die Einsetzung von Richtern durch Mose in Ex 18 zum Beispiel. Oder sanitäre Vorschriften, den Umgang mit Fäkalien betreffend in Dtn 23. Oder hier: die Einführung von Signaltrompeten und Vereinbarung über Signale.

Wo viele Menschen zusammenleben, bedarf es der Koordination. Die Trompeten dienten dem Zweck, den Aufbruch zu organisieren. Mit unterschiedlichen Signalen wurde den Lagern im Osten und im Süden der Aufbruch befohlen. Es gab auch Signale für eine Versammlung. Die Trompeten wurden im Krieg eingesetzt, damit der Herr der Israeliten gedenke, und als Freudenzeichen bei den Opferfesten. Nur die Priester, die Söhne Aarons, durften sie blasen. Das Brockhaus-Bibellexikon beschreibt die hebräische Trompete als „gerades Metallinstrument mit schlanker Röhre, wohl eine Elle lang, und ohne Ventile“. Eine Fanfare also. Man kann man laute und prägnante Signaltöne damit erzeugen, ich kenne Fanfaren von den Umzügen beim Heimatfest meiner Stadt. Der Bericht über die Trompeten ruft in mir eine lebendige Vorstellung auf. Wieviel Menschen kann man damit erreichen? Den Radius, auf dem das Signal gut und differenziert hörbar ist, würde ich im Gelände auf ein bis anderthalb Kilometer schätzen, darüber hinaus wird es schwierig. In locker verteilten Lagern lassen sich in diesem Radius zehn bis zwanzigtausend Menschen unterbringen. Beinahe kann ich diese Lager vor mir sehen. 

Nun wird die Größe des Volks in der Wüste verschiedentlich mit rund 600.000 wehrfähigen Männern angegeben. Nach der ersten Volkszählung in Numeri waren es 603.550 Männer über zwanzig Jahren, die mit dem Heer hinausziehen konnten, ohne Leviten. Mit Frauen, Kindern und Greisen wären es mehr als dreimal so viel, dazu Vieh (2Mo 12,38). Bei lockerer Lagerung nach Stämmen und Sippen dürfte die Fläche der Stadt Frankfurt (rund 700.000 Einwohner) sicherlich nicht genügen. Es ist nicht möglich, den Zug so vieler Menschen mit zwei Fanfaren zu koordinieren, realistisch wären dann ein Netz von Fanfaren oder Signalfeuer. Salomon vergrößert die Zahl der Trompeten auf 120 (2Chr 5,12), für Jerusalem allein.

Das ist ein Hinweis, dass die Berichte aus Israels Vorzeit, insbesondere ihre scheinbar präzisen numerischen Angaben, nicht allzu konkret gelesen werden sollten. Den Berichten kommt (auch) eine spirituelle Dimension zu. Hier ist sie nicht schwer zu sehen. Das Wort „clarion call“ im Englischen bedeutet Weckruf, eine „sehr klare Botschaft, dass ein Wandel nötig ist“ (Cambridge Dict.) Das Wort Gottes ist ein solcher Weckruf. Zwei silberne Trompeten, zu blasen beim Auszug, vor Versammlungen, beim Opferfest und im Krieg. Ein schönes Bild. Und wie sollten wir dabei heute nicht an Ostern denken, Signalfeuer für eine neue Welt?

Frohe, gesegnete Ostern wünscht uns
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 34/2018

…daß eure Nachkommen wissen, wie ich die Kinder Israel habe lassen in Hütten wohnen, da ich sie aus Ägyptenland führte. Ich bin der HErr, euer Gott.
Lev 23,43

Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017

Ein Fest, das den Christen fehlt…!

Der Vers steht im 3. Buch Mose (Levitikus). Das Buch befasst sich vornehmlich mit den Aufgaben der Priester, den unterschiedlichen Arten von Opfern, Festen, Reinheitsgeboten, sexuelle Verbote sowie Gebote allgemeiner Art für das menschliche Miteinander, im Anklang an die zehn Gebote. Abschnitt 23 führt die großen Feste ein, angefangen beim Schabbat. Der gezogene Vers steht in der Setzung des Laubhüttenfests, genannt Sukkot (Pl. von ‚Hütte‘). Im Christentum ist dieses Fest weitgehend unbekannt. 

Sukkot steht, ebenso wie die beiden anderen großen Opferfeste, ursprünglich in einem landwirtschaftlichen Zusammenhang. Es war ein Erntefest. Später wurde es religiös mit der Wüstenwanderung der Israeliten verbunden und sollte an die Zeit erinnern, in der man auf der Flucht in Laubhütten schlief, schutzlos, von Gott getragen. Die Feier dauert eine Woche, und das Fest ist ausdrücklich als „fröhliches Fest“ eingesetzt: „Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott“ (Vers 40). Vorgeschrieben waren Feueropfer; die Rituale zum Fest kreisen aber um Wasser, das lebensspendende Element. Im Johannesevangelium ruft Jesus am letzten Tag des Laubhüttenfests alle, die Durst haben, zu sich. Auch heute noch wollen Juden möglichst viele der sieben Feiertage mit ihren Familien in improvisierten Laubhütten zu verbringen. Es ist eines der Hochfeste im Judentum, in diesem Jahr wird es vom 23. September bis zum 30. September gefeiert.

Die beiden anderen großen Wallfahrtsfeste der Juden, Pessach und Schawu’ot, haben die Christen mit modifizierter Bedeutung als Ostern und Pfingsten in ihren Festkalender übernommen. Das Laubhüttenfest nicht. Gar nicht? 

Sein Charakter als Erntefest ist in unserem Entedank enthalten, und Schutzlosigkeit in Gottes Hand (Flüchtlinge, Krippe…) ist eine der vielen Frequenzen, auf denen unser Weihnachtsfest strahlt. 

Der Prophet Sacharja (Sach 14, 16-19) sagt, dass im messianischen Zeitalter Sukkot das allumfassende Regenfest sein wird, an dem die benachbarten Völker nach Jerusalem pilgern, um dort den HERRN anzubeten. Es wäre dann eine genuin messianische Feier, für Juden und Nichtjuden. 

Vielleicht fehlt uns Christen ja doch noch ein wichtiges Fest…

Ich wünsche uns eine fröhliche Woche,
Ulf von Kalckreuth