Bibelvers der Woche 27/2018

Denn auch gen Thessalonich sandtet ihr zu meiner Notdurft einmal und darnach noch einmal.
Phi 4,16

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Opfer

Am Ende seines Schreibens bedankt sich der große Völkermissionar, Paulus, bei der Gemeinde in Philippi für Spenden, die seine weitere Arbeit in Thessaloniki möglich gemacht haben. Vielleicht ist dies die erste Stelle in der Bibel, an der das Wort „Opfer“ in seinem modernen christlichen Sinne als Geldzuwendung im Gemeindekontext gebraucht wird, hier: für die Mission, unter expliziter Gleichsetzung mit dem antiken hebräischen Wortsinn als Brandopfer „zum lieblichen Geruch“ (Vers 18).

Ein Anlass sich zu fragen: Was will Gott eigentlich von uns? 

In dem kurzen Kapitel, aus dem der Vers gezogen wurde, steht vorher mit Philipper 4, 4-7 ein Segensspruch, den ich sehr liebe: 

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. 

Höher als alle Vernunft…
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 21/2018

… und zu dem einem Lamm ein Zehntel Semmelmehl, gemengt mit einem Viertel von einem Hin gestoßenen Öls, und ein Viertel vom Hin Wein zum Trankopfer.
Ex 29,40

Bemerkung: Ein Zehntel Epha sind etwa 3,6 Liter. Ein Viertel eines Hin sind etwa 1,5 Liter. Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Vom Opfer

Der erste Teil des Satzes lautet: „Und das sollst du mit dem Altar tun: zwei jährige Lämmmer sollst du allewege des Tags darauf opfern, ein Lamm des Morgens, das andere gegen Abend; … (Exodus 29, 38+39)

Der Bibelvers dieser Woche ist ganz aus der Nähe des Verses der letzten Woche gezogen. Gemeinsam mit den zehn Geboten empfängt Moses eine Reihe von Vorschriften, die für die sich bildende israelitische Gemeinde konstitutiv sind. Ein Vers zum Pfingstfest: die Jünger Jesus trafen sich in Jerusalem, um gemeinsam Shavu’ot zu feiern, das Fest des Empfangs des Gesetzes auf dem Berg Sinai. Der Vorläufer von Pfingsten ist also Shavu‘ot. In diesem Jahr werden beide Feste sogar gleichzeitig gefeiert!

In Exodus sind auch Gebote zum Opfer zu finden, obwohl eine systematische Behandlung erst im dritten und vierten Buch Mose stattfindet. In unserem Bibelvers geht es um das tägliche Opfer, das vor der Stiftshütte erbracht werden sollte, und später im Tempel. Es wird in Numeri 28, 3-8 noch einmal genauer festgelegt. Dabei handelte es sich um ein sogenanntes „Ganzopfer“: das Tier wurde vollständig verbrannt. Dieses Opfer wurde von der Kultgemeinschaft als Ganzer erbracht, also quasi-staatlich. Andere und ursprünglichere Opferarten hatten eher den Charakter eines gemeinschaftlichen Mahls, bei dem die Gottheit in besonderer Weise anwesend und beteiligt war. Es gab auch individuelle Schuld- und Sühneopfer für Verfehlungen.

Der Bibelvers der Woche wird zufällig gezogen. Dabei entsteht mit der Zeit ein Bild der Bibel, das zumindest in den quantitativen Strukturen immer genauer werden sollte. Es fällt auf, wie oft in diesen Ziehungen das Opfer thematisiert wird. In den beiden Teilen der Bibel hat es eine ungeheure Bedeutung. Das Opfer ist Kommunikation mit Gott, hat aber auch wichtige gemeinschaftsstiftende Funktion. Zu den großen Opferfesten traf sich die Sippe und vergewisserte sich ihrer Zusammengehörigkeit. Die Opferfeste strukturierten das Jahr. 

Heute opfern weder die Juden noch die Christen. Die Christen haben das Opfer aufgegeben, weil mit und durch Christus das größte Opfer gebracht wurde. Die Juden opfern nicht, weil die hebräische Bibel als einzige legitime Opferstätte den Tempel in Jerusalem vorsieht, den es nicht mehr gibt.

Nach der Zerstörung des Tempels stellten die jüdischen Rabbinen fest, dass drei Dinge an die Stelle des Opfers treten könnten: Das Studium des Gesetzes (einschließlich der Opfervorschriften!), die Befolgung der dort niedergelegten Ge- und Verbote (Mizvoth) und das Gebet. Bei den Christen ist die Vorstellung des Opfers an zwei Stellen präsent. In der Feier des Abendmahls als Nachvollzug des Opfertodes Christi, und zum anderen beim Gemeindeopfer oder kirchlich gebundenen Spenden. In beiden Fällen pflegen katholische Christen eine deutlich stärkere und konkretere Anbindung an den ursprünglichen Opfergedanken als evangelische.

Was in unserem Leben kann denn für ein Opfer stehen? 

Mit dieser ziemlich schweren Frage wünsche ich uns ein frohes Pfingstfest, in Gottes Heiligem Geist!
Ulf von Kalckreuth

Bibelvers der Woche 03/2018

Und alles Speisopfer, das im Ofen oder auf dem Rost oder in der Pfanne gebacken ist, soll dem Priester gehören, der es opfert.
Lev 7,9

Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 2017.

Von der Sühne

Der Anfang des 3. Buchs Moses behandelt die Opfervorschriften. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Opferarten, die möglicherweise historisch aus verschiedenen Traditionen kommen, ein geschlossenes System ist nicht zu erkennen.

Insbesondere das Sündopfer und das Schuldopfer sind schwer voneinander zu unterscheiden — bei beiden geht es um Sühne für Übertretungen von Gottes Gebot. Möglicherweise bezieht sich das Sündopfer eher auf die sündige Natur des Opfernden an sich, während es beim Schuldopfer um konkrete Taten ging. Zur Zeit der Redaktion von Leviticus war die strukturellen Ähnlichkeit offenbar geworden: es wird explizit festgetellt, dass beide Opferarten ein- und demselben Ritus folgen sollen.

Der gezogene Bibelvers regelt ein durchaus wichtiges Detail — anders als bei anderen Opferarten, bei denen der Opferende selbst und seine Familie oder Gruppe mehr oder weniger große Teile des Opfers konsumiert, erhält er beim Sünd- und Schuldopfer nichts — ausser dem spirituellen Gegenwert. Das Opfer wird teils durch Verbrennung vernichtet, teils geht es an die Priester, individuell oder kollektiv.

Eine Woche in Gottes Segen wünscht uns,
Ulf von Kalckreuth