Und er baute einen Umgang an der Wand des Hauses ringsumher, dass er um den Tempel und um den Chor her ging, und machte Seitengemächer umher.
1 Kö 6,5
Hier ist ein Link für den Kontext des Verses, zur Lutherbibel 1984.
Tür an Tür mit Gott
Zum vierten Advent einen Vers über den Bau des Tempels… Das Buch der Könige wurde nach der Zerstörung des ersten Tempels geschrieben. Diese liebevolle Erzählung vom seinem Bau mit seinen vielen Einzelheiten, ein Bauplan sozusagen — sie dient der Erinnerung.
Hier ist ein Grundriss des Tempels nach den Angaben der Bibel. Unser Vers berichtet von einer Struktur aus Räumen, die den Kern des Tempelbaus auf drei Seiten umgab, eingezeichnet in hellem Orange.

- Hellblau = Das „Heilige“
- Hellrosa = Das „Allerheiligste“
- Kräftiges Grün = Tisch für Schaubrote
- Kräftiges Blau = Vorhang
- Kräftiges Pink = Schleier
- Hellorange = Kammern und mögliche Wohnstätten. Dieser Bereich ist in kleine Zellen unterteilt und auf drei Etagen verteilt – eine Wendeltreppe diente dem Zugang zwischen den Stockwerken.
Quelle:: Wikipedia Commons, entnommen aus der Encyclopaedia Biblica (1903) mit farblichen Hervorhebungen durch den Wikipedia-Autor..
Die beiden zentralen Örtlichkeiten, das „Heilige“ und das „Allerheiligste“, waren rings von einer dreistöckigen Struktur mit Räumen umgeben, unter denen sehr wahrscheinlich auch Wohnungen für Priester waren. Hes 40-41 berichtet von solchen Wohnstätten, und in 2 Kö 11 und 2 Chr 22 wird erzählt, wie ein Priesterpaar im Tempel den späteren König Joasch als kleines Kind vor seiner Großmutter Atalja versteckte, die in Jerusalem ein blutiges Terrorregiment errichtet hatte, siehe den BdW 43/2023.
Das Allerheiligste des Tempels wurde als Wohnstatt Gottes angesehen, ein Ort also von unfassbarer spiritueller Kraft. Man glaubte, dass niemand Gott sehen könne, ohne zu sterben. Unmittelbar daneben aber arbeiteten und wohnten Menschen, nur durch eine Mauer getrennt. Die Priester unterlagen keinem Zölibat, ich erinnere an Zacharias im BdW 50/2025. In ihren Wohnungen wurden Kinder gezeugt, geboren, und erzogen, dort wurde gegessen, gefeiert und gestorben.
Wie mag sich das angefühlt haben? Beim Aufstehen und beim Schlafengehen, beim Streiten und beim Feiern? Schön, schrecklich, beides? Nach den Erzählungen der Bibel bestanden die Tempel in Jerusalem über tausend Jahre. Während dieser ganzen Zeit gab es Menschen, die sozusagen Tür an Tür mit Gott wohnten.
Juden feiern dieser Tage Chanukka, das Licht im Tempel. Acht Tage und acht Nächte erhellte eine einzige koschere Kerze diesen Tempel, den Eroberer geplündert und verwüstet hatten. Die Kerze hält durch, bis wieder reines Öl zur Verfügung steht. Für Christen ist Jesus der Inbegriff der Begegnung Gottes mit den Menschen, und in der Woche, die nun kommt, feiern wir das Fest seiner Geburt. Wie wäre es, wenn wir wüssten, dass Gott unser Nachbar ist? Wie würden wir leben? Und wissen wir, dass es nicht so ist?
Ich wünsche uns allen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und chag sameach chanukka, beides mit viel Gegenwart Gottes, so viel es (uns) eben möglich ist. Er möge uns bewahren, Sein Name sei gelobt!
Ulf von Kalckreuth
